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Im Auftrag der Väter

Im Auftrag der Väter

Titel: Im Auftrag der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
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im Sommer 2003 . Die Scheidung, der Sohn in Japan, all die Veränderungen innen und außen. Die Neuorientierung. Die neue Ordnung, die neue Unordnung.
    Er wirkte müde und erschöpft. Nicht so richtig zufrieden. Aber in seinen Augen lag ein wunderbarer Glanz, wenn er sie ansah.
    »Du weißt, dass ich dich liebe«, hatte er gesagt.
    »Ja. Und du weißt, dass ich dich nicht mehr liebe.«
    »Ja.«
    »Aber du bedeutest mir sehr viel.«
    »Auch das weiß ich.«
    »In einem anderen Leben in einer anderen Zeit, Richard.«
    »Das reicht mir.«
    Sie wusste, dass es bald nicht mehr reichen würde. Dass
sie irgendwann fortgehen musste, damit er nicht zu sehr litt.
    Doch nicht heute, nicht morgen, nicht in diesen Wochen. In diesen Wochen nahm sie, was sie bekommen konnte, um alles andere für ein paar Augenblicke zu vergessen.
    Antun Lončar, den sie nach Au geführt hatte.
    Carola, die an ihrer Hand lautlos starb.
     
    Auch diesmal hatten sie Antun Lončar nicht festgenommen. Auch diesmal war es ihm gelungen zu fliehen. Er hatte Philip als Geisel genommen, ihn das Katzental hochgezerrt. Schutzpolizisten hatten Philip am nächsten Morgen gefesselt in einem Erdloch gefunden. Von Lončar keine Spur.
    Der letzte Plan.
    Auch dieser Plan hatte funktioniert.
    Sie hatten Rechtshilfeersuchen nach Österreich, Slowenien, Italien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina geschickt.
    Von Lončar keine Spur.
    Sie hatten seine Fingerabdrücke, seine DNA , Fotos, kannten den deutschen und den kroatischen Namen und den Mädchennamen Biljanas, unter dem die Familie in Štrpci gelebt hatte.
    Trotzdem keine Spur von ihm.
    Einen wie ihn fand man nicht. Einen Mann ohne Heimat, ohne Familie, ohne Angst. Einen alten Krieger, der wusste, wie man kämpfte, floh, sich verbarg. Der einen asymmetrischen Krieg führte.
    Nein, sie würden ihn nicht finden, dachte sie am Ende der dritten Woche. Nicht mit den herkömmlichen Methoden.
     
    Andreas Eisensteins weißen Golf aus den Neunzigerjahren hatten die Lahrer Kollegen schon am Tag nach den Morden entdeckt – in einer Seitenstraße jener Straße, in der Eisenstein lebte.
    Lončar war, wie sie vermutet hatte, in Lahr gewesen – an dem Tag, an dem sie mit Eisenstein gesprochen hatten. Er hatte gewartet, bis sie bei Eisenstein aufgetaucht waren. Da hatte er gewusst, dass sie seine Vergangenheit, seine Identitäten, seine Geschichte kannten. Dass sie ihm auf der Spur waren.
    Vor allem: dass sie Eisensteins Haus observieren lassen würden und die Rückkehr dorthin unmöglich geworden war.
    Er hatte an alles gedacht.
     
    Drei Wochen nach dem Doppelmord wurde die Soko »Merzhausen« aufgelöst. Lončar spurlos verschwunden, aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Balkan untergetaucht, dem Zugriff zumindest der Deutschen wohl für immer entzogen. Ein kleines Team um Alfons Hoffmann arbeitete den Fall auf, fasste zusammen, sortierte. Legte einen sauberen Akt an, der sofort einem Staatsanwalt hätte übergeben werden können. Und der doch nur im Archiv der ungeklärten Fälle landen würde. Mehr konnten sie nicht tun, das wusste Louise. Sie hatte es oft genug erlebt. In ein paar Tagen würden sich auch Alfons Hoffmann und sein Team wieder um andere Aufgaben kümmern. Lončar stand auf den Fahndungslisten zahlreicher Polizeien zahlreicher Länder, von Interpol, Europol. War mittendrin im Räderwerk moderner symmetrischer Kriegführung europäischer Ermittlungsbehörden.
    Sie würden ihn nicht finden.
     
    Nach gut drei Wochen kehrten die Schemen in ihre Träume zurück. Tausende Schemen auf Schiffen, dann auf langen Fußmärschen über Land. Andreas Eisenstein war darunter, an der Hand ein Kind, das Antun Lončar sein musste, damals noch Heinrich Schwarzer. Valpovo, sagte Eisenstein zu dem Kind. Wir gehen jetzt nach Valpovo, wo man im Regen tanzen kann.
     
    Anne Wallmer wollte vorbeikommen. Nein, bitte nicht, sagte Louise. Kannst du’s mir am Telefon erzählen?
    Also erzählte Anne Wallmer es am Telefon. Sie mochte Männer, aber Frauen mochte sie lieber. Na ja. Jetzt war sie schwanger.
    Seit sie es wusste, mochte sie Männer überhaupt nicht mehr. Sie wollte kein Kind, keinen Mann, eigentlich wollte sie niemanden. Alleinsein war besser. Man musste sich nicht verstecken. Man wurde nicht schwanger. Sie lachte rau. »Wir heiraten im Juni.«
    »Wie bitte?«
    »Das Kind braucht einen Vater.«
    »Du willst es bekommen?«
    »Es ist eben so, wie es ist.«
    »So ein Quatsch.«
    »Na ja.«
    »Und wer ist der Vater?«
    »Du kennst

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