Im Auftrag der Rache
geführt wurde. Ihre Vorräte hatten sie im hinteren Bereich ihres Wagens gestapelt, und unter einem Vorzelt, das am vorderen Teil angebracht war, kochten sie. In der Nacht war der Zimtfluss teilweise zugefroren, und überall in Aschs Umgebung unterhielten sich die Menschen leise über den Wetterwechsel. Sie befürchteten, dass es mehr als nur ein vorübergehender Kälteeinbruch war und der Winter in diesem Jahr vielleicht sehr zeitig kam.
Es dauerte noch viel länger als üblich, bis die Armee wieder marschierte.
Zuerst brachen die Vorhut und die leichte Kavallerie auf, während sich der Rest der Armee sammelte. Eine dampfende Infanteriekompanie nach der anderen setzte sich auf der Straße in Bewegung, die das Zimtflusstal entlang führte und deren Schneebelag bald zu Matsch zertreten war. Ihnen folgten die Matriarchin und ihre Akolyten, die von weiterer leichter Kavallerie geschützt wurden. Als sich der Gepäcktross endlich in Bewegung setzte, war die Kolonne bereits ungeheuer lang und zog sich unter dunklen Wolken dahin, die mit weiterem Schnee drohten. Der Preis für Kleidung verdreifachte sich innerhalb einer einzigen Stunde.
Sie folgten der Straße und gelangten schließlich in das Stille Tal, das sie nach Westen und auf Tume und das Marschland des Streck zu führte. An der breitesten Stelle maß das Tal fünf Laq, und die Hügel und Berge im Süden waren jenseits der flachen Ebene aus bestellten Feldern und verlassenen Gehöften kaum zu erkennen, während der Zimtfluss in der Mitte ebenfalls breiter wurde. Hier war es so still, wie der Name des Tals es andeutete, denn außer dem Rauschen des Windes war nichts zu hören, so dass dieser Ort ein Gefühl von Einsamkeit und Größe erzeugte.
Am späten Nachmittag ballte sich die Kolonne zusammen, als der hintere Teil gegen den vorderen schob. Aus irgendeinem Grund hatte die Vorhut angehalten. Bald lief das Gerücht umher, die khosische Armee sei vor ihnen gesichtet worden.
Das Erste Expeditionskorps machte sich bereit zum Kampf.
Einer Gruppe von Soldaten aus dem Versorgungszug wurde die Erlaubnis gegeben, sich vom Hauptkontingent zu lösen. Sie galoppierten voran und wollten herausfinden, was an der Spitze los war. Sie hielten ihre breitkrempigen Hüte fest, stießen Kriegsrufe aus und trieben ihre Zele an. Der Rest des Trosses baute sich in einem großen Kreis auf, dessen Rand die Wagen bildeten. Der Tross bewaffnete sich, so gut es ging. Nach einer halben Stunde waren die Preise für Waffen um das Fünffache gestiegen. Anspannung lag in der Luft.
Die Soldaten kehrten nach kurzer Zeit zurück und wurden von den Neugierigen angehalten. Ja, es war eine Armee da vorn, aber nicht von einer Größe, die ihnen Sorgen bereiten musste.
Das Geplapper im Tross wurde immer erregter.
»Wann wird die Armee losschlagen?«, wollte jemand wissen.
»Morgen früh«, erwiderte einer der Soldaten. Heute Nacht würden sie sich ausruhen und bereitmachen, und beim ersten Licht des nächsten Tages würden sie angreifen.
»Und was ist, wenn sie uns zuerst angreifen?«, fragte Asch mit kühler Stimme aus dem hinteren Bereich der Gruppe.
Darüber lachten die anderen, denn sie hielten es für einen Scherz.
Nach dieser Lageeinschätzung besserte sich die Stimmung wieder. Jetzt sprachen die meisten Leute vom Gewinn. Ein Schlachtfeld nach dem Kampf konnte ein Ort für reiche Beute sein. Mit hungrigen Blicken nahmen sie wieder an ihren Lagerfeuern Platz und warteten.
Kapitel dreiundzwanzig
Bärenfell
»Es sind ziemlich viele«, bemerkte Halahan beiläufig und zog an seiner Pfeife, die unter der Krempe seines Strohhutes hervorlugte.
General Glaub ließ nicht erkennen, ob er zugehört hatte. Er stand im kalten Zwielicht auf dem Aussichtspunkt oberhalb des Tales, und das lange Haar hing ihm reglos bis auf die Schultern seines Pelzmantels. Er hatte den Blick auf das ferne Lager der Reichsarmee gerichtet, deren Feuer bereits zu Hunderten leuchteten.
Bahm und der Rest der Offiziere warteten still, während die Farben des Tages allmählich verblassten. Frühe Sterne glitzerten bereits durch Lücken in den Wolken, die in der letzten Stunde dünner geworden waren, ohne dass weiterer Schnee gefallen wäre.
Die Reichsarmee hatte sich für die Nacht auf einem Abschnitt der Straße niedergelassen, der um ein Dorf namens Chey-Wes herumführte. So weit das Auge reichte, bedeckten die Soldaten und ihr Gefolge die Straße und den angrenzenden Talabschnitt, der im Norden durch den Zimtfluss
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