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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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bewegte sich ein Akolyt. Er trug ein Langgewehr über der Schulter und schlenderte auf dem Dach umher, wobei er gelegentlich anhielt und auf die Straßen hinuntersah. Asch drehte sich um und betrachtete die Dächer auf der anderen Seite des Theaters. Auf denjenigen, die flach waren, sah er weiße Gestalten, die ins Tageslicht traten.
    Vor ihm öffnete sich die Tür mit einem lauten Quietschen.
    Asch blieb wie angewurzelt stehen.
    Die Tür des Theaterdachs befand sich in der großen Betonhand in der Mitte, weit entfernt von der Stelle, an der er hockte. Asch warf einen Blick auf den unteren Teil der Hand, wo sein Ersatzmantel, um seine Waffen gewickelt, lag.
    Ein Akolyt erschien hinter der Hand. Er hatte Asch den Rücken zugewandt und hielt in der einen Hand ein Gewehr mit einem daran befestigten Fernglas und in der anderen Hand eine Pistole. Der Mann in der weißen Robe verlagerte sein Gewicht, als wollte er sich umdrehen.
    Asch handelte, ohne nachzudenken, und warf sich über die Brüstung.
    Ihm wurde kurz schwindlig, als er an den Fingerspitzen von der Seite des Hauses herabhing. Seine Beine baumelten in der Luft über dem viel niedrigeren Dach des ursprünglichen Theaters, und unter ihm wippten Tausende Köpfe durch die Straße. Der Lärm der Menge ertönte nun laut in seinen Ohren, wie ein Ozean, der von jeglicher Harmonie befreit war und gegen sich selbst anbrandete.
    Was mache ich hier? , fragte er sich, während er sich mit aller Kraft am rauen Rand der Betonbrüstung festhielt.
    Über sich hörte er das Scharren von Füßen. Er hob den Blick und erkannte, dass der Akolyt auf ihn heruntersah; nur seine Augen waren hinter der Maske zu erkennen. Eine Brise spielte mit dem Umhang der Gestalt, und die seltsamen silbernen Muster auf dem Stoff glitzerten im Tageslicht. Vor seinem geistigen Auge sah Asch wieder den brennenden Scheiterhaufen und die Akolyten in ihren weißen Roben, die sich um die Flammen versammelt hatten und zusahen, wie Nico von ihnen verzehrt wurde.
    »Du da oben, reich mir die Hand«, sagte Asch zu dem Mann, nahm die linke Hand von der Brüstung und streckte sie ihm entgegen. Es war keine Bitte, sondern ein Befehl gewesen.
    Der Akolyt regte sich unsicher. Seine Blicke schossen zu der ausgestreckten Hand. Asch spürte, wie die Finger seiner anderen Hand immer stärker brannten, und wusste, dass sie bald taub sein würden. Er streckte die freie Hand noch einmal dem Akolyten entgegen.
    »Schnell!«
    Der Mann legte sein Gewehr ab, hielt die Pistole aber weiterhin fest, als er nach Aschs Hand griff. Asch tat so, als könnte er sie nicht weiter ausstrecken. Der Akolyt beugte sich weit vor.
    Ihre Hände schlossen sich umeinander. Ächzend zerrte Asch mit aller Kraft an dem Akolyten und riss ihn aus dem Gleichgewicht, so dass der Mann über die Brüstung kippte und in die Tiefe fiel.
    Er hörte den Schrei, als der Akolyt an ihm vorbeistürzte, und dann war er still.
    Asch wuchtete sich über die Brüstung. Er kämpfte sich auf die Beine und suchte die angrenzenden Dächer mit den Blicken ab. Kein anderer Akolyt schaute in seine Richtung. Er atmete tief und lange aus und schaute wieder über die Brüstung. Der Akolyt lag zerschmettert in der Regenrinne zwischen zwei Dächern des Theaters.
    » Huh! «, rief Asch aus.
    *
    Er trat hinaus in das Chaos der Serpentine und hatte sich die Kapuze weit ins Gesicht gezogen. Es wirkte festlich auf der breiten Allee und in den abzweigenden Straßen. Viele in der Menge schienen bereits berauscht zu sein, und etliche schwenkten Flaggen mit der roten Hand von Mhann oder Girlanden aus weißen und roten Blumen, die sie von einem der zahlreichen Blumenhändler gekauft hatten, die plötzlich an allen Straßenecken neben den Kaufleuten aufgetaucht waren, die heißes Essen, Alkohol und Rauschmittel anboten. Soldaten räumten nun die Straße frei und drängten alle Passanten auf die Bürgersteige. Asch wusste, was das bedeutete; er wusste auch, warum die Fledermausflügel über dem Vierteil kreisten und die Dächer so gründlich abgesucht wurden.
    Er kämpfte sich durch die zusammengedrängte Menge und hielt dabei die Rolle mit seinen Habseligkeiten unter dem Arm. Unter einem Torbogen neben einem Verkäufer von warmem Essen fand er einen freien Platz. Er kaufte einen Pappbecher heißen Chee und ein Brot mit gepfeffertem Schweinefleisch und genoss sein Frühstück, während in seiner Nähe die Kinder aufgeregt herumschrien.
    Ein alter, räudiger Hund kam auf ihn zu, setzte sich

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