Im Auftrag der Rache
war.
Er zog Löckchen ins Zimmer und schloss auch diese Tür, dann setzte er sich mit seiner Pistole aufs Bett und mühte sich bei dem Versuch ab, sie nachzuladen. Schließlich gelang es ihm, und er steckte sie wieder zusammen. Mit der Waffe in der Hand saß er da und wartete. Aus dem Nachbarraum war lautes Schnarchen zu hören.
Das Klopfen der Pulsdrüse schien schwächer zu werden. Zuerst war er sich dessen nicht ganz sicher, doch nach schier endloser Zeit hatte er Gewissheit.
Erleichtert seufzte er auf.
»Jetzt sind wir in Sicherheit«, sagte er und ließ sich mit einem Ächzen auf das Bett fallen. Ihm war noch immer schwindlig.
»Bist du wirklich sicher?«
Er nickte.
»Willst du mir nicht sagen, wer das war?«
»Alte Freunde«, meinte er. »Ich schulde ihnen Geld.«
»Was bist du? Ein Dieb?«
Ché erhob sich unbeholfen, ging wieder zum Fenster und schaute hinaus, aber noch immer war dort draußen niemand zu sehen. Als er sich wieder Löckchen zuwandte, versuchte sie gerade, die Tür zu öffnen und zu verschwinden.
Mit drei Schritten hatte er sie erreicht. Löckchen keuchte auf, als er ihr Handgelenk ergriff. »Warte«, wollte er zu ihr sagen, doch bevor er es konnte, pressten sie sich vor der geschlossenen Tür gegeneinander, und der heiße Atem des anderen trieb ihnen ins Gesicht.
Und sie küssten sich, zerrten aneinander, und alle Gedanken gingen unter in Leidenschaft und Verlangen.
Kapitel vierunddreißig
Das Werfen des Fehdehandschuhs
Ein Soldat der Graujacken brach in der Dunkelheit zusammen, als Halahan an ihm vorbeilief; er war tot, bevor er auf den Boden traf. Halahan hastete durch den Schutt eines eingestürzten Lagerhauses und duckte sich neben Sergeant Jay, der hinter einem umgekippten Wagen hockte. Zu beiden Seiten feuerten Bogenschützen wild über die Barrikade, die die Straße blockierte. Er warf einen raschen Blick über den Wagen hinweg und sah helles Gewehrfeuer in der Nacht.
Schatten flitzten durch das zerstörte Torhaus und hielten sich tief über dem Boden. Hinter ihnen und den Schilden auf der hastig reparierten Brücke sammelten sich weitere Gestalten zu einer zweiten Angriffswelle.
»Wo ist er? Hast du einen Läufer losgeschickt?«, brüllte er in Jays Ohr. Der Sergeant nickte und schaute durch einen Spalt im Holz auf die Schwärme der Reichssoldaten, die nun die Brücke überquerten.
Der Sergeant fuhr unter einer Explosion zusammen; Granaten flogen dem Angriff voraus.
Halahan schaute hoch zu den umliegenden Gebäuden. Ihre Soldaten feuerten mit Gewehren und schossen Pfeile ab; sie boten alles auf, was sie noch hatten. In der Nachtluft über dem See brüllten die Kanonen einander zu, als sich auch die Luftschiffe bekämpften.
Irgendwie waren die Stellungen in den zerstörten Gebäuden neben dem Torhaus gefallen. Nun kamen Berichte über feindliche Einheiten herein, die die zweite Verteidigungslinie von der Seite her aufzubrechen versuchten. Halahan vermutete, dass es Stoßtruppen waren, die heimlich von der Brücke oder vom anderen Ufer hergeschwommen waren. Sie schienen überall am Südufer der Insel anzugreifen, wie Halahan aus dem Gewehrfeuer schloss.
Er runzelte die Stirn, als er sah, wie die Rotgardisten und die Sonderkommandos aus einer Seitenstraße, die sie verteidigt hatten, auf die Hauptstraße zurückwichen. Neben Halahan schoss ein Bogenschütze auf einen Reichssoldaten, der gerade die andere Seite des Wagens erklettern wollte. Weitere kamen nun hinzu; sie heulten wie Wölfe, und der Wagen erzitterte unter ihrem Gewicht. Rotgardisten zu beiden Seiten von Halahan drängten jetzt vor und stießen mit ihren Chartas zu.
Das irre Gesicht eines Mannes starrte ihn an, bevor er getroffen nach hinten kippte und aus Halahans Blickfeld verschwand.
Rasch drehte er sich um und schaute die Straße entlang. Er fluchte, bis er die große, dunkle Gestalt General Glaubs auf ihn zueilen sah; die Leibwächter des Generals drängten sich um ihn.
Halahan rannte auf ihn zu. Das Gesicht des Generals war rot vor Leidenschaft, als er durch den allgemeinen Lärm rief: »Sie greifen uns überall im Süden mit Flößen und Schwimmern an. Wie lange könnt Ihr die Stellung noch halten?«
»Halten? Sieht es etwa so aus, als könnten wir uns halten?«
»Wir haben noch zweitausend Mann in der Stadt. Ihr müsst uns die Zeit verschaffen, sie alle herauszubringen.«
»Ich bin mir unserer Schwierigkeiten durchaus bewusst, General. Aber ich sage Euch, dass wir uns nicht länger halten
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