Im Auftrag der Rache
zuvor an die Wand gelehnt hatten. Schwan richtete ihre eigene Pistole darauf und drückte ab.
Das öldurchtränkte Holz fing sofort Feuer, und eine blau-orangefarbene Flamme flackerte in der Brise auf. Rasch fuhr Schwan mit der Fackel an den anderen entlang, die noch gegen die Mauer lehnten, und hinterließ eine Feuerspur, die sich schnell nach oben ausbreitete, weil auch die Wand mit Öl begossen worden war.
Sie umkreiste das Gebäude, ließ ihren Bruder davor stehen und kam an den beiden anderen Türen vorbei, die sie bereits versiegelt hatten. Als sie zu Guan zurückkehrte, war das ganze Haus bereits in Flammen gehüllt.
Jetzt wurde gegen die Haustür gehämmert. Die Bewohner versuchten nach draußen zu gelangen.
»Sag es mir noch einmal: Warum machen das hier nicht die Regulatoren?«
»Weil der Familie der Matriarchin die Hälfte aller Leinenmühlen im Wirrwarr gehört, Schwester. Zweifellos wollte sie, dass diese Aufgabe korrekt erledigt wird.«
Der Lärm der Panik wetteiferte mit dem Röhren der Flammen. Fensterläden wurden überall an der Fassade aufgeworfen, und Menschen und Rauchschwaden drangen daraus hervor.
»Und du glaubst, dass das wirkt?«
»Vielleicht hören sie jetzt für eine Weile auf, Rechte zu fordern. Wenn man sie reden hört, sollte man glauben, dass ihnen diese Rechte schon bei der Geburt übertragen wurden.«
Jemand schrie auf, und ein rauchender Körper landete mit einem dumpfen Geräusch auf den Pflastersteinen vor ihnen. Weitere Menschen regneten herab. Knack, knack, knack machte es, als sie sich die Beine brachen.
Schwan hüpfte zurück, als ein Schädel seinen Inhalt auf die Straße ergoss. Fasziniert starrte sie die blutige Masse an.
In der Nähe weinte ein Baby. Sie entdeckte es zwischen all den zuckenden Körpern; es steckte noch in den Armen seiner zerschmetterten Mutter. Sie vermutete, dass es dasselbe Baby war, das sie in dem Zimmer unter dem Dach gesehen hatte.
»Du Glückliches«, sagte Schwan zu ihm, als sie sich zu ihm hinunterbeugte und es betrachtete. Zu ihrem Bruder sagte sie. »Ihre Kinder weinen so still. Hast du das schon bemerkt?«
»Nein«, erwiderte er inmitten der Schreie und der fauchenden Flammen. »Komm, wir gehen.«
Sie nickte und ließ das Kind heulend zurück. Sollte sich doch jemand anderes darum kümmern.
*
Pedero warf einen Blick hinter sich, als er gegen die Tür aus schwerem Tiq-Holz klopfte. Zitternd fiel seine Hand wieder zur Seite, und er fühlte die Feuchtigkeit unter den Achseln, die auf seiner weißen Priesterrobe zu großen Flecken erblüht war.
Er verspürte ein Gefühl derart heftiger Angst im Bauch, dass er befürchtete, sich übergeben zu müssen.
Reiß dich zusammen , tadelte sich der Spionpriester selbst, holte tief Luft, atmete aus und ballte die Fäuste.
Er wurde von einem einfach gekleideten Akolyten in den Raum eingelassen. Der Mann filzte ihn grob und betrachtete Pedero mit Missfallen. »Warte hier«, befahl er und ging quer durch den großen Raum zur gegenüberliegenden Wand, vor der sich ein Verschlag befand. Ein Sklave stand mit einer Schüssel voller Schwämme neben der offenen Tür.
Pedero versuchte sich zu beruhigen, als er vor dem schweren Schreibtisch wartete. Der übrige Raum war mit verschiedenen Aktenkisten vollgestellt, die darauf warteten, ausgepackt zu werden. Es sah hier so ähnlich aus wie in seinem eigenen Büro im anderen Flügel des Hauses, nachdem der Élasch-Orden seinen jährlichen Umzug in das neue anonyme Gebäude vollzogen hatte. Ein halb aufgegessenes Frühstück stand zwischen den Dokumenten auf dem Schreibtisch seines Vorgesetzten. Hinter dem Schreibtisch gab eine offene Tür den Blick auf eine schwere Reisetruhe frei, die im angrenzenden Raum stand und durch einen ledernen Verschluss sowie ein grobes Seil gesichert war.
»Mach es schnell!«, drang Alarums barsche Stimme aus dem persönlichen Abtritt. »Ich muss bald zum Hafen aufbrechen.«
Bei der plötzlichen Ankündigung des Spionmeisters ruckte Pederos Kopf herum. »Ich habe einen Bericht für Euch, Herr. Ich glaube … ich glaube, es ist das Beste, wenn Ihr ihn lest.«
»Bist du das, Pedero?«
»Ja. Ja, ich bin es.«
»Kann das nicht warten?«
Pedero schaute hinunter auf den Bericht, den er in der zitternden Hand hielt. Die Tinte war durch den Schweiß auf seinen Fingern an manchen Stellen bereits verlaufen. »Ich glaube nicht. Er kommt von einem unserer Horchposten und betrifft einen Diplomaten namens Ché. Wenn ich es recht
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