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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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ihr Ziel erreicht hatten. Hier, tief unter den Katakomben des Hypermorums, schmeckte die Luft abgestanden und schal.
    Kira stieg aus und ging zu einer schweren Eisentür in der Wand. Als sie sich ihr näherte, trat ein Priester aus einem kleinen Raum und öffnete sie. Er verneigte sich tief, als Kira über die hohe Schwelle in das kleine zylindrische Zimmer dahinter schritt. Die Glaswände waren glatt, und sie fühlte sich, als stünde sie in einer Flasche. Eine weitere runde Eisentür versperrte den Durchgang auf der gegenüberliegenden Seite.
    Dunkelheit breitete sich aus, als das Licht langsam verdämmerte. Das Zischen übersprühte sie wie feine Gischt; es roch nach Kiefern und Meer.
    »Die Zugangsberechtigung bitte«, sagte eine Stimme überall um sie herum.
    »Acht-sechs-null-vier-neun-neun-eins.«
    Die innere Tür wurde knirschend geöffnet. Kira trat in das Licht dahinter.
    *
    Der Bunker war ein Mausoleum für all jene, die hier lebendig begraben worden waren. Die Eisentüren dienten nicht nur dazu, andere fernzuhalten, sondern schlossen auch alle in seinem Inneren ein.
    Die Priester und Sklaven, die hier unten lebten, würden nie wieder den Himmel sehen. Einige hatten sich für diese Existenz im Schatten freiwillig gemeldet, aber die meisten hatten keine Wahl gehabt. Die trockene, gefilterte Luft, die durch diese Räume strömte, war gesättigt mit aufgegebenen Hoffnungen und auf ewig unterdrücktem Verlangen. Leise Unterhaltungen drangen aus den Teichen, den Salons und Käfigen des Harems. Stille atmete aus den Bibliotheken und Kartenräumen. Ein nackter Junge, der auf einem Podest in einem Marmorgang stand, sang ein Lied, in dem die Eifersucht der Liebenden gefeiert wurde.
    Kira stand in den Lichtstreifen der Gaslampen, die so hell wie das Tageslicht waren. Die Wände waren mit Ledertapeten verkleidet, auf denen Jagdszenen gemalt waren. Im Vorzimmer roch es nach Feuchtigkeit und Verfall, obwohl Kira frische Düfte auf Haut und Kleidung aufgetragen hatte.
    Vier andere Personen standen in verschiedenen Positionen in dem Raum. Octas Lefall war hier, der berühmte Onkel von Romano. Er lehnte gegen den Sims eines dekorativen Kamins, während er an seiner gewaltigen Nase entlang auf Kira starrte und so wirkte, als habe ihn die Nachricht vom Tod der Matriarchin sehr erfreut. Die anderen standen drüben am Tresen und unterhielten sich im Flüsterton miteinander.
    Kira erwiderte Octas’ Starren mit einem genauso eisigen Blick. Heute würde sie ihm nicht den kleinsten Sieg gönnen, indem sie ihre innersten Gefühle kundtat.
    Alle verstummten, als eine zweiflügelige Tür geöffnet wurde. Rasch stellten sie sich in einer Reihe auf, fielen auf die Knie und senkten tief die Köpfe.
    Der hochlehnige Stuhl knirschte, als er von einem stämmigen Priester hereingeschoben wurde. Der Mann, der darauf saß, hielt die Augen hinter einer Brille mit Goldrand geschlossen. Unter der halb offen stehenden Seidenrobe war er nackt, und seine uralte, runzlige Haut war mit Leberflecken und einigen drahtigen weißen Haaren bedeckt. Der kahle Kopf zuckte hin und her, als der Rollstuhl vor ihnen stehen blieb. Der Priester, der ihn geschoben hatte, zog sich aus dem Raum zurück und schloss die Tür.
    Ruckartig öffnete Nihilis die Augen.
    Seine wässerigen Augen wirkten hinter den dicken Brillengläsern übergroß und gehässig.
    »Kira!«, blaffte er. Die Stimme klang so abgenutzt und kratzig, wie es seine hunderteinunddreißig Jahre erwarten ließen. »Deine Tochter liegt tot auf der Insel Khos. Ich spreche dir mein Beileid zu deinem Unglück aus. Möge man sich an sie wegen ihrer Stärken und nicht wegen ihrer vielen Schwächen erinnern.«
    Kira verneigte den Kopf noch tiefer, um ihre plötzliche Wut zu verbergen.
    Er läutete ein winziges Glöckchen, das in seinem Schoß lag. Die Spitzen seiner Finger waren pechschwarz.
    Ein weiterer Priester trat ein, schritt schweigend über den dicken Teppich und gab ihm ein Kristallglas mit Königlicher Milch. Nihilis schmatzte mit den Lippen, als er einen Schluck nahm. Die Farbe kehrte in sein Gesicht zurück, und er richtete den Oberkörper auf. Die Robe fiel weiter auseinander und enthüllte die silbernen Stacheln in den Brustwarzen und Genitalien.
    Unter ihren Lidern hinweg beobachtete sie ihn. Sie hasste ihn genauso sehr, wie sie ihn fürchtete.
    »Was sollen wir jetzt tun? Es scheint, dass wir einen leeren Thron haben, der nach einem neuen Inhaber ruft.«
    Octas Lefall räusperte sich als

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