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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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gesehen zu haben. Auf dieser Karte waren Flottenbewegungen verzeichnet gewesen. Aber er hatte sie sich nicht eingehend angesehen, und es gelang ihm nicht, sich die Einzelheiten in Erinnerung zu rufen, so verzweifelt er es auch versuchte.
    Doch die meiste Zeit fragte er sich nur, wann die Flotte endlich Land erreichte. Er wusste nicht, wie lange er es hier unten in der Bilge noch ertragen konnte, die zu seinem persönlichen Jammertal geworden war.
    Asch war zweiundsechzig Jahre alt und hatte die durchschnittliche Lebenserwartung eines tätigen R o ¯ schun schon lange überschritten. Die Jahre hatten ihren Tribut gefordert; sein Körper fühlte sich in der letzten Zeit dürr und klapperig an. Die Gelenke schmerzten vor Arthritis, und die Muskeln beschwerten sich, sobald er sich zu schnell bewegte oder zu viel von ihnen verlangte. Es dauerte länger, bis eine Wunde verheilt war; sogar jetzt eiterte die unbedeutende Beinverletzung aus der Vendetta noch, so dass er sie täglich ausdrücken und mit Salzwasser waschen musste.
    In gewisser Hinsicht machte es Asch nichts aus, weiterhin in dieser schwarzen Grube gefangen zu sein, in die er sich verkrochen hatte. Tief in sich hegte er das Gefühl, dass er es verdient hatte, hier zu sein. Gern würde er eine ganze Ewigkeit in dieser Trostlosigkeit verbringen, wenn es Nico wieder lebendig machen würde. Unter dem Ölmantel spürte er die kleine Tonphiole mit Asche, die kalt und tot auf seiner Brust lag.

Kapitel zehn
    Eine Frage der Diplomatie
    »Die Heilige Matriarchin erbittet eine kurze Spanne deiner Zeit«, gurrte Guan, der neben seiner Zwillingsschwester stand. Beide sahen ihn mit verdeckten Augen überheblich an.
    Ché packte die offene Kajütentür ein wenig fester, während sie alle unter den heftigen Bewegungen des Schiffes erzitterten. Das Flaggschiff ächzte und klagte über die schwere See.
    Die Schwester sah ihn eingehend an, und er erwiderte ihren starren Blick. Ihr Gesicht war genauso scharf geschnitten und hager wie das ihres Bruders, und die dünnen Lippen standen auf der einen Seite ein wenig auseinander.
    Er hob den Zeigefinger. Einen Moment .
    Ché schloss das Buch der Lügen und sorgte dafür, dass die beiden den Band deutlich sahen, dann legte er ihn auf seine gemachte Koje. Er trat hinaus in den Gang und folgte ihnen.
    Er war froh über die Gelegenheit, sich ein wenig die Beine zu vertreten, auch wenn er immer ein schlechtes Gefühl hatte, wenn er zur Matriarchin gerufen wurde. In den vergangenen Tagen hatte er sich nicht oft an Deck gewagt, denn das Wetter war zu schlecht für Spaziergänge gewesen. Doch heute war der bisher schlechteste Tag. Das Schiff schwankte so stark von einer Seite zur anderen, dass sie sich mit den Händen an der Wand des Ganges abstützen mussten.
    Hintereinander traten sie auf das Hauptdeck und bogen sich unter den Windstößen. Die Schwester taumelte unter einer besonders starken Brise zur Seite und versuchte mit ausgestreckten Armen das Gleichgewicht zu behalten, bis ihr Bruder sie am Ärmel zu sich zurückzerrte. Eine Welle schlug gegen den Schiffskörper, Gischt spritzte über das Deck und riss einige Matrosen von den Beinen. Die drei Priester schwankten in ihren Regenmänteln zwischen ihnen hindurch.
    Sie wischten sich die Gesichter trocken, gingen in einer Reihe auf die Treppe zu, die an der Seite des Achterdecks hochführte, und zogen sich nach oben.
    »Ein bisschen kabbelig heute«, rief ihm Schwan, die Schwester, von oben zu.
    Auch Guan schaute zurück auf ihn; seine Miene war kalt.
    Der Mann hatte seit einigen Tagen nicht mehr mit Ché gesprochen. Vielleicht hatte Guan endlich begriffen, dass er allein sein wollte.
    Aber es lag ein seltsamer Blick in seinen Augen; es wirkte wie eine Verwundung. Das war nicht die Reaktion, die Ché erwartet hatte, falls diese Zwillinge tatsächlich verkleidete Regulatoren waren. Vielleicht litt er allmählich unter Verfolgungswahn.
    Das ist der Grund, warum ich keine Freunde habe , dachte er.
    An der Tür zu General Romanos Kajüte passierten sie zwei Akolyten, die davor Wache standen und sich so gut wie möglich unter dem kleinen Vorsprung vor dem Wetter schützten. Von drinnen war durch den Lärm des Windes und der Wellen die erhobene Stimme von Romano zu hören, die das Gelächter seiner Leute übertönte. Der junge General hatte sich, wie viele andere auch, seit dem Einsetzen des schlechten Wetters dem Alkohol und den Betäubungsmitteln ergeben.
    Auf dem obersten Stockwerk standen

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