Im Auftrag der Rache
gebrochen zu sehen, und dann schämte er sich für dieses Gefühl.
Was haben sie mit uns gemacht? , dachte er, als er dem angstvollen Geplapper des Mannes zuhörte. Was haben sie mit unserem Verstand gemacht?
Unvermittelt blieb Gadeon stehen, drehte sich zu Bahm um und packte ihn mit seinen klauenartigen Händen. »Lassen sie uns frei?«, fragte er laut; er schrie es beinahe. »Ist es so?«
Jemand sagte ihm, er solle leise sein. »Sag es mir, Bahm!«, brüllte er. »Ich kann nicht weitergehen, wenn sie …« Bahm drückte ihm die Hand auf Mund und Nase. Der Mann wehrte sich und versuchte Luft zu holen.
Einen Moment lang behielt Bahm grimmig seinen Griff bei; er wollte nur, dass der Mann still war, selbst wenn er dafür sterben musste.
Eine Hand packte seinen Arm und zog ihn zurück. Es war Chilanos. Er stieß Gadeon nach vorn und zurück in die Reihe und folgte dem Mann, während er ihm den Arm auf die Schulter legte.
Bahm taumelte ihnen nach.
Ja , dachte er. Sie spielen mit unseren Köpfen. Sie lassen uns diese Nacht träumen, und wenn ich aufwache, stecke ich wieder in diesem Loch und warte auf meinen Tod .
Er sah sich um und erkannte, dass sie das Lager bereits hinter sich gelassen hatten und auf die offene Ebene hinausstolperten. Die Dunkelheit war hier wie eine Umarmung.
Bahm stieß mit Chilanos’ Rücken zusammen, denn der Mann war plötzlich stehen geblieben. Er spähte nach vorn durch den Regen und sah, dass auch Gadeon angehalten hatte, genauso wie der Mann vor ihm. In der Dunkelheit erkannte er Bull, der die Hand hob und damit Schweigen befahl. Langsam bewegte der große Krieger den Kopf nach links und rechts.
»Halt!«, drang eine Stimme durch die Finsternis vor ihnen, und dann platschten Schritte durch den Matsch. »Macht Meldung!«
Stahl kratzte gegen Leder. Bull verschwand in die Nacht hinein.
Zwei Klingen fuhren gegeneinander. Ein weiterer Ruf ertönte von links. »Bericht abgeben!«
Schritte rannten auf sie zu. »Bericht, habe ich gesagt!«
Das ist die Wirklichkeit , dachte Bahm. Das ist keine Einbildung .
»Geht«, drängte Bahm seine Kameraden in einem plötzlichen Aufwallen von Panik. Er packte einen Mann am Arm und schob ihn nach vorn in die Dunkelheit. »Geht«, wiederholte er und versuchte, sie alle anzutreiben. Nun endlich setzte sich die ganze humpelnde, schlurfende Gruppe wieder in Bewegung.
Sie kamen in der Finsternis an Bull vorbei. Der Mann wirbelte von etwas weg und gab ihnen das Zeichen, sie sollten weitergehen.
»Alarm!« brüllte ein Mann. »Alarm!«
Die Männer keuchten auf, als sie durch den Seitenarm eines Flusses platschten. Sie halfen einander hindurch und die andere Böschung hoch. Bahm fiel hin und schluckte einen Mundvoll schlammiges Wasser. Der Regen prasselte auf den Fluss.
Bahm übergab sich, kam wieder auf die Beine und kroch das andere Ufer hinauf.
Er drehte sich um und sah nach Bull. Der Mann stand am Rande des Seitenarms; seine Gestalt erhob sich schwarz vor den Lagerfeuern. Er hatte Bahm und den anderen den Rücken zugewandt, und in seiner Hand steckte ein blankes Schwert.
Jemand versuchte Bahm wegzuzerren. Er drehte sich um und folgte den anderen hüpfend und humpelnd. Sie liefen, bis ihnen die Herzen beinahe platzten, und zerstreuten sich in der Nacht wie Phantome.
Kapitel vierundvierzig
Eine Mutter
Rauch trieb aus dem Kamin des Bauernhauses und erhob sich vom Dach einer verfallenen Hütte dahinter. Gegen die Seite des Hauses lehnte sich ein Anbau aus verfaulten Planken, dessen Boden mit Stroh bedeckt war, das sich bis auf den schlammigen Hof ergoss, auf dem Hühner eifrig damit beschäftigt waren, Körner zu picken. Am Rande einer Einzäunung ging ein altes Zel langsam umher. Es kaute zufrieden und vertrieb mit Schweifschlägen die spätherbstlichen Fliegen. Dahinter erhoben sich in der Ferne die südlichen Berge, an deren Flanken silberne Wasserfälle glitzernd das Sonnenlicht einfingen.
Nicos Mutter stürmte aus der Küchentür. Sie nahm einige Holzscheite von einem Stapel, der gegen die gekalkte Wand des Hauses lehnte, und ging dann rasch hinüber zu der rauchenden Hütte, wobei der schmutzige Saum ihres Rocks über den Boden schleifte. Heute Morgen trug sie ihr rotes Haar zusammengebunden; es leuchtete in einem tiefen Glanz.
Asch sah ihr zu, wie sie den matschigen Weg entlangging, und blieb so unvermittelt stehen, als wäre er gegen eine Mauer gelaufen. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.
Er trat auf sie zu, als sie die Räucherhütte
Weitere Kostenlose Bücher