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Im Auftrag der Rache

Im Auftrag der Rache

Titel: Im Auftrag der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Col Buchanan
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dem Quartiermeister, der wegen der Vorräte, die mit der Fähre herübergebracht wurden, sehr aufgeregt war. Er blieb sogar bei einem der Luftschiffe stehen, die für die Nacht gelandet waren, und fragte die Besatzung, ob sie etwas brauchte. Glaub bemühte sich, seine Enttäuschung über die wenigen Luftschiffe, die die Armee begleiteten, nicht zu zeigen. Es waren nur drei sowie eine Handvoll kleiner Skuds, die kaum in der Lage waren, in der Luft zu patrouillieren.
    Bei den Hoo, den Männern der Elite-Chartassa, suchte Glaub Nidemes auf, den Oberst, der zusammen mit Glaub auf Coros gekämpft hatte. Glaub besprach sich eine Weile mit dem stillen, kleinen Mann, während Halahan seine Pfeife rauchte, sich auf das Knie stützte und mit einigen Veteranen redete. Bahm schaute über die Flammen hinweg auf vernarbte Soldaten mit hartem Blick, die, in ihre purpurfarbenen Umhänge eingewickelt, dasaßen und schwiegen.
    »Er macht sich Sorgen«, sagte Glaub zu Halahan, als sie weitergingen. »Er will unseren Angriffsplan erfahren.«
    »Was habt Ihr ihm gesagt?«
    »Die Wahrheit: dass ich noch darüber nachdenke.«
    Halahan kicherte trocken. Dieser plötzliche Laut reizte Bahm.
    »Die Männer werden einer Armee aus vierzigtausend Soldaten gegenüberstehen«, hörte er sich sagen. »Und Ihr lacht, weil Ihr noch keinen Plan habt.«
    Halahan nahm die Pfeife aus dem Mund und richtete seinen spöttischen Blick auf Bahm. »Und ich werde unter ihnen sein, nicht wahr?«
    Verbittert schloss Bahm den Mund.
    »Was besorgt dich, Bahm?«, fragte der General. »Spuck es aus, Mann.«
    Bahm sagte mit leiser Stimme: »Es scheint mir nur so zu sein, General, dass wir in den sicheren Untergang marschieren und Ihr beide offenbar ganz glücklich damit seid.«
    Glaub ging nun etwas schneller. Die anderen beiden liefen hinter ihm her.
    »Nichts ist je gewiss, Bahm«, sagte Glaub barsch über die Schulter.
    »Nein. Aber es gibt immer gewisse Möglichkeiten zu bedenken.«
    »Pah. Möglichkeiten? Wir haben schon seit langem keine mehr.«
    Seine Stimme klang rau vor Wut, und Bahm wollte ihn nicht noch mehr reizen. Trotz allem glaubte er an diesen Mann.
    Bahm hatte schließlich in den ersten Tagen des Krieges beim Schild gekämpft. Damals war noch General Forias Protektor von Khos gewesen – ein hinfälliger Adliger, der seine Stellung durch die Verbindungen seiner Familie erhalten hatte. Als die Mhannier noch vor dem Beginn der Belagerung Pathia im Süden eingenommen und die Flüchtlinge Bar-Khos überschwemmt hatten, war es nicht der zaudernde Forias, sondern General Glaub gewesen, der befohlen hatte, die Tore zu öffnen, damit sie Schutz im Inneren der Stadt finden konnten.
    Im ersten Jahr der Belagerung hatte Forias die Verteidigung der Stadt befehligt, und die Khosier waren immer verängstigter geworden, als eine Mauer nach der anderen fiel. Der alte Forias war in seiner Rolle als Protektor indes nicht vollkommen unfähig gewesen. Er hatte befohlen, dass Erdwälle gegen die restlichen Mauern aufgeschüttet wurden, damit sie das andauernde Sperrfeuer der Kanonen aushielten, und manchmal hatte er sogar neben seinen Männern auf den Mauern gekämpft und wie die anderen seinen Hals riskiert. Dennoch hatte er weder das Charisma noch die Tapferkeit besessen, die in jenen dunklen Tagen der abnehmenden Moral am wichtigsten gewesen waren. Er war einfach kein Anführer gewesen, der den Menschen Hoffnung machen konnte. Es hatte öffentliche Proteste gegen ihn gegeben. Die Massen hatten seinen Rücktritt gefordert. Doch der alte Forias, der vom Rat der Michinè unterstützt wurde, hatte sich geweigert, die Macht abzugeben.
    Als die Nachricht eintraf, dass die Reichsarmee auch das ferne Coros überfallen hatte, waren die Michinè in dem Versuch, eine zweite Front gegen die Freien Häfen zu eröffnen, damit einverstanden gewesen, als Zeichen ihres guten Willens etwas zur Verteidigung der Insel beizutragen. General Glaub war abgesandt worden, um ein kleines khosisches Chartassa-Kontingent dorthin zu führen. Als die Belagerung von Bar-Khos während seiner Abwesenheit in ihre schrecklichste Phase trat, hatte sich der Protektor Forias unter dem Vorwand, erkrankt zu sein, in sein Privathaus zurückgezogen und sich dort entweder umgebracht oder im Schlaf den Tod gefunden, je nachdem, welchem Bericht man glauben wollte.
    Die sichere Niederlage hatte wie dichter Nebel über der Stadt geschwebt.
    Doch Glaub hatte all das geändert. Er war eine Woche nach der Beerdigung

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