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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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konnte.
    Hinter Baracha sah er Serèse und Aléas auf groben Betten im Zelt sitzen und Karten spielen. Sie drehten ihm die Köpfe zu und starrten ihn mit offenen Mündern an. »Asch!«, riefen sie gleichzeitig aus, sprangen auf und eilten ihm entgegen.
    Wärme erfüllte seinen Körper, als sie ihn umarmten. Er machte sich von ihnen los, denn bei dieser offenen Zurschaustellung von Gefühlen war ihm unwohl zumute. Er deutete mit dem Kopf auf Barachas linken Armstumpf, der nun in einem Lederfutteral steckte. »Ist er gut verheilt?«
    »Ja, ziemlich gut. Aber er juckt verdammt heftig.«
    Ja , dachte Asch und erinnerte sich an Osch o ¯ und dessen fehlendes Glied. Er hatte sich oft an seinem Holzbein gekratzt, das in seinem Unterbewusstsein noch immer aus Fleisch und Knochen bestanden hatte.
    Plötzlich redeten alle durcheinander. Asch unterbrach ihre Fragen mit einer Handbewegung. »Ist die Urne, die ich dir gegeben habe, in Sicherheit?«, fragte er.
    »Natürlich«, brummte Baracha. »Ich habe sie Aléas gegeben, damit er auf sie aufpasst.«
    Aléas ging ins Zeltinnere und holte die Urne mit Nicos Asche unter seinem Bett hervor. Erleichterung durchspülte Asch mit so großer Macht, dass er einen Moment lang zitterte.
    »Komm«, sagte Baracha. »Wir bringen dich zu den anderen!«
    *
    »Dann hast du also gehört, was passiert ist?«, fragte Baracha über die Schulter, während er voranging.
    »Ja, von unserem Agenten in Khos.«
    »Wir haben die Hälfte unserer Leute bei dem Angriff verloren. Als Osch o ¯ erkannte, dass die Lage hoffnungslos ist, hat er allen Überlebenden befohlen, ins Beobachtungshaus zu gehen. Die Mhannier sind abgezogen, ohne zu wissen, dass wir dort waren.«
    Asch blieb stehen; seine Stiefel steckten tief im Schnee. Nun roch er die Reste der Asche.
    »Wie ist Osch o ¯ gestorben?«
    Baracha hielt kurz inne und drehte sich zu ihm um.
    »Wir haben ihn beim Tor gefunden, umgeben von den anderen. Sie haben dort bis zum Schluss Widerstand geleistet, damit der Rest von uns es bis zum Beobachtungshaus schafft.«
    »Und Kosch?«
    »Er ist jetzt viel dünner als damals. Und er trinkt mehr denn je.«
    »Aber er lebt?«
    »Komm und sieh selbst.«
    Das war mehr, als Asch zu hoffen gewagt hatte. In einem anderen Zelt, aus dem der Rauch aufstieg, saß Kosch auf einer Pritsche und redete mit einer Gruppe von Lehrlingen.
    Sein alter Kamerad riss den Mund weit auf, eilte auf ihn zu, und in seinen Augen glitzerte es. »Du lebst«, keuchte er auf Honschu und packte Asch mit ausgestreckter Hand, als wollte er sich seiner Existenz vergewissern.
    »Es tut gut, dich zu sehen, alter Freund«, sagte Asch, als sie sich umarmten. »Es tut verdammt gut, euch alle zu sehen.«
    *
    Im größten Zelt des Lagers versammelten sich die verbliebenen R o ¯ schun in lärmender Aufregung. Sogar der Seher war aus seiner Hütte gekommen und begrüßte Asch freundlich.
    Insgesamt waren es vierundzwanzig Überlebende; viele von ihnen waren Lehrlinge oder jüngere Ordensmitglieder. Es waren in der Mehrzahl die Älteren gewesen, die an den Toren gestanden und gekämpft hatten, damit die anderen fliehen konnten. Er sah Dehn von den Grünen Inseln sowie den listigen Hull und auch die beiden Nevar e ¯ s-Brüder, die wie immer zusammensaßen.
    Sie schürten das Feuer in der Grube, während draußen vor dem Zelt der Wind heulte. Alkohol und genug Essen für ein Festmahl wurden hervorgeholt. Anscheinend hatten sie ausreichende Vorräte. Baracha erklärte, dass sie etliches aus Cheemhafen mitgebracht hatten und hier nun auf die Rückkehr jener wenigen R o ¯ schun warteten, die noch vermisst waren. In der Zwischenzeit überlegten sie, was sie tun sollten. Die Meinungen waren noch immer geteilt. Die jüngeren Überlebenden wollten eine Vendetta gegen das Reich von Mhann aussprechen, obwohl der R o ¯ schun-Kodex so etwas verbot. Andere wie Baracha waren dafür, irgendwo anders das Kloster wieder aufzubauen und weiterzumachen, falls es ihnen gelang, einen sicheren Ort zu finden.
    Asch fragte sich, wie viele noch unentschieden waren.
    Als Mier und Coya endlich eintrafen, stand Asch rasch auf und stellte sie vor. Mier lächelte, während Coya, der sich auf seinen Stock stützte, zur Begrüßung nickte.
    »Das sind Freunde«, sagte Asch zu den anderen. »Sie sind hergekommen, weil sie uns ein Angebot machen wollen.«
    Die R o ¯ schun im Zelt regten sich; ihnen schien plötzlich unwohl zumute zu sein.
    »Und was ist das für ein Angebot?«, fragte

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