Im Auftrag der Rache
tauschten die jüngsten Gerüchte aus und behaupteten, die Matriarchin sei an den Wunden gestorben, die sie in der Schlacht von Chey-Wes empfangen hatte.
Asch wünschte sich, es würde stimmen. Er hörte kaum zu, als sie langatmig beschrieben, wie die Reichstruppen jetzt gegen sich selbst kämpften, die Verteidigung des Schildes ins Wanken geriet und Kharnosts Mauer kurz vor dem Fall stand.
Asch verlor das Ylang-Spiel, denn er konzentrierte sich nicht mehr darauf. Er war wieder betrunken und brauchte dringend einen Spaziergang. Daher entschuldigte er sich, nahm seine Flasche und trat nach draußen. Tote Blätter bedeckten die Pfade, waren zu großen Haufen gegen die Hauswände getrieben worden und machten das Gehen schwierig. Der Wind brachte heute eine schneidende Kälte mit. Es hatte den Anschein, dass der Winter in diesem Jahr früh einsetzen würde.
Am Rand der Untiefen entdeckte er Mier in der Nähe der Brandung. Der Mönch saß unter einem offenen Anbau, der auf den Ozean hinaus blickte, und eine Gruppe Kinder hatte sich um ihn versammelt. Asch blieb stehen, senkte die Flasche mit Cheem und sah zu.
Der Mönch hielt eine Schiefertafel und ein Stück Kreide hoch. Er brachte den Kindern das Schreiben bei. Sie lachten und machten ein Spiel daraus.
Asch empfand so etwas wie Frieden, als er diese Szene betrachtete. Er ging einige Schritte auf die Felsen zu und setzte sich mit seiner Flasche. Hier konnte er die Gruppe noch hören und war gerade außerhalb der Reichweite der Gischt.
Dort draußen schaukelte ein Fischerboot in der schweren Dünung und kämpfte sich auf den Hafen zu. Seine Segel waren zerfetzt, und die Mannschaft mühte sich mit den Rudern gegen die Strömung ab. Eine harte Arbeit, dachte Asch.
Er kam zur Ruhe. Gedanken durchsegelten ihn wie fallendes Laub, kurz erspäht und schon wieder verschwunden.
Eine Schneeflocke verfing sich in seinen Wimpern. Er blinzelte sie weg und schaute hoch zu den Wolken. Weiterer Schnee rieselte herunter.
»Seht, Kinder, Schnee!«, hörte er den Mönch hinter sich ausrufen.
Sofort hatten sie den Unterricht vergessen, jagten über die Felsen und freuten sich an den winzigen Eiskristallen aus dem Himmel.
Der Wind strich kalt über Aschs Zähne, als dieser lächelte.
*
Der Mönch näherte sich ihm, als die Abenddämmerung einsetzte. Er hielt eine lange Angelrute in der Hand.
»Du siehst hungrig aus, mein trauriger Freund.«
Aschs Magen antwortete mit einem deutlich hörbaren Geräusch.
»Folge mir. Wir fangen ein paar Fische und genießen ein gemeinsames Abendessen.«
Er stimmte zu, und sie fanden eine flache Stelle vor dem brausenden Wasser, während die Sterne hervorkamen und langsam den Nachthimmel mit ihren zahllosen Lichtern erhellten. Mier warf die Leine so weit wie möglich aus und summte beim Warten ein Lied.
»Ich dachte, die Mönche von Khos essen nicht das Fleisch der Fische«, sagte Asch nach einer Weile und blickte in den östlichen Himmel, wo nun die Sternbilder zu sehen waren.
Mier holte die Angelleine langsam ein und warf den Haken wieder aus. Dann setzte er sich.
Es verging eine Minute, bevor er sagte: »Ich muss dir ein Geständnis machen. Ich bin kein echter Mönch.«
Asch sah, dass er es ernst meinte.
»Hast du schon von falschen Mönchen gehört?«
»Natürlich. Seit dem Krieg dürfen nur Mönche um Geld betteln.«
Der Mönch, der kein Mönch war, stieß laut die Luft aus. »Ich finde, es ist eine praktische Art zu leben, wann immer ich hier bin. Es passt zu mir.«
»Warum sagst du mir das?«
»Weil es kein Geheimnis ist. Wenn mich jemand direkt danach fragte, sage ich es ihm. Und den meisten Leuten hier ist es egal, wer oder was man ist. Ich habe ihnen geholfen, wenn ich konnte, im Gegensatz zu den meisten Mönchen, die du auf dieser Insel findest und die sich in ihren Heiligtümern eingeschlossen haben. Selbst in den wenigen Monaten, die ich im Kloster verbracht habe, hatte ich den Eindruck, dass sich die meisten von ihnen lieber mit Dogmen und Politik als mit dem richtigen Weg beschäftigen.«
Mier sah Asch von der Seite an, als ob er seine Reaktion vorauszusagen versuchte. »Außerdem werde ich wieder auf Reisen gehen, sobald der Frühling kommt.«
»Aber ich habe im Hochsitz gehört, dass du jeden Tag Wache im Schrein hältst und tief in Meditation versunken bist.«
»Pah. Sie nennen es so, wie sie es nennen wollen. Ich sitze lediglich im Schrein herum und sehe zu, wie sich die Welt dreht.«
Asch erkannte die Ironie, die
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