Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
Vom Netzwerk:
deutlich spürte.
    In Trümmern, Asch. In Trümmern .
    Immer wieder musste er an Sato denken und an all jene, die getötet worden waren, als die Mhannier zugeschlagen hatten – vor allem an die wenigen überlebenden Kameraden der Volksrevolution, die dasselbe Schicksal der Verbannung erlitten hatten wie er selbst.
    Er sollte Wut empfinden. Aber er empfand nur Verzweiflung und Einsamkeit. Diese Gefühle nahmen zu, als er die unablässige Bombardierung der fernen Mauern beobachtete. Sobald diese Stadt fiel, würde die ganze Insel fallen, und dann würde der Rest der Freien Häfen ausgehungert werden. Die Finsternis würde die Flamme erobern.
    Seltsam, dass er erst jetzt eine Verbindung zu diesem Volk verspürte, wo er alles an Mhann verloren hatte und die Khosier der Niederlage ins Auge blicken mussten. Aber vielleicht war das gar nicht so seltsam. Mit Nico war es genauso gewesen. Er hatte sich dem Jungen gegenüber nicht öffnen können, weil er den Gedanken nicht ertragen hatte, ihn möglicherweise wieder zu verlieren, so wie er alles andere verloren hatte, das ihm je etwas bedeutet hatte, seit er aus dem alten Land vertrieben worden war.
    Er begriff, dass er sein Leben verschwendet hatte, und das konnte er kaum ertragen.
    Wir hätten uns den Widerständlern anschließen sollen, als sie Osch o ¯ geschrieben haben.
    Wir hätten Partei ergreifen sollen .
    Asch trank auf das Volk von Bar-Khos und tat einen tiefen Zug.
    Der alte R o ¯ schun sang traurige Trinklieder aus Honschu, während er sich durch den Rest der Flasche arbeitete. Er wurde immer müder und betrunkener und zitterte immer stärker vor Kälte. Am Schluss quoll nur noch ein einziger Tropfen aus der Flasche und traf seine Zunge.
    Asch drückte sich die leere Flasche gegen die Brust. Er sprach hinein.
    »Hallo«, sagte er mit spöttischer Stimme, die durch das Echo aus dem Glas tiefer klang. »Ich bin gestrandet. Ich kann nirgendwo mehr hingehen. Schickt Hilfe. Schickt mehr zu trinken.«
    Er konzentrierte sich einige Augenblicke, drückte den Korken wieder auf die Flasche und schleuderte sie so weit wie möglich von sich.
    Seine Lider sackten herunter. Es war müde. Er war an der Zeit schlafen zu gehen.
    Asch legte sich auf den Fels und rollte sich zu einer Kugel zusammen. Sofort schnarchte er.
    Der Schneeregen wurde heftiger.
    *
    In seinen Träumen kletterte Asch aus dem Tal auf das Kloster von Sato zu. Mit jedem Schritt, den er machte, wurde der Hang steiler.
    Er kämpfte sich weiter voran, versuchte sich zu beeilen und wollte unbedingt einen Blick auf seine Heimat in dem Wald aus Malibäumen werfen, die im Wind zitterten.
    Zuerst konnte er sie nicht sehen, auch als er schon sehr nahe war. Panik erfüllte ihn, als er zwischen den Bäumen umherlief. Und am Ende blieb er vor einem großen Berg aus rauchender Asche stehen.
    Er konnte nicht begreifen, was er sah.
    Es muss ein Irrtum sein , dachte er. Ich bin schon so alt, dass ich das falsche Tal hochgewandert bin .
    Auf Gesicht und Lippen spürte er das sanfte Fallen der Asche. Sie fühlte sich seltsam kalt an und war so geschmacklos wie Eis.
    Asch kniff die Augen zusammen und betrachtete die Trümmer eingehender.
    Aus der Mitte des Ascheberges ragte ein einzelner junger Malibaum hervor. Seine bronzefarbenen Blätter zitterten in einem Windstoß, den Asch nicht mehr spüren konnte. Schon zerstreute der Wind die Asche.
    *
    Eine Gestalt kämpfte sich durch den niedergehenden Schneeregen. Sie trug ein Bündel Treibholz in den Armen und bückte sich gelegentlich, um einen weiteren Zweig oder eine zerbrochene Planke aufzuheben, die von den Wellen angespült worden war. Die Gestalt blieb stehen, als sie auf einen zusammengekauerten Mann stieß, der auf einem Felsen lag. Er zitterte und jammerte etwas im Schlaf.
    » Hmf «, sagte Mier und stieß ihn mit der Zehenspitze an.
    Der Schlafende ächzte stärker und regte sich ein wenig, erwachte aber nicht.
    »Ein alter Farlander-Narr«, murmelte er. »Du wirst erfrieren, wenn du die ganze Nacht hier schläfst.«
    Mier seufzte, ließ den Armvoll Holz fallen, hob den Mann mühsam auf und warf ihn sich über die Schulter. Er verteilte dessen Gewicht, drehte sich um und ging dorthin zurück, von wo er gekommen war, vorbei an den Klippen und weit weg von den Baracken.
    *
    Asch durfte nicht mehr so aufwachen: mit steifem Nacken und an einem Ort, den er nicht erwartet hatte.
    Nach dem schwachen Tageslicht zu urteilen, das hinter ihm hereindrang, war es früher Morgen. Der

Weitere Kostenlose Bücher