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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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glitzerten im Feuerschein. Bull erkannte, dass er sich langweilte. Der Junge hätte gern ein wenig Schabernack getrieben. Er erinnerte Bull an seine eigene unablässige Langeweile.
    Bull seufzte und nahm dem jungen Mann den Weinschlauch ab. Er erlaubte sich einen tiefen Zug, bevor er ihn Wicks wieder zuwarf.
    »Weißt du, ich habe dich einmal kämpfen sehen. Damals. Als du zum Helden von Bar-Khos wurdest.«
    »Ich hoffe, du hast auf mich gewettet.«
    »Ich wünschte, ich hätte es getan. Aber ich hatte geglaubt, du seiest bloß einer unter vielen Kämpfern. In jener Nacht habe ich wegen dir eine ganze Börse voller gestohlener Münzen verloren. Aber das war es mir wert, weil ich dich kämpfen sehen konnte. Ich dachte, am Ende bringst du deinen Gegner um.«
    »Das wollte ich auch, aber die anderen haben mich davon abgehalten.«
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass du es wirklich bist. Der echte Kerl, hier direkt vor mir. Der größte Kämpfer auf ganz Khos. Unglaublich.«
    Bull fuhr mit dem Wetzstein an der Klinge entlang und beachtete den Jungen nicht weiter. Es war lange her, dass ihm ein Fremder Bewunderung entgegengebracht hatte. Früher hatte er ein solches Lob genossen und sich durch den Respekt der anderen bestätigt gefühlt.
    Doch jetzt erinnerte es ihn nur daran, wie wankelmütig die meisten Menschen waren.
    »Sie reden wieder über uns«, sagte Wicks und deutete mit dem Kopf auf das Feuer. Die Männer darum unterhielten sich mit leiser Stimme. Der alte Russo, der Veteran von Coros, warf einen einäugigen Blick in ihre Richtung.
    Unter seinem anklagenden Starren knirschte Bull mit den Zähnen. Er spürte das befriedigende Klopfen des Schmerzes in ihnen.
    »Suchst du dir für heute Nacht noch eine Hure?«
    »Nein«, sagte Bull. »Keine von denen wird mich berühren.«
    »Sie glauben vermutlich, du wirst sie an Ort und Stelle erdrosseln.« Bei diesem Gedanken gab Wicks ein betrunkenes Kichern von sich.
    »Lach mich nicht aus, Junge. Wenn du das noch einmal tust, reiß ich dir die Augen aus.«
    Der Junge schien wieder nüchtern zu werden; sein Grinsen verflog. Wicks legte sich auf den Rücken und stieß ein unerwartetes Rülpsen aus. »Du verträgst einfach keinen Spaß, Held. Das ist dein Problem.«
    Bull fühlte sich bei diesen Worten zurechtgewiesen. Er wusste, dass der junge Mann Recht hatte.
    Er mochte diesen Kerl einfach gern. Wicks erinnerte ihn an seinen jüngeren Bruder; er war nichtsnutzig und hatte Angst vor niemandem. Er war einer der wenigen, die sich Bull auf diesem Marsch genähert und mit ihm gesprochen hatten. Wicks war ein Dieb, der Soldat spielte, wie er Bull gesagt hatte, als er ihm seine Brandnarbe auf dem Handgelenk gezeigt hatte. Er war an dem Tag, an dem sich die Armee vor Bar-Khos gesammelt hatte, aus dem Militärgefängnis entlassen worden.
    Bull schaute auf den Weinschlauch in seiner Hand und sagte: »Ich dachte, du bist pleite. Hast du wieder geklaut?«
    »Ich bin schwimmen gegangen«, meinte er zu Bull. »Drüben bei den Tempeln. Wenn du dorthin gehst, solange die Sonne noch am Himmel steht, kannst du die Münzen auf dem Flussboden sehen.«
    »Du Narr«, knurrte Bull. »Es bringt Pech, Opfergaben zu stehlen. Willst du etwa einen Fluch über dein Haupt bringen?«
    Wicks machte eine abweisende Handbewegung. »Was soll es denn? Die Münzen werden doch weggeworfen, und keiner sieht sie je wieder.«
    Es hatte keinen Zweck, es ihm zu erklären. Der Junge hatte einfach keine Ahnung von Tradition und Glauben.
    Wieder erfüllte das Brüllen aus vielen Kehlen die Nacht. Es trieb ihn zu einer Entscheidung.
    Langsam stand Bull auf.
    »Wohin gehst du?«, fragte Wicks mit plötzlich erwachtem Interesse.
    »Kämpfen«, sagte Bull und warf seinen Mantel beiseite. »Willst du mitkommen?«
    »Warte eine Minute«, sagte Wicks und versuchte vergeblich, sich auf die Beine zu kämpfen. Am Ende musste Bull ihm helfen. »Wir sollten unsere Münzen zusammenwerfen. Ich sammle die Wetten für dich ein.«
    »Wicks«, sagte Bull mit einem Grinsen, das sein Gesicht von einem Ohr zum anderen spaltete und dann blitzartig wieder verschwand, »glaubst du wirklich, dass jemand gegen mich bieten wird?«
    *
    Heute Nacht bewegte sich Bahm ein wenig leichter. Die Schmerzen in Waden und Rücken, die vom langen Reiten herrührten, waren nicht mehr ganz so unerträglich wie in den vergangenen Nächten der harten Reise, denn allmählich gewöhnte er sich wieder an den Sattel. Bei ihrer gegenwärtigen Geschwindigkeit

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