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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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seinen Magen presste. Er war alt genug zu wissen, dass es sich nur um ein Messer handeln konnte.
    Das maskierte Gesicht eines Akolyten schwebte dicht vor seinem eigenen.
    »Wo ist sie?«, drang eine tiefe Stimme hinter der Maske hervor.
    »Wer?«, fragte er in dem Versuch, Zeit zu gewinnen.
    »Sascheen. Wo ist sie?«
    Heelas hob die Hände. »Woher soll ich das wissen? Ich bin bloß ein Kurier.«
    » Runter mit den Händen! «, zischte der Mann. »Ich sehe, dass du lügst. Beantworte meine Frage, oder ich werde dich auf der Stelle töten.«
    Heelas richtete sich auf. Das war es also , dachte er. Ein Messer im Bauch und die Nase voll vom Gestank fauler Eier .
    »Glaubst du, dass du mir Angst machen kannst?«, meinte er. »Ich sehe deine Augen, Farlander. Du hast sowieso vor, mich zu töten. Dann tu es halt.« Er klopfte sich laut gegen die Brust. »Ich bin bereit.«
    Eine Hand schoss hervor, packte seine Robe und hielt ihn fest.
    Das Messer drang durch den Stoff und in die Haut über seinem Bauch. Dort blieb es, einen Fingerbreit in ihm, und er spürte das warme Blut in die Schamhaare und an den Schenkeln herab laufen.
    Heelas erbleichte. Die Schmerzen waren nichts und gleichzeitig alles.
    Heelas hatte über die Jahre seinen Anteil an persönlichen Säuberungen erhalten. Er wusste inzwischen, wie er mit Schmerzen umzugehen hatte, und so nahm er all seine Willenskraft zusammen und zwang sich, im Einklang mit ihr Entspannung zu suchen.
    »Wenn ich schreie, sind innerhalb eines Augenblicks ein Dutzend Männer hier.«
    »Dann schrei.«
    Heelas schaute sich um. Priester und Akolyten kamen und gingen durch den Schein der Laternen. An einer gegenüberliegenden Mauer entledigte sich ein Erschießungskommando gerade einiger Überlebender der Heimatwache von Tume. Weitere Soldaten schlichen um eines der Lagerhäuser in der Nähe herum, aus dem sie Kisten mit Granaten und anderer Munition heraustrugen. Er könnte nach ihnen rufen, aber dann wäre er sofort tot.
    Es ist doch alles egal. Sie stirbt sowieso .
    »Du kommst nicht an sie heran«, sagte er kühl. »Sie befindet sich im Versunkenen Palast, tief im Herzen des Felsens.«
    »Beschreibe mir diesen Ort.«
    Er tat es und dachte währenddessen verwundert, was Geist und Körper nicht alles unternahmen, um das Leben wenigstens einen kostbaren Augenblick länger zu behalten.
    Das Fleisch ist stark , dachte er.
    Gerade als er fertig war, stieß der Mann dreimal zu, so schnell wie eine zubeißende Schlange. Er ging weg, als Heelas auf die Knie sackte und sich den zerfetzten Bauch mit den Händen hielt.
    »Helft mir«, keuchte Heelas, aber niemand hörte ihn.
    Es war zu spät für Hilfe. Er fiel seitwärts auf den Boden.
    Als sein Kopf auf den Planken des Bürgersteigs lag, keuchte er und schaute auf die verstreuten Kieselsteine, die wie Felsen in der Wüste wirkten.
    Eine Ameise arbeitete sich durch diese Landschaft. Er sah, wie sie kurz ihre Antennen in seine Richtung ausstreckte, als er sterbend dalag, und dann weiterlief.
    *
    Ché glaubte, sie sei tot, als er ihren Körper aus dem Kanal zog und auf das Seekraut legte. Aber Löckchen prustete, als er hart gegen ihren Magen drückte, und dann rollte sie sich auf die Seite und hustete.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte er sie.
    Sie wischte sich über den Mund; es dauerte eine Weile, bis sie die Stimme wiedergefunden hatte. »Ich glaube schon.«
    Die Straße jenseits des Kanals war ein brüllendes Inferno. Löckchen saß zitternd da, während sie hinüberstarrten, und er hielt sie in den Armen, bis sie sich allmählich beruhigte.
    Das Kitzeln in seinem Nacken war inzwischen zu einem stetigen Pochen geworden. Er schaute sich um. Die Gebäude auf dieser Seite warfen das Licht der Feuer zurück, und die enge Straße war mit den Trümmern der Plünderung übersät.
    Sie sind in der Nähe .
    »Du musst jetzt gehen«, sagte er, als er Löckchen auf die zitternden Beine half. Das Wasser rann an ihrer Kleidung herunter.
    »Und was ist mit dir?«
    »Ich muss erst noch etwas zu Ende bringen, bevor ich zu dir kommen kann.«
    Sie runzelte die Stirn und schaute die leere Straße entlang.
    »Du wirst es schaffen«, sagte er. »Du musst nur vorsichtig sein.« Als er sprach, spürte er ein plötzliches Gefühl der Schuld, weil er sie auf diese Weise ziehen ließ.
    »Hier«, sagte er und drückte ihr seine Pistole in die Hand.
    »So etwas habe ich noch nie benutzt.«
    »Es wird auch jetzt nicht nötig werden. Sie ist nass geworden. Man

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