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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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die beiden an. »Der hier … der hier gehört mir.«
    Die Soldaten blinzelten und betrachteten den Zustand des Mannes.
    »Sie haben den Befehl ausgegeben«, sagte der kleinere. »Keine Sklaven machen. Alle außer den Offizieren töten.«
    »Ich gebe einen Dreck auf ihre Befehle«, knurrte der Stammeskrieger. »Der hier gehört mir, habt ihr mich verstanden?«
    »Dir? Du kannst froh sein, wenn du das Ende des Tages noch erlebst.«
    Der Stammeskrieger versuchte, an seine Seite zu greifen. Er fluchte, dann riss er etwas an sich. Eine schwarze Kette hing nun an seiner Hand herunter.
    Erscha keuchte, als er die Kette über Bulls Kopf schob und sie ihm um den Hals legte. An der Kette befand sich ein steinernes Abzeichen.
    »Meiner«, sagte er durch seine zusammengebissenen Zähne.
    *
    Ché und Asch redeten wenig miteinander, während sie sich durch das Hügelland am Rande des Stillen Tales bewegten. Sie versuchten sich vom Schlachtfeld zu entfernen, indem sie sich nach Westen wandten. Südlich von ihnen erhoben sich hohe Berge mit zerklüfteten, eisbedeckten Gipfeln, die immer wieder durch die Bäume hindurch sichtbar wurden, während das Paar sich durch Schluchten und Täler voller Beifuß kämpfte.
    Sie hatten das Innere ihrer weißen Mäntel nach außen gedreht, so dass nur noch das graue, unauffällige Futter zu sehen war. Ché führte das Zel, während Asch im Sattel ritt. Der Farlander war noch schwach. Oft bat er um einen Halt, damit er sich zwischen den Wolken seines eigenen Atems übergeben konnte.
    Sie hatten nichts zu essen. Ché pflückte Beeren auf dem Weg, aber Asch weigerte sich, sie zu essen, denn er behauptete, er würde sie nicht bei sich behalten können. Er litt tatsächlich an einer Gehirnerschütterung, und Ché wusste, dass er den alten Mann eigentlich nicht auf diese Weise transportieren sollte. Aber eine weitere Nacht in der Eiseskälte wäre noch schlimmer für ihn. Asch wirkte nicht wie ein Mann, der das überleben würde.
    Am späten Nachmittag hielten sie auf einem hohen Hügelkamm an. Sie kniffen die Augen gegen den schneidenden Wind zusammen und schauten hinunter auf die weite Überschwemmungsebene, die als das Streck bekannt war. Das fruchtbare Land war von Frost und Schnee weiß bestäubt. Gehöfte und Dörfer sowie Haine aus Gelbkiefern, Birken und Tiq sprenkelten die weiten Felder. Dazwischen erhoben sich Rauchsäulen aus den brennenden Feldern, auf denen noch immer unreifes Getreide wuchs. Auf den schmutzigen Straßen zogen ganze Familien Karren und trieben das Vieh vor sich her, denn sie verließen ihre Heimat.
    Heute war die Luft verblüffend klar. Ché konnte den Simmersee in einer Entfernung von mindestens zehn Laq im Nordwesten erkennen, in dem die Stadt Tume wie ein blasser Fleck trieb. In ihrer Mitte ragte ein schwarzer Splitter hervor; er vermutete, dass es sich dabei um die alte Zitadelle handelte. Unmittelbar im Norden schlängelte sich der Zimtfluss auf den See zu, und neben ihm verlief die geradere Linie der Hauptstraße. Sie war verstopft mit dahinstapfenden Menschen: Es war die khosische Armee, die sich zurückzog.
    »Sie sind nach Tume unterwegs«, verkündete Ché.
    Er blinzelte und betrachtete wieder den großen See sowie die Stadt auf der Insel mitten im Wasser. Ein schwarzer Fleck bewegte sich hoch über der Zitadelle. Es war ein Luftschiff.
    Er schaute hoch zu den Wolken, die immer dunkler wurden. Vermutlich würde es bald wieder schneien. Ché warf einen Blick zurück auf Asch und hoffte, der alte R o ¯ schun würde einen Vorschlag machen. Doch der Kopf des alten Farlanders nickte nur vor Erschöpfung auf und ab.
    »Sparus und die Armee werden bald hier durchkommen«, murmelte Ché wie zu sich selbst. Dann sagte er lauter, damit Asch ihn hören konnte: »Uns bleibt keine andere Wahl.« Er zerrte das Zel weiter auf die Stadt zu.
    *
    Heilige Güte«, sagte Kris und verlagerte ihren Medico-Beutel höher auf den Rücken. »Ich glaube, mir fallen bald die Füße ab.«
    Löckchen sah die ältere Frau an und stellte fest, dass sie nicht mehr die Kraft für eine Antwort hatte. Auch ihre Füße schmerzten fürchterlich, und es war noch schlimmer geworden, seit sie über die harten Planken der Floßbrücke marschierten, die hinüber zu Tume führte.
    Sie waren von den Verwundeten umgeben, die noch gehen konnten. Es waren geschundene Soldaten, die humpelten und schlurften und einander so gut halfen, wie es eben ging. Wie Löckchen waren auch diese Männer so erschöpft, dass

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