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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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falsches Wort zu sagen. Vielleicht sollte er mehr Geschmack am Alkohol finden, wie es bei so vielen seiner Offiziersgefährten der Fall war. Oder am Haziikraut, das Halahan andauernd zu rauchen schien. Selbst jetzt konnte er es riechen, wenn sich der Wind in seine Richtung drehte.
    Eine Luftschiffflotte kreiste über der Stadt, hoch über den Ballons der Kaufleute, die an ihren Türmen festgebunden waren, ja höher noch als die kreisenden Vögel. Bahm hatte vor einigen Nächten geträumt, er und seine Familie befänden sich an Bord eines dieser prachtvollen Fluggefährte und seien in Richtung der aufgehenden Sonne auf der Suche nach einem Zufluchtsort unterwegs.
    »Du weißt doch, dass jeder von ihnen ein privates Schiff im westlichen Hafen liegen hat, nicht wahr? Es sind schnelle Schaluppen, deren Mannschaft bei Fuß steht, falls der Schild fallen sollte.«
    Bahm nickte geistesabwesend. Er lauschte dem Dröhnen des Windes gegen seine Ohren.
    »Dennoch könnten wir hier die Finte sein, oder?«, fragte er schließlich. Seine Stimme klang so, als könnte sie jederzeit brechen. »Es wäre möglich, dass Minos ihr eigentliches Ziel ist.«
    Halahan betrachtete ihn eine Weile; jeglicher Humor war aus seinem Blick gewichen.
    Der Mann legte Bahm die Hand auf die Schulter.
    »Nimm Vernunft an, Sohn«, sagte Halahan leise zu ihm. »Sie kommen zu uns.«

Kapitel neun
    In der Gesellschaft von Ratten
    Das Schiff flog auf südöstlichem Kurs dahin; die Segel waren gebläht, und der Bug schnitt durch die steigenden und fallenden Wellen. Ché stand an der Reling, während die salzige Gischt vorbeizischte und der Schiffsrumpf unter ihm knarrte, als er die Besatzung über das Herz der Welt hinwegtrug.
    Für die anderen sah es nur so aus, als würde er die Meeresluft an einem weiteren Tag ihrer Reise nach Osten einatmen. Doch für Ché war es eine Art von Meditation, so an Deck zu stehen und alle Gedanken auf den Fluss seines Atems sowie die Sinne seines Körpers zu lenken. Es war ein Vergnügen für ihn, und ein unbewusstes Lächeln zog ihm die Mundwinkel ganz leicht nach oben.
    Mehr wagte er nicht zu tun. Nicht hier in der Gegenwart von so vielen seinesgleichen. Es wäre eine offene Herausforderung für sie alle, wenn er sich jetzt in der gewöhnlichen Haltung eines daoistischen Mönches – oder eines R o ¯ schun – mit geradem Rücken reglos auf das Hauptdeck setzen würde. Es würden Bemerkungen gemacht werden. Einer der Monbarri würde etwas zu ihm sagen; es würden Drohungen sein, die hinter geschickten Fragen mit doppelter Bedeutung verborgen waren.
    Seine Füße schaukelten sanft im Einklang mit den Bewegungen des Schiffes. Ché sah das Ruderhaus hoch vor ihm in der Mitte des Schiffes aufragen, und eine ganze Legion von Signalflaggen flatterte auf seinem Dach. Hinter ihm ragte am Heck des Schiffes das Achterdeck drei Stockwerke hoch auf; in ihm befanden sich die prächtigen Kabinen der Heiligen Matriarchin sowie die ihrer beiden Generäle. Sascheen war gerade auf dem Oberdeck und genoss wie Ché die Meeresluft, allerdings saß sie in einem tiefen Korbstuhl und war gegen den schneidenden Wind in einen schweren Pelzmantel gehüllt. Überdies wurde sie von weißen Paravents abgeschirmt. Zwischen ihnen waren Erzgeneral Sparus und der junge Romano zu sehen, die rechts und links neben ihr saßen. Sie unterhielten sich und wurden dabei von Sklaven bedient. Die Matriarchin sah sie nicht an, sondern beobachtete das Luftschiff, das über ihnen dahinglitt. Es gehörte zu ihrer Kriegsflotte und beschützte die Invasionsschiffe, die sich vor und hinter ihnen erstreckten, so weit das Auge reichte.
    Ché hörte nicht, wie jemand sich ihm näherte, aber er spürte es.
    »Denk nicht darüber nach«, ertönte die ruhige Stimme eines Mannes. »Es wird sowieso immer viel schlimmer, als man es sich vorstellen kann.«
    Ché verspürte eine kurze Verärgerung. Er drehte den Kopf und sah, dass Guan neben ihm stand, der junge Mann aus der Mortarus-Sekte, der zusammen mit seiner Schwester im Reisegefolge der Matriarchin an Bord gekommen war. Der Priester wirkte zwergenhaft vor den gewaltigen Masten und Segeln des Schiffes, die einen Teil des Himmels verbargen.
    »Was meinst du damit?«, fragte Ché trocken.
    »Die Invasion. Du bist noch nie in den Krieg gezogen, oder?«
    Ché schüttelte nur den Kopf.
    »Ich war mit meiner Schwester dabei, als wir die Freien Häfen überfallen haben. Das war kein schöner Anblick.«
    »Du warst in Coros? Dafür

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