Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
Vom Netzwerk:
Soldaten vor ihm. »Er kommt heraus.«
    Sie legten die Armbrüste an, während seine Schwester ihre Pistole zog. Minuten vergingen, während der Rauch zwischen den Marktbuden aufstieg. Der Puls an seinem Hals schlug noch schneller.
    Und noch immer gab es kein Anzeichen von Ché. Die Armbrüste schwankten bereits in den Händen der Männer.
    »Er sollte jetzt so nahe sein, dass wir ihn sehen können«, sagte Schwan und zielte mit der Pistole auf den Markt.
    Guan blieb reglos. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ché sollte schon fast über ihren Köpfen schweben.
    »Du glaubst doch nicht etwa, dass …«
    Er wirbelte herum, und seine Schwester tat einen Augenblick später dasselbe. Sie schauten die Straße hinauf und hinunter und beobachteten die Häuser mit den dunklen Fenstern auf der anderen Seite.
    Guan zog seine eigene Pistole und trat dabei ein wenig zur Seite.
    »Schwan«, sagte er, und gemeinsam zogen sie sich so weit wie möglich in den Schatten einer Wand zurück.

Kapitel achtunddreißig
    Die Kunst des Cali
    Ché wusste, dass sie nie aufhören würden, ihn zu jagen. Er musste ihnen zuvorkommen. Und so schlich er ihnen über die Hausdächer nach und hatte sie fast erreicht, als sie sich in den Schatten einer Mauer zurückzogen.
    Sie hatten die Soldaten vor seiner Gegenwart gewarnt, so dass sich die Männer nun umschauten und ihre Waffen hierhin und dorthin richteten. Ché blieb in gebückter Haltung auf der dunklen Seite der Satteldächer und sorgte dafür, dass er nicht zu sehen war, wenn er sich bewegte. Weitere Soldaten befanden sich links von ihm; sie lauerten in Häusern und Gärten. Hin und wieder sah er Stahl aufblitzen oder hörte ein Husten. Er konnte nur hoffen, dass er von keinem dieser Männer bemerkt wurde.
    Schwan und Guan zogen sich in Richtung eines Tempels am Ende der Straße zurück, hinter dem der See sichtbar war. Offenbar gefiel ihnen der Gedanke nicht, Ziele für einen Scharfschützen abzugeben.
    Es war eine Schande, dass er keine funktionierende Pistole besaß.
    Der Tempel erhob sich am Ende der Dachreihe. Ein zweigeschossiges angebautes Wohnhaus schloss sich still und dunkel daneben an. Die Zwillinge blieben stehen und sprachen mit einigen Soldaten, worauf die Männer entlang der Häuser ausschwärmten. Ché hörte, wie unter ihm Türen eingetreten und Räume hastig durchsucht wurden.
    Er ging wieder in die Hocke und beobachtete, wie die beiden Diplomaten Straße, Fenster und Dächer betrachteten und dann im Tempel verschwanden. Sie ließen die Tür offen.
    Er hängte sich an den Rand des Daches und sprang hinunter in die Gasse zwischen den Häusern und dem Tempel. Nach einem raschen Blick in beide Richtungen huschte er um die Hinterseite des Gebäudes herum, wo sich ein kleiner Garten anschloss, und benutzte dabei dessen niedrige Mauer als Schutz. Im Haus leuchtete plötzlich ein Fenster auf; eine Kerze flackerte dahinter.
    Er schlich hinüber zum anderen Ende des Anbaus und spürte das weiche und schlüpfrige Seekraut unter den Stiefeln.
    Der Lärm der Soldaten blieb hinter ihm zurück. Das Gewehrfeuer im Süden war lauter geworden, seit er zum letzten Mal darauf geachtet hatte. Irgendwo dort musste Löckchen jetzt sein. Er hoffte, dass sie es zum Sammelpunkt schaffte.
    Wie seltsam, dachte er. Er befand sich hier auf Khos, in Tume, auf diesem Simmersee und versuchte seine eigenen Leute umzubringen, während er hoffte, dass wenigstens ein Mitglied des feindlichen Volkes fliehen konnte.
    Er spürte, wie falsch dieses Wort jetzt geworden war: Feind . Es klang kindisch.
    Über dem See stieg ein weiteres Leuchtfeuer auf. Er schloss das rechte Auge, damit er weiterhin im Dunkeln sehen konnte, und wartete, bis das grelle Licht wieder zur Erde zurückgefallen war. Er erkannte ein Fenster über sich – und einen Baum, der sich diesem Fenster zuneigte.
    In der dichter werdenden Dunkelheit nahm Ché sein Messer heraus, klemmte es sich zwischen die Zähne und kletterte an der rauen Borke hoch, bis er auf jenem Ast hockte, der sich gegenüber dem Fenster befand. Er sah nichts als einen dunklen Raum und eine offene Tür; in einen Korridor sickerte sanftes Licht aus einer unsichtbaren Quelle hinter einer Biegung.
    Ché beschloss, dass jetzt nicht die Zeit für Feinheiten war. Er musste sie hart und schnell angehen und hoffen, dass er überlebte. Sein alter Übungspartner in Q’os hatte Recht gehabt, wie er erkannte, als er die Hand nach dem Fenster ausstreckte und es öffnete. Die Cali-Ausbildung

Weitere Kostenlose Bücher