Im Auftrag der Rache
und sah Glaub kühl an. Sofort spürte er bei diesen Männern die Bereitschaft zur Gewalt.
Ah , dachte er trocken, jetzt wird es ernst .
Glaub lehnte sich zurück und zog beiläufig eine Schublade seines Schreibtischs auf. Darin lag eine geladene und schussbereite Pistole.
»Falls Ihr es noch nicht bemerkt haben solltet«, sagte er zu den Versammelten, während das Fensterglas wieder unter den Kanonenschüssen am Schild erzitterte, »werden wir von der mhannischen Reichsarmee angegriffen. Während wir uns hier streiten, stehen fremde Truppen auf khosischem Boden. Als Protektor von Khos habe ich nun das Kommando über die Streitkräfte auf dieser Insel.« Er sah Sinese eingehend an. »Ich bin jetzt sogar Euer Befehlshaber, Minister. So lautet das geschriebene Kriegsrecht.«
»Ich verstehe«, höhnte der Verteidigungsminister. »Ihr wollt den König spielen, nicht wahr?«
Glaub biss die Zähne zusammen, damit er nicht die Geduld verlor. »Ich glaube, Ihr seid es, der seinen Rang vergisst, Minister.«
»Was wollt Ihr damit sagen?«
»Bitte«, meinte Chonas und hob beruhigend die Hand.
Glaub sah Sinese weiterhin böse an. »Ihr befindet Euch nicht im Ratssaal«, sagte Glaub zu dem Mann. »Ihr steht in meinem Büro, und es täte Euch gut, ein wenig Höflichkeit zu zeigen, denn sonst werde ich Euch aus diesem Gebäude entfernen lassen.«
Die versammelten Michinè gerieten nun außer sich vor Wut.
»Meine Herren!«, rief Chonas über den plötzlichen Aufruhr. »Bitte! Wir wollen die Ordnung wahren. Marsalas, Ihr und ich kennen uns nun schon seit vielen, vielen Jahren. Ich achte Euch sehr, auch wenn ich Euch das vielleicht noch nie gesagt habe. Ganz Khos respektiert Euch. Jeden Tag danken die Menschen dem Schicksal, dass sie in so schweren Zeiten einen derart fähigen General haben. Ich spreche zu Euch als Kamerad und als Erster Minister, wenn ich das sage, also bitte hört mir zu. Ihr könnt Euch den Mhanniern nicht auf dem Feld entgegenstellen. Ihr werdet mindestens im Verhältnis von sechs zu eins unterlegen sein, um die Kanonen des Feindes erst gar nicht zu erwähnen. Sie werden Hackfleisch aus Euch machen.«
Glaub seufzte. »Ihr denkt immer nur in Zahlen, mein Freund. Das ist Euer Problem – das ist Euer aller Problem. Ihr glaubt, hier geht es nur um Ressourcen und darum, sie möglichst wirkungsvoll einzusetzen. Aber dabei vergesst Ihr, was wir sind und was wir haben.«
»Ihr seid der Meinung, dass allein unsere Truppen uns retten können«, unterbrach Chonas ihn. »Das stimmt doch, oder? Die berühmte khosische Chartassa, die von unseren vielen Feinden so gefürchtet und respektiert wird. Die gigantische Tötungsmaschine, wie sie von den Pathiern genannt wird. Die Reichstruppen kennen sie noch von Coros her, wo sie verloren haben.« Chonas schüttelte traurig den Kopf. »Nein, Marsalas. Ihr seid es, der sich im Irrtum befindet. Ich mag vielleicht ein alter und müder Politiker sein, und unser Kampfgeist mag stark sein, aber die Zahlen des Feindes können nicht mit einer prahlerischen Geste des Trotzes hinweggewischt werden. Ja, unsere Chartassa stellt einen furchterregenden Anblick im Feld dar. Aber unsere Soldaten werden sterben. Alle! Und Khos wird verloren sein.«
»Welche Wahl haben wir denn?«, fuhr Glaub ihn an. »Soll der Feind etwa jedes Dorf und jede Stadt auf Khos versklaven und die Einwohner vergewaltigen, während wir uns hinter den Stadtmauern verstecken? Wollt Ihr das?«
»Nein, Marsalas. Das würde ich niemals vorschlagen, wenn es eine vernünftige Alternative gäbe. Aber wir befinden uns in einer schrecklichen Lage. In diesem Augenblick sammelt sich die Vierte Reichsarmee auf der pathischen Seite des Schildes und macht sich zu einem Angriff auf die Mauern bereit. Hört Euch doch nur die Kanonen an! Hört! Habt Ihr je einen solchen Donner seit den ersten Jahren der Belagerung gehört? Sie werden die Mauern mit allem bestürmen, was sie haben, und diesmal werden sie nicht wieder aufhören. Und Ihr wollt die Hälfte unserer Männer zu einem schieren Selbstmordunternehmen aufs Schlachtfeld führen!«
»Ihr werdet General Tanserine, einen der besten Taktiker der Freien Häfen, hier haben, und er wird die Verteidigung organisieren. Und es werden genug Männer hierbleiben, die bis zu unserer Rückkehr die Stellung halten.«
»Und was ist, wenn Ihr nicht zurückkehrt?«
»Dann müsst Ihr hier ausharren, bis weitere Freiwillige aus der Liga eintreffen.«
»Und wie sollen wir das ohne die
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