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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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und fragte sich, wie er den Spionmeister weiter bedrängen konnte. Er kannte diesen Mann schon seit einigen Jahren. Alarum hatte mit seinen Untergebenen immer offen diskutiert und war manchmal brutal aufrichtig gewesen, denn er sah es als notwendige Voraussetzung für diese Arbeit an, dass man in jeder Hinsicht ausgewogen bleiben musste.
    Pedero sah wieder zuerst den Akolyten und dann den Sklaven an, aber beide schienen ihr ganzes Leben damit zu verbringen, leere Blicke auf den Boden zu werfen. Er machte wieder einen Schritt auf den Verschlag zu und drückte sich beinahe dagegen. »Stimmt das?«, fragte er seinen Superior mit einer Stimme, die fast zu einem Flüstern geworden war. »Was er gesagt hat, meine ich?«
    Alarums Antwort kam laut und plötzlich. »Lasst uns allein«, befahl er, und endlich sahen der Akolyt und der Sklave Pedero in die Augen, bevor sie sich auf den Weg zur Tür machten.
    »Würdest du es wirklich wissen wollen, wenn es so wäre?«, fragte Alarum, als sie gegangen waren.
    »Ich habe sowieso das Gefühl, als hinge mir die Schlinge schon um den Hals.«
    »Ach ja? Und was sollte dann mit mir sein? Habe ich den Bericht jetzt nicht auch gelesen?«
    »Ihr könntet bereits ein Teil dieser Sache sein«, sagte Pedero tapfer. Er wusste, dass er nun keine Vorsicht mehr walten lassen musste.
    Aus dem Verschlag drang ein leises Schnaufen. Pedero beschloss, es als Lachen anzusehen.
    Warum lacht er? Was könnte an dieser Sache auch nur ansatzweise lustig sein?
    »Meine Superioren vielleicht«, ertönte schließlich seine Stimme. »Und bestimmt die Betreuer dieses Diplomaten innerhalb der Sektion.«
    Pedero betupfte sich die feuchten Lippen. Es schien ihm, als würde er nicht länger atmen. Dann dachte er an den Barren aus Haziikraut, der ihn in seinen Privatzimmern im Distriktstempel erwartete, und an den langen Abend des Vergnügens, den er sich mit seiner neu erworbenen Körpersklavin versprochen hatte. Er fragte sich, ob er es überhaupt lebend bis nach Hause schaffen würde.
    Verwundert beobachtete er, wie das Dokument durch die offene Tür des Verschlages segelte und auf den Boden fiel.
    »Vergrab das irgendwo unter den Akten. Sag nichts darüber – zu niemandem. Ist das klar?«
    Er hätte sich Alarum vor die Füße werfen können, so dankbar war er in diesem Augenblick. Die Erleichterung, die ihn durchflutete, war wie eine sexuelle Ekstase.
    »Selbstverständlich, Spionmeister«, erwiderte Pedero, bückte sich rasch und hob das Blatt vom Boden auf.
    »Und … Pedero?«
    Atemlos fragte er: »Ja, Spionmeister?«
    »Wie sieht dieser Diplomat aus?«
    »Ich glaube, seine Beschreibung befindet sich in den Akten.«
    »Bring sie mir.«

Kapitel sieben
    Mörder
    Asch hatte die Fledermausflügel, die auf ihn zuflatterten, zunächst nicht gesehen, denn sie waren kaum mehr als kleine, ferne Flecken im Dunst über der Stadt.
    Er mühte sich in der warmen Morgenluft gerade durch eine Reihe von Dehnübungen, lockerte seine Muskeln und vertrieb die Schmerzen aus Knien und Rücken als Vorbereitung auf das, was bald kommen würde, denn er wusste tief in seinem Inneren, dass sie heute endlich ihr Rabennest verlassen würde.
    Er hatte seine ganze Aufmerksamkeit auf seine Bewegungen und sein Atmen gerichtet, das tief aus der Brust kam. Dem Himmel schenkte Asch keine Beachtung, und auch nicht den lärmenden Straßen unter ihm, auf denen sich Tausende Menschen befanden. Das Licht des frühen Morgens stach ihm in die Augen, und er wusste, dass weiterer Kopfschmerz kurz bevorstand. Er hoffte, es würde nicht ganz so schlimm werden.
    Als er in die Hocke ging, um die Muskeln in Rücken und Schenkeln zu dehnen, entdeckte er die Formation aus Fledermausflügeln, die in einer Breite von einem halben Laq dicht über den Dächern auf den Tempelbezirk zuglitten. Er blieb in gebückter Haltung, als einer von ihnen unmittelbar über Asch dahinschwebte und ihm dabei so nahe kam, dass er den Reiter unter den Schwingen erkennen und das Klappern von Metall und Zaumzeug hören konnte. Der Flugapparat hinterließ einen kleinen Wirbel in der Luft, in dem Asch die Augen zukniff.
    Am Rande seines Blickfeldes sah er etwas Weißes aufblitzen; es kam von links, wo sich gegenüber der Westfassade des Theaters ein hohes Gebäude erhob. Er duckte sich noch tiefer und machte gleichzeitig eine Bewegung zur Seite, bis er sich gegen den Schutz der Brüstung drücken konnte. Dann hob er langsam den Kopf und wagte einen Blick.
    Auf dem fernen Gebäude

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