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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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es in den zerzausten Kiefernwäldern gab, wurde immer rasch für die Armee eingesammelt. Er benutzte die Münzen, die ihm Meisterin Jauchz gegeben hatte – eine mehr als großzügige Summe für die Arbeit, die er in ihrem Auftrag geleistet hatte –, um sich bei den vielen Lebensmittelhändlern, die den Zug begleiteten, etwas zu essen zu kaufen. Die Preise waren natürlich ungeheuerlich hoch. Bald musste er sich aus der Börse bedienen, die er sich unter seiner Lederhose umgebunden hatte.
    Er hätte sich beschwert, wenn er nicht gesehen hätte, dass die Soldaten der Armee auf die gleiche Weise ausgebeutet wurden. Wie Asch mussten auch sie sich von ihrem Sold etwas zu essen kaufen, was sie entweder bei den Händlern aus dem Versorgungszug oder den zahllosen anderen Verkäufern taten, die zu den Mahlzeiten wie Schmeißfliegen um sie herumschwirrten.
    Asch wunderte sich darüber, dass die Armee ihre eigenen Männer nicht versorgte. Er fragte sich immer wieder, wie das funktionieren konnte, bis er ein Gespräch zwischen einem Soldaten und einer gelangweilten Hure mithörte, als der Mann sie mit verfaulten Äpfeln zu bezahlen versuchte. Er erklärte ihr, sein Sold sei zu niedrig, um ihn auf dem Marsch zu ernähren, und er stehe bereits bei seinem Vorgesetzten in der Schuld. Sobald sie einen Ort plünderten oder eine Schlacht gewannen, würde es ihm wieder bessergehen, denn Beute und Sklaven würden unter den Männern verteilt, nachdem die Offiziere ihren Anteil erhalten hatten.
    Asch begriff, dass es die Aussicht auf Beute war, die viele dieser Männer und das Gefolge vorantrieb, denn auch die wenigen Mitläufer, mit denen er gesprochen hatte, hatten ihm ähnliche Geschichten erzählt. Sie hatten Schulden bei ihren Gutsherren oder Geldverleihern, oder es war ihnen nicht gelungen, etwas anderes als Saisonarbeit in Gegenden zu finden, die voller Sklaven waren. Sie waren verzweifelt, und in ihrer Verzweiflung hatten sie alles verkauft, was sie besessen hatten, und waren scharenweise hierhergekommen.
    Während der langen Märsche durch das Berggebiet ging Asch meistens allein. Er behielt seine ursprüngliche Lebensgeschichte bei, nach der er ein Leibwächter war, dessen Arbeitgeber während des Sturms ertrunken war. Aber er musste sie nur selten erzählen. Er kam und ging, wie er wollte, und sorgte immer dafür, Abstand von Meisterin Jauchz und ihren Mädchen zu halten, aber in dieser gewaltigen Menschenmenge war das nicht schwierig, und er sah sie nur noch ein einziges Mal an einem der ersten Tage des Marsches. Meisterin Jauchz hatte einen neuen Mann angeheuert, einen langgliedrigen Jungen in einem braunen Wollumhang, der sein Schwert zum Holzhauen benutzte.
    Asch blieb für sich, sprach mit wenigen, hörte jedoch vielen zu. Während der ganzen Zeit gierten seine Augen nach einem Blick auf Sascheen.

Kapitel zwanzig
    Junos Fähre
    Die Siedlung mit dem Namen Junos Fähre lag südlich des Windrauschwaldes, jenem sagenumwobenen Waldland, das den Mittelpunkt von Khos umgab. In den Sommermonaten schwankten die Zweige und Äste in dem warmen Asago, der von Osten blies und den Sand aus der fernen Alhazii-Wüste mitbrachte, und in den kälteren Jahreszeiten knarrten sie unter den gelegentlichen Stürmen des Schoné, der vom nördlichen Kontinent über das ganze Midèr e ¯ s fegte. Dieser Wind erregte angeblich Schwer mut und Wahnsinn bei all jenen, die in seinem Einflussbereich lebten.
    Im Osten wurde der breite Streifen des Windrauschwaldes vom mächtigen Chilos begrenzt, dem heiligen Fluss von Khos. Er war für seine Eigenschaft bekannt, den Geist zu reinigen, und überdies gefror er nicht einmal im tiefsten Winter. Er entsprang in den heißen Quellen des Simmersees, in dem die uralte schwimmende Stadt Tume lag, und auf seinem langsamen Weg nach Süden und zur Bucht der Stürme kühlte er sich nur ganz allmählich ab.
    An einer besonders breiten Stelle des Chilos erstreckte sich die Zwillingssiedlung namens Junos Fähre an beiden Ufern. Die zwei Teile des Ortes waren wie umgekehrte Spiegelbilder ihrer selbst. Am östlichen Ufer befanden sich die Festung und das Lager der khosischen Elitereserven, der »Hoo«, genannt nach ihrem Schlachtruf. Insgesamt waren es zweitausend Männer. Daneben erstreckte sich der Tempelbezirk mit den steinernen Badehäusern und den Bronzeglocken, die die Stunde schlugen; es waren tiefe Töne, die über das Wasser des Flusses hinwegrollten. Zahllose Lager nisteten zwischen den Tempeln. Tausende

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