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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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scheinst du kaum alt genug zu sein.«
    »Nein, das waren wir auch nicht. Unser Vater war der Kommandant der fünfundfünfzigsten leichten Infanteriedivision. Uns mitzunehmen war seine Vorstellung von Erziehung . Es stimmt, dass wir eine Menge gelernt haben. Zum Beispiel wissen wir seitdem, was ein Sprengkopf mit seinem Schädel anstellen konnte.«
    Sein Vater … Es war selten, dass ein Priester über seinen Vater sprach – dass er überhaupt wusste, wer sein Vater war.
    Er bemerkte, dass Guan noch mehr gefragt werden wollte, und so schwieg er. Er wollte nur allein sein.
    Es war Guan, der das Schweigen brach. »Du weißt nicht, wovon ich rede, oder?«
    »Ich habe nicht die leiseste Idee.«
    »Da bist du nicht der Einzige. Die Leute auf diesem Schiff scheinen allesamt keine Vorstellung davon zu haben, auf was sie sich einlassen. Wir planen nicht, irgendwelche Stammesvölker aus dem Norden anzugreifen. Und auch nicht irgendeine Armee von lagosischen Rebellen. Hier geht es um Khosier, die die beste Armee aller Freien Häfen besitzen. Sie haben mehr Invasionen abgewehrt als alle anderen südlichen Nationen zusammengenommen.«
    Ché war heute nicht in der Stimmung, sich Gruselgeschichten über den Krieg anzuhören. Dieser Mann wollte nur großtun und sich damit über Ché stellen.
    »Ich verstehe. Es ist ein Volk, das man fürchten muss.«
    Guan sah Ché eindringlich an, und Ché starrte wieder das Meer an.
    »Ich frage mich, ob du in letzter Zeit zum Schuss gekommen bist, Ché. Du scheinst ein wenig zickig zu sein.« Plötzlich grinste Guan, als ob es völlig in Ordnung wäre, so etwas zu ihm zu sagen. »Oder bekommst du es von der Matriarchin persönlich?«
    Ché erlaubte sich einen finsteren Blick.
    »Du bist entweder ein Narr oder ein Verrückter, Guan. Ich glaube, deine Mortarus-Ausbildung führt dich zu nahe an die Anbetung des Todes heran.«
    Guan zuckte sorglos die Achseln. Also war er ein Narr, entschied Ché. »Wie ich sehe, bestreitest du es nicht.«
    Ché wandte sich von dem Mann ab; er weigerte sich, in ein solches Gespräch hineingezogen zu werden. Abermals fragte er sich, ob Guan und seine Schwester nicht in Wirklichkeit verdeckte Regulatoren waren und Guan die Rolle des sorglosen Narren nur spielte. Ché war überrascht von der Hartnäckigkeit, mit der dieser Mann sich ihn zum Freund machen wollte. Vielleicht hatte er den Auftrag, Ché auf der langen Reise nach Khos auszuhorchen.
    Guan seufzte, als ob er sich von einer Enttäuschung befreien müsste. »Hast du schon gegessen?«
    »Danke, ich brauche nichts.«
    »Dann später vielleicht. Wir könnten etwas zusammen trinken und uns ein Kartenspiel suchen. Wenn ich mich recht erinnere, bist du jetzt an der Reihe zu verlieren.«
    »Vielleicht«, antwortete Ché.
    Er wartete, bis er hörte, wie der Mann wegging, und entspannte sich allmählich wieder.
    So war es oft mit seinesgleichen. Selbst ein kurzes, einfaches Gespräch konnte wie Streit um vergossene Milch wirken. Wie sollte es auch anders sein? Ihnen allen waren drei wichtige Dinge beigebracht worden: ihre eigene Wichtigkeit, ihre Freiheit, jedem Verlangen nachzugehen, und die Notwendigkeit, besser als die anderen zu sein. Jeder würde stets versuchen, ihn auszustechen und zu manipulieren. Das wurde nach einer Weile ermüdend, denn eigentlich wollte er bloß einen ehrlichen und aufrichtigen Gefährten haben. Und das machte ihn so feindselig wie alle Übrigen.
    Der Preis für seine Stellung war die Entfremdung von den anderen, aber die Alternative empfand Ché als noch schlimmer: die Entfremdung von seinem wahren Selbst. Er fühlte sich verloren, wenn er zu lange mit diesen Personen zusammen war. Seine eigenen unsicheren Überzeugungen wurden dadurch noch mehr geschwächt.
    In einer Hinsicht hatte Guan Unrecht. Die Männer und Frauen an Bord wussten durchaus, was ihnen bevorstand. Er spürte es überall um ihn herum. Es herrschte eine Atmosphäre der angespannten Stille.
    Chés Blick schweifte wieder zur Matriarchin. Die Frau lauschte noch immer dem Gespräch ihrer beiden Generäle. Es war gefährlich, Romano mit auf diese Expedition zu nehmen. Der junge General war der schärfste Konkurrent um Sascheens Thron. Ché vermutete, dass sie nur aus diesem Grund seine Gegenwart während des Feldzuges ertrug, denn ansonsten hätte er zu Hause einen Aufruhr schüren können. Aber auch hier musste sie ihn fürchten, denn sein Beitrag zur gesamten Streitmacht begleitete ihn; es war seine private, sechzehntausend

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