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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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Hang hinunter und auf das Wasser zu.
    Gerade noch rechtzeitig konnten sie sich bremsen und halfen einander auf die Beine. Ché schirmte die Augen mit der Hand vor dem blendend grellen Tageslicht ab.
    Aus dem Fenster wurde gefeuert. Keiner sah, wohin der Schluss ging.
    »Wer sind die?«, wollte Löckchen wissen. »Das verstehe ich nicht!«
    »Hier entlang«, sagte Ché und trottete auf den nächsten Bürgersteig zu.
    Die Straßen waren leer. Sie rannten, so schnell sie konnten, aber Ché schwankte immer wieder zur Seite, als ob der Boden unter ihm schräg wäre, und Löckchen musste ihn stützen. Sie liefen, bis sie außer Atem waren, und auch jetzt blieben sie nicht stehen. Einige Augenblicke lang schien es, als würde der Puls in seinem Nacken etwas langsamer. Doch dann schlug er wieder schneller, und er wusste, dass die beiden Diplomaten hinter ihnen her waren.
    »Wohin laufen wir?«, wollte Löckchen wissen, die jetzt eher wütend als verängstigt war.
    Aber Ché konnte ihr nicht antworten. Er übergab sich, während er über den Bürgersteig hoppelte, und steckte sich immer wieder den Finger tief in den Hals, um den Würgereflex auszulösen, denn er versuchte, seinen Magen vom Alkohol zu befreien. »Wir sollten nach Hilfe suchen!«, rief sie und schlang den Arm um ihn, denn sie stand auf sichereren Beinen als er. »Wir müssen Soldaten finden!«
    »Keine Soldaten!«, knurrte Ché, während die Galle seinen Atem versengte. Er rannte weiter und führte sie in die westlichen Bezirke der Stadt. Während des Laufens versuchte er seine Pistole zu laden, aber es gelang ihm nicht, die Patrone einzulegen. Fluchend nahm ihm Löckchen die Waffe ab, lud sie und warf einen raschen Blick über die Schulter. »Sie kommen«, keuchte sie.
    Ché schaute ebenfalls zurück und erkannte nur verschwommene Farben und Umrisse. Er kniff die Augen zusammen. Schwan lief auf der linken Seite der Straße und Guan auf der rechten. Sie hielten ihre Pistolen gesenkt. Die obere Hälfte von Guans Kleidung war versengt und zerfetzt. Schwan zeigte mit dem Finger quer über die Straße. Guan nickte und nahm eine Seitenstraße, in der er sofort verschwand.
    Ché vermutete, dass sie sich jetzt in der Nähe des Hauses befanden, denn hier kam ihm die Straße bekannt vor. Er wollte nicht von Guan überholt werden und wandte sich nach rechts in eine schmale Gasse. Rasch bog er von dort nach links ab, so dass sie nun wieder nach Westen unterwegs waren. Er drehte sich um und zielte mit der Pistole, als Schwan um eine Mauerecke spähte und den Kopf sofort wieder zurückzog. Er blieb stehen und wartete, aber sie zeigte sich nicht mehr.
    »Weiter«, sagte er, und gemeinsam liefen sie an Strohwänden entlang, die Hintergärten begrenzten.
    Abermals drehte er sich um und zielte halbblind auf Schwan. Sie duckte sich, als er feuerte.
    Eine Schwadron Rotgardisten kam in Sicht. Die Männer drehten sich um, als sie den Schuss hörten. Löckchen taumelte auf sie zu, bevor Ché sie davon abhalten konnte. Er blieb zurück, als sie mit den Soldaten sprach und auf ihre Verfolger deutete. Die Männer sahen Schwan, schwärmten aus und liefen auf sie zu.
    Ché näherte sich Löckchen, zupfte an ihrem Ärmel und bedeutete ihr mit einer knappen Kopfbewegung, ihm zu folgen. Nun liefen sie langsamer die Straße entlang, denn sie waren erschöpft. Immer wieder schaute Ché nach rechts und links und suchte nach Anzeichen für Guan und das Haus.
    Etwas flatterte in einem plötzlichen Windstoß über ihnen.
    Es war sein eigener Mantel, der dort aus dem Fenster hing, wo er ihn zum Trocknen zurückgelassen hatte.
    Sie kletterten über die Strohwand hinter dem Haus. Ché fiel und rollte über einen Untergrund aus Holzstückchen. Nachdem Löckchen ihm auf die Beine geholfen hatte, führte er sie durch den Garten und um das Haus herum zur Vorderfront.
    »Hier«, sagte er, während es in seinem Hals heftig pochte. Sie gingen nach drinnen und schlossen die Tür hinter sich. Ché legte den Nachtbolzen vor. Das Haus war genauso, wie er es verlassen hatte. Er stapfte die Treppe hoch und in sein Schlafzimmer, wo er seinen Rücksack hervorholte und darin nach der Phiole mit dem Wildholzsaft suchte. Als er sie gefunden hatte, träufelte er sich einen Tropfen auf die Zunge. Das Mädchen stand in der Tür und beobachtete ihn.
    Ché ging zum Fenster. Er stellte sich daneben und warf einen Blick hinaus.
    Niemand war zu sehen.
    Vorsichtig holte er seinen Mantel herein, der inzwischen knochentrocken

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