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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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…«
    Rick Martin warf einen Blick zurück über die Schulter. Die Senois, die Ipaks, die Janis und auch Sungai von den Anings hatten sich ihre Blasrohre gegriffen, die Pfeile aus ihren sorgsam abgedichteten Köchern genommen. Die Spitzen der Pfeile waren mit Bekkala-Saft bestrichen, dem eine pflanzliche Giftsubstanz zugesetzt war. Je nach dem Zweck und der Art der Jagd verwandten sie verschiedene derartiger Giftkräuter, hatte Pa-Telo erklärt. Manche wirkten erst im Verlauf einer Stunde, wenn es darum ging, eine Beute so lange am Leben zu halten, bis sie gefunden war. Kriegspfeile aber brachten den Sekundentod. Und was dort in den Blasrohren steckte, waren Kriegspfeile …
    Der Motorlärm wurde leise, erlosch ganz, schwoll wieder an … Anscheinend hatten die beiden ihr Boot gedreht. Tatsächlich – da kamen sie, flußabwärts jetzt noch schneller als zuvor.
    Es war ein unglaublicher Anblick. Und ein noch unglaublicherer Lärm.
    Pa-Telo hatte sich wieder erhoben. Das Boot war verschwunden. Das Grollen des Motors hing über dem Wald. Auf dem Fluß waren noch immer die keilförmigen Wellen zu beobachten, die es hervorgeworfen hatte.
    Pa-Telo sprach zu Maya. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Was ist?« fragte Rick.
    »Er sagt, sein Vater und sein Großvater und die vor dem Großvater seien große Dayungs gewesen, so groß, daß ein Wort genügt hätte, Teufel wie diese zum Verschwinden zu bringen.«
    »Wäre nicht schlecht, was?«
    »Nein.« Sie sah ihn an. »Du wirst lachen, ich glaub' ihm. Nur leider, meint er, hätten auch die alten Dayungs Probleme gehabt, Teufel, die mit dem Bali Saleng verbündet sind, aus der Welt zu schaffen …«
    Es regnete noch immer …
    Rick Martin hatte sich die Plastikfolie über den Kopf gezogen, um nicht von den Tropfen gestört zu werden, die durch die Palmblätter seines Regenunterstandes brachen und sein Gesicht trafen. Seine Schulter schmerzte, doch er änderte seine Stellung nicht, er trieb im Halbschlaf dahin … bis Maya ihn weckte.
    Er griff zur Taschenlampe.
    Ihr Gesicht wirkte im Licht fast weiß, das Haar klebte an der Stirn, das Hemd war klatschnaß.
    »Was ist denn mit dir los? Warst du draußen?«
    »Sie sind weg.«
    »Wer ist weg?«
    Er richtete sich auf, stieß dabei gegen eines der Bambusrohre, die das Dach hielten. Ein Schwall Wasser traf seine Brust. Er rieb sich die Augen. Er konnte die Konturen von Ästen und Lianen ausmachen. Es schien zu dämmern.
    Er versuchte zu begreifen. Die andern? Er ließ den Strahl der Taschenlampe über den Bambusrost gleiten und sah die dunkle, in ihre Decke gehüllte Gestalt des jungen Beka dort am Ende, einer der Enkel Pa-Telos.
    »Ihn haben sie zurückgelassen. Ihn als einzigen«, sagte Maya durch das Rauschen des Regens. »Herrgott noch mal, ich habe ihnen doch gesagt, daß wir mit wollen. Und die geben einen Dreck darauf. Hauen einfach ab.«
    »Was heißt denn, daß wir mit wollen? Wohin mit wollen?«
    »Das ist es ja … Ich kann's nicht sagen. Sie haben irgend etwas vor, und es muß enorm wichtig sein, aber ich bekam keine einzige klare Antwort … Was immer es ist, wenn es sie derart beschäftigt, brauche ich es für den Film. Das ist doch wohl logisch.«
    Logisch? Logisch war überhaupt nichts …
    »Leg dich noch mal hin.«
    »Ich? Kannst du mir freundlicherweise sagen, wie ich jetzt weiterschlafen soll?«
    »Wieso bist du denn so naß?«
    »Weil ich bis am Fluß war. Mit der Taschenlampe. Alle Hütten sind leer. Kein Mensch …«
    »Hast du 'ne Zigarette?«
    Sie sah ihn so verständnislos an, als hätte er in einer fremden Sprache mit ihr geredet. »Es muß irgend etwas mit dem United-Camp oder den Logging-Leuten zu tun haben. Damals, an dem Abend, als wir in Taong ankamen, erinnerst du dich, da hat Tara davon gesprochen.«
    »Aber nicht von der United.«
    »Nein. Von der Angst, den Ängsten, die man den Senoi-Stämmen nehmen müsse, damit sie gegen den Holzeinschlag endlich entschlossen auftreten und gegen all das andere, was die United oder wer immer anstellen.«
    »Bali Saleng?«
    »Genau. Bali Saleng, der böse Geist …«
    Er rollte den Kopf zwischen den Schultern, um ihn einigermaßen klar zu bekommen. Viel Erfolg hatte er nicht damit.
    »Ist noch Kaffee in der Thermosflasche?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Dann gib doch mal her.«
    Sie schraubte den Becher ab und goß ein. Der Kaffee war warm und tat gut. Zumindest half er Rick, daß sein Gehirn wieder arbeiten konnte.
    Auch Maya trank in kurzen, kleinen,

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