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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nervösen Schlückchen. »Sieh mal«, sagte sie, »von den drei Stämmen sind zwei Dayungs dabei. Gleich zwei. Kommt dir das nicht komisch vor? Keine Jäger, keine Krieger. Medizinmänner! Dia Lavai. Bei den Ipaks spielt er auch so eine Art Medizinmann …«
    »Die geistigen Führer der Völker …«
    »Du brauchst das nicht komisch zu finden. Es ist so.«
    »Schön. Kapiert. Und ihre Angst, das hat Tara ja ganz klar gesagt, ihre Angst hat mit Bali Saleng zu tun. Die Angst vor dem übermächtigen bösen Geist, der sich mit den United-Leuten verbunden hat, der in ihren Köpfen, ihren Maschinen oder sonstwo steckt. Was will er nun? Den Bali Saleng austreiben? Oder ihre Angst?«
    »Beides wahrscheinlich.«
    »Und wie?«
    »Wenn ich das wüßte … Was würdest du tun?«
    »Den Gegner lächerlich machen.«
    Sie hatte inzwischen die Zigaretten gefunden. Er hatte sie noch nie rauchen sehen. Wahrscheinlich hatte sie für ihn ein Reserve-Päckchen eingesteckt. Es war reichlich zerknittert. Sie öffnete es, zog eine Zigarette heraus, ließ ihr Feuerzeug anspringen, nahm einen tiefen Zug und reichte ihm die Zigarette weiter: »Die Idee, daß er die Logging-Leute lächerlich machen will, ist vielleicht gar nicht so übel. Nur, das kann gefährlich werden. Tödlich gefährlich …«
    Helligkeit fiel zwischen Äste und Blätter, der Regen hatte aufgehört. Über den feuchten Bambusrost kroch Maya zum Ende der Plattform, wo Beka schlief. Sie schüttelte ihn an der Schulter und sprach einige malaiische Worte.
    Er fuhr hoch. Er nickte, kroch unter seiner Decke hervor und zog seine zerfetzte Weste an.
    »Was ist jetzt los?«
    »Sie haben ihn zurückgelassen, sagt er, damit er uns hilft. Und dann sind sie weg …«
    »Mit dem Boot?«
    »Mit was sonst? Obwohl, weit kommen sie damit nicht. Fünf Meilen vielleicht – bis zu den Krokodil-Felsen. Dann beginnt der Wasserfall und darunter die Nati-Barriere. Dahinter liegt dann das Camp. Es befindet sich am Zusammenfluß des Juani mit dem Neggiri.«
    »Und wie kommen sie dort hin?«
    »Wie? So wie wir. Durch den Wald.«
    »Willst du tatsächlich …«
    Sie sah ihn nur an, aus einem Auge, denn das andere war von einer Flechte nasser Haare bedeckt. Dieser Blick genügte: Er zog die Beine an, rutschte über den nassen Bambus und sprang hinunter auf den Boden.
    Sie reichte ihm seinen Rucksack nach.
    Er schnallte ihn um und dann hatte er die jähe Vision eines prächtigen Frühstücks: Croissants, dampfender Tee, Butter, Speck – ein atemberaubendes Bild.
    Aber da tauchte schon Beka auf. Auch er trug sein Gepäck auf den Schultern, den bei den Senoi üblichen tornisterähnlichen Gepäcksack aus kunstvoll geflochtenen Rattanfasern. Er übernahm die Führung.
    Sie gingen durch die Büsche zum Ufer. Zwischen Stämmen und Ästen wehte der Nebel, ein kühler Waschzimmerdunst, der manchmal aufbrach, so daß der Blick wieder frei wurde.
    Sie mußten das Langboot genommen haben.
    Den Rest des Gepäcks jedenfalls hatten sie auf einem rasch errichteten und zwischen Astgabeln geklemmten Bambusrost gesichert. Auch Yep, Pa-Telos Jagdhund, hatten sie hier zurückgelassen. Er war an einen Baum gebunden und fiepte kläglich. Wahrscheinlich hatten sie darauf vertraut, daß Maya und die anderen ihn beim Erwachen entdecken würden.
    »Armer Kerl!« Maya kniete neben ihm nieder und streichelte das glatte, nasse Fell. Plötzlich fing sie an zu lachen: »Nun schau doch nicht so!«
    »Was ist denn so komisch?«
    »Du …«
    »Ich?«
    »Eigentlich kannst du ja wirklich nichts dafür, aber wie du mich ansiehst … weißt du wie? Da gab's mal so eine grauenhafte Urwald-Schnulze mit Sean Connery, und er mußte irgendwo den Urwald-Doktor spielen …«
    »Na, danke.«
    »Und war ständig sauer …«
    »Ich bin überhaupt nicht sauer. Ich kapiere nur nichts.«
    »So ging's Connery wahrscheinlich auch. Aber der hatte sich noch ein Zöpfchen gebunden. Grauhaarig mit Zöpfchen …«
    »Connery hat ein Toupet.«
    »Na gut, dann war's ein Toupet mit Zöpfchen …«, sagte sie. »Komm, jetzt haben wir wenigstens noch Zeit zu frühstücken.«
    Auch Rick streichelte jetzt den Kopf des Hundes. Er blickte hoch zu dem kunstvoll verschnürten Gepäckklumpen, den die Senois zurückgelassen hatten.
    »Was ist mit dem Zeug?«
    »Das lassen wir hier.«
    »Und er?«
    »Yep? Das ist vielleicht eine Frage. Du kommst mit, Yep, was? Dich läßt hier keiner mehr allein … Und jetzt kriegst du was zu fressen.«
    Yep mußte verstanden haben, und

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