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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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Amt der Matriarchin für Kira wichtiger war als für ihre Tochter.
    Der alte General spürte, wie seine Verärgerung wich, als er an all das dachte. Er mochte diese Frau, die ein Leben führte, auf das sie seit ihrer Geburt vorbereitet worden war, die aber bisweilen kaum die Kraft und den Willen dafür aufbrachte.
    Sascheen schenkte ihm ein breites Lächeln, als sie auf ihn zumarschierte. »Wie kommen wir voran?«, keuchte sie im Wind mit einer Stimme, in der eine gewisse Erregung lag. Sparus sah, dass sie endlich einmal nüchtern war. Ihr Blick zeugte weder von Alkohol noch von Betäubungsmitteln, und dennoch leuchteten ihre Augen hell. Anscheinend genoss Sascheen dieses Unternehmen, obwohl sie den linken Arm in der Schlinge trug.
    »Bitte«, sagte Sparus, während er auf sie zutrat und ihr die Hand reichte. »Setzt Euch. Was ist geschehen?«
    »Das ist bloß ein gebrochener Arm, Sparus«, tadelte sie ihn, allerdings nahm sie das Angebot seines freien Stuhls gern an. »Und wohl kaum der einzige nach der letzten Nacht.«
    »Ja, wenn es bloß gebrochene Knochen wären …«
    Sparus verblieb in gebückter Haltung, als die Matriarchin den Kopf drehte und die grasigen Hänge betrachtete, die sich an die Dünen hinter ihr anschlossen. Das Fort ganz oben rauchte noch. Hannos Truppen hatten es in der Nacht gestürmt und angezündet. Auf einem anderen Hügel lag ein Dorf in Ruinen, die ebenfalls noch schwelten. Das war das Werk der Hunde gewesen, der Veteranen aus dem östlichen Ghazni. Unter dem Dorf errichteten Akolyten eine Palisade, die das Lager der Matriarchin für die Nacht umgeben würde.
    Als sie Sparus wieder ansah, setzte er sich in den Sand vor sie, und seine Offiziere taten dasselbe.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte sie ihn.
    Der General hielt einen Treibholzstecken in der Hand, mit dem er nun auf die Karte zeigte. »Anscheinend befinden wir uns etwa ein Dutzend Laq von der Stelle entfernt, wo wir landen wollten. Ich glaube, wir sind hier in der Schnitzbucht. Von dieser Stelle aus sind die Zugänge zum Landesinneren steiler. Wenn wir unseren Plan einhalten wollen, müssen wir die Armee härter antreiben, als wir es geplant hatten.«
    »Aber was ist mit unseren Verlusten?«
    Sparus fuhr sich mit der Hand über den kahlen Schädel und kratzte sich dann am Nacken. »Seit der letzten Nacht vermissen wir mindestens dreißig Schiffe, und eines davon war ein Pulverschiff. Das bedeutet, dass wir jetzt ein Drittel weniger Schwarzpulver haben. Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Der größte Teil unserer schweren Kavallerie ist entweder untergegangen oder vom Kurs abgekommen – wir wissen es noch nicht. Und wir vermissen vier Transportschiffe mit Hilfsinfanterie-Truppen.«
    Ein plötzlicher Windstoß fuhr über den Hügel, und alle wandten die Köpfe weg vom stechenden Sand. Sparus saß mit geschlossenem Auge da, bis es vorbei war. »Also, wir warten noch auf den Nachschub aus der Luft. Allerdings ist es nach diesem Sturm unmöglich zu sagen, ob er wirklich kommen wird.«
    Sascheen lehnte sich zurück und kicherte in sich hinein. Es war ein Laut, der gar nicht zu seinen düsteren Worten passen wollte. »So wie Ihr es sagt, Sparus, klingt es, als ob wir schon verdammt sind. Doch seht Euch um! Wir sitzen hier auf khosischem Sand mit einer ganzen Arme hinter uns, während eine feindliche Nation ihren eigenen Niedergang erwartet.«
    Sparus blinzelte sie an und behielt seine Gedanken für sich. Es war nicht seine Art, die gute Seite zu sehen. Es half nicht.
    Außerdem erinnerte er sich noch deutlich an die Katastrophe von Coros. Neun Jahre waren vergangen, seit er zuletzt auf mercischer Erde gestanden hatte, doch die Erinnerung war noch immer sehr lebendig. Er dachte daran, wie die Truppen der Freien Häfen die doppelt so starke Reichsarmee bestürmt hatten, obwohl ihre Reihen von Granaten, Kugeln und Schrapnells dezimiert gewesen waren, und erst zum Stillstand gekommen waren, als sie die Reichsarmee in zwei Hälften gespalten und vernichtet hatten.
    Damals war Sparus nur ein unbedeutender General gewesen, genau wie Glaub, der das kleine Kontingent der gefürchteten khosischen Armee angeführt hatte. An jenem Tag hatten die Inseln der Demokras gewonnen, und Sparus sollte verdammt sein, wenn er eine solche Katastrophe noch einmal zuließ. Zweimal geschlagen zu werden, war unverzeihlich; da wäre es besser, sich ein Messer ins Herz zu stechen. Sparus war nun Erzgeneral, und Glaub war Protektor. Wenn Sparus es schaffte,

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