Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auftrag der Väter

Im Auftrag der Väter

Titel: Im Auftrag der Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Bottini
Vom Netzwerk:
sauberen Socken gefunden.«
    Mats Benedikt lachte künstlich.
    »Er ist dann ohne Socken gegangen.«
    »Ohne Socken«, sagte Mats Benedikt und lachte wieder künstlich.
    Henriette Niemann nickte.
    »Setzen Sie dich doch«, sagte Louise.
    »Nur für einen Moment. Ich muss Ordnung machen im Haus. Sie ist ein bisschen ... schlampig.« Henriette Niemann setzte sich auf die andere Seite des Tisches. Sie musterte Louise, der Mund wieder schmal, die kleinen Augen blickten enttäuscht. Louise nickte. Rede, Henriette. Red mit mir. Sag es, dann ist es raus.
    Aber Henriette Niemann sah sie nur schweigend an.
    Mats Benedikt erkundigte sich nach Paul Niemann, den Kindern. Paul war oben, saß vor dem Fenster, seit sie vor ein paar Stunden gekommen waren. Philip lag im Bett, schlief vielleicht endlich. Carola war mit der Schwägerin zum Einkaufen gegangen. Um die Caro musste man sich keine Sorgen machen, sagte Henriette Niemann. Die Caro war wie sie. Immer in Bewegung. Immer alles im Griff. Wenn das alte Zuhause weg war, zog man eben in ein neues. Sie lächelte angestrengt. Bei Philip war das was anderes. Philip, den verstand sie nicht. Der war weit weg von ihr. Sie wusste nicht, wie es ihm ging. Ob er damit fertig wurde.
    Mats Benedikt bot an, Hartmut Prader, den Konfliktberater der Polizeidirektion, anzurufen. Er würde sofort kommen. Mit den Kindern sprechen, mit Paul, den Kontakt zu Beratungsstellen vermitteln. Zu Psychologen, falls es notwendig war. Henriette Niemann nickte und lehnte ab. Ihr Blick lag wieder auf Louise.
    Rede mit mir, dachte Louise. Sprich es endlich aus.
    Sie haben gesagt, wir haben Zeit.
    Sie nickte. Sag es.
    Henriette Niemann schwieg.
    »Es tut mir so leid«, sagte Louise. »Ich dachte, wir hätten Zeit. Ich wusste nicht, dass er ...« Sie brach ab.
    Mats Benedikt versuchte zu helfen. Niemand habe es gewusst, sagte er. Es habe keinerlei Hinweise darauf gegeben, dass der Mann so früh zurückkommen werde. Dass er das Haus niederbrennen werde. »Sein« Haus. Er habe doch gesagt, es sei
sein
Haus.
    Henriette Niemann sah ihn an, nickte. Ihr Blick kehrte zu Louise zurück.
    »Ich wusste, dass etwas geschehen würde«, sagte Louise. »Aber ich wusste nicht, was.«
    »Wir
konnten
es nicht wissen«, sagte Mats Benedikt, zu ihr gewandt.
    »Wir haben die Streifen verdoppelt. Alle paar Minuten ist eine Streife an Ihrem Haus vorbeigefahren.«
    »Wir
konnten
es nicht wissen«, wiederholte Mats Benedikt.
    Louise zuckte die Achseln. »Ich habe es geahnt.«
    »Ahnungen, Louise«, sagte Mats Benedikt sanft.
    Sie sah ihn an, lächelte leicht. So ist die Arbeit mit mir, Mats Benedikt. Der Abgrund. Jetzt bist du gewarnt.
    »Was haben Sie geahnt?«, fragte Henriette Niemann.
    »Dass irgendetwas geschieht. Etwas, womit wir überhaupt nicht rechnen.«
    »Das haben Sie uns nicht gesagt. Sie haben gesagt, wir hätten Zeit.«
    »Ich weiß.«
    »Ahnungen«, sagte Mats Benedikt. »Wir alle haben Ahnungen, und dann geschieht etwas vollkommen anderes. Wir können unsere ...«
    »Sie hätten es uns sagen müssen.«
    »Wir können unsere Vorgehensweise nicht von
Ahnungen
abhängig machen. Wir können nur versuchen, Hinweise zu finden, die unsere Ahnungen
bestätigen.
Erst dann können wir entsprechend handeln.«
    »Ja«, sagte Louise, ohne den Blick von Henriette Niemann abzuwenden.
    Mats Benedikt lehnte sich vor, stützte die Arme auf den Tisch. »Es wäre unverantwortlich gewesen, Ihnen von unseren Ahnungen zu erzählen. Sie wären vielleicht in Panik geraten. Die Kinder wären in Panik geraten, Ihr Mann erst
recht. Und was hätte es gebracht? Wir hätten das Haus nicht rund um die Uhr schützen können, weil wir
Ahnungen
hatten. Er hätte gewartet, bis wir weg gewesen wären, und das Haus dann angezündet.«
    »Er ist uns überlegen«, sagte Louise.
    »Nein!«, sagte Mats Benedikt heftig. »Er ist uns einen Schritt voraus, und er ist unberechenbar. Aber er ist uns nicht überlegen.«
    »Er ist ...« Louise hielt inne. »Er ist merkwürdig. Er führt einen Krieg. Aber wir wissen nicht, weshalb und gegen wen. Und wann der Krieg zu Ende ist.«
    »Gegen uns«, warf Henriette Niemann schroff ein. »Er führt
gegen uns
Krieg. Das ist wohl offensichtlich, oder?«
    Louise schwieg. Mats Benedikt sagte: »Gegen Ihren Mann? Gegen Sie? Um das Haus? Das Grundstück? Es ist
nicht
...«
    Henriette Niemann schnaubte durch die Nase. »Das kommt doch wohl auf dasselbe raus. Er hat unser Haus zerstört. Er hat uns unser Zuhause

Weitere Kostenlose Bücher