Im Auftrag der Rache
brachten sie fast zwanzig Laq am Tag hinter sich. General Glaub trieb die Armee so sehr an, wie er es wagen konnte, denn sie hatten noch etliche Marschtage vor sich. Der Protektor wollte, dass die Männer kampfbereit waren, sobald sich die Notwendigkeit ergab.
Vor Bahm gingen der General und Halahan nebeneinander her. Heute Nacht waren sie in guter Stimmung, denn sie hatten Junos Fähre planmäßig erreicht, und hier schloss sich die Armee mit den zweitausend Mann des Hoo zusammen. Auch die Stimmung der Soldaten schien sehr ausgelassen zu sein. Sie hatten den Chilos überquert und mussten nun durch die Länder des Streck marschieren. Sie waren wild entschlossen, sich mit dem Feind zu schlagen. Heute Nacht wurde ihnen ihre wirkliche Lage allmählich bewusst, und sie brauchten ein wenig Ablenkung.
Bahm roch das Haziikraut in Halahans Pfeife. Heute Nacht hätte er einen tiefen Zug an einem Haziistab willkommen geheißen. Jetzt, wo sie den Chilos überquert hatten, verspürte auch er die kalte Realität, die ihn überkam.
»Unseren Spähern zufolge nähern sie sich dem Turm«, sagte Glaub gerade vor ihm. »Sie folgen dem Zimtfluss, wie wir erwartet haben. In einem oder zwei Tagen werden sie in das Stille Tal kommen. Dort werden wir uns ihnen entgegenstellen, bevor sie Tume erreicht haben. Wenn es schlecht für uns ausgeht, können wir uns nach Tume zurückziehen und neu formieren.«
»Vanichios wird sich freuen, Euch zu sehen«, sagte Halahan gedehnt, und Glaub warf ihm einen düsteren Blick zu.
Bahm erinnerte sich an diesen Namen. Es war etwas vorgefallen zwischen dem General und dem Principari von Tume, aber er wusste nicht mehr genau, worum es dabei ging – um ein Duell oder etwas dergleichen.
»Wissen wir schon, wann die Reserven aus Al-Khos eintreffen werden?«, fragte Halahan vorsichtig unter der breiten Krempe seines Strohhutes hervor. Wegen seines verkrüppelten Beines hinkte er heute noch stärker als sonst, was an den fallenden Temperaturen lag, wie er sagte.
»Wenn sie alles aus sich herausholen, sollten sie inzwischen die halbe Strecke zurückgelegt haben. Das heißt, falls dieser Narr von Kincheko nicht zu sehr bummelt.«
»Glaubt Ihr, er könnte so etwas tun?«
Glaub schüttelte den Kopf. »Wer kann das bei diesem Narren schon sagen? Es wäre möglich, dass er einen oder zwei Tage verstreichen lässt, nur um seine Verachtung für mich deutlich zu machen.«
»Derjenige, der ihn zum Principari von Al-Khos gemacht hat, war ein noch größerer Narr.«
»Michinè-Blut ist halt dicker als Wasser.«
Ein Sonderkommando, das gerade die Fähre verlassen hatte, marschierte mit seinen Rucksäcken und Waffen vorbei. Die Männer nickten dem General zu, als sie ihn in lockerer Formation passierten. Einer von ihnen kannte Bahm; es war ein alter Freund seines Bruders Cole. Der Mann überraschte ihn mit einer warmen Umarmung und wünschte ihm Glück, bevor er sich beeilte, wieder zu seiner Einheit aufzuschließen.
»Was geht da drüben vor?« Glaub war stehen geblieben und beobachtete eine Ansammlung von Männern, die sich auf einer Lichtung neben dem Fluss versammelt hatten. Es waren in der Hauptsache Freiwillige und Graujacken, die johlten und sich gegenseitig anstießen, während sie zwei bis zur Hüfte nackten Männern zusahen, die sich einen Kampf lieferten.
Eine Abordnung von Rotgardisten, die von einem Offizier auf einem Zel angeführt wurde, versuchte die Männer auseinanderzubringen, doch einige Freiwillige buhten den Offizier aus und machten sein Zel scheu, indem sie mit den Händen vor ihm herumfuchtelten. Das Tier bäumte sich auf und hätte fast seinen Reiter aus dem Sattel geworfen. Andere Freiwillige versuchten nun, die Lage zu entschärfen. Bahm sah, wie der General die Augen zusammenkniff.
»Sieh sie dir an. Bei der ersten Gelegenheit werfen sie jede Disziplin über Bord. Das ist der Grund, warum nicht sie, sondern wir Khosier die beste Chartassa haben.«
Halahan kicherte neben ihm. »Sie haben doch bloß ein bisschen Spaß, solange es noch geht.«
»Spaß? Sie brauchen etwas anderes als Spaß, Oberst.«
»Ach, seid doch nicht so streng. Morgen früh marschieren wir weiter, und dann sind sie wieder so zahm wie Kätzchen.«
Glaub schnaubte verächtlich.
Sie gingen weiter. Der General zeigte sich bei den Männern und vergewisserte sich persönlich, wie es ihnen ging. Er sprach mit einigen der Tierbetreuer in den Pferchen, in denen die Kriegszele angebunden waren, und unterhielt sich mit
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