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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eigentlich nicht viel passieren … Er sah zu all diesen bizarren Formen von Blättern, Blüten und Zweigen hoch, die über der gewundenen Wasserstraße einen grünen Himmel bildeten. Er fühlte sich wohl, und nicht nur das, er fühlte sich tatsächlich sicher, obwohl ihm noch immer nicht klar war, was das ganze Unternehmen sollte, wieso sie es mit Geistern zu tun hatten, obwohl es doch um so konkrete Dinge wie Schutzrechte, schwarzen Holzschlag und verbotenen Straßenbau ging …
    Er zog den Kassettenrekorder wieder aus dem Rucksack, um einige Eindrücke zu diktieren. Maya, den Rücken gegen Gepäck und Proviant gelehnt, ihre Kamera in der Hand, lächelte ihm träge zu. Er steckte das Gerät wieder an seinen Platz zurück und beschloß, erst mal genau zu überlegen, was er diktieren wollte.
    Ein zentrales Thema hatten sie, es überschattete alles: In Taong, der Tenenga-Station, war ein Mörder aufgetaucht. Ein Mörder? Wang Fus Lohnkiller …
    Daß dieser von seiner Allmacht besessene, mit Sicherheit neurotische, wenn nicht geisteskranke Chinese im Herzen Londons, vor dem EIA-Büro, hatte zuschlagen wollen, konnte man noch nachvollziehen. Aber hier, in diesem weltvergessenen Taong im Regenwald-Dschungel des Tenenga-Gebiets? Und doch: Tenenga will er haben! Und die Station ist so etwas wie die Festung, die es verteidigt. Also war er durchaus rational vorgegangen …
    Rick wünschte, diese Bootsfahrt wäre es auch.
    »So etwas muß einfach gemacht werden«, hatte ihm Maya versichert. »Glaub mir. Und frag nicht ständig …«
    Was ja nun wirklich keine Auskunft war …
    »Tara will es so. Und am besten, du läßt ihn in Ruhe damit. Im Grunde geht es nur um eines: Die Stämme hinter uns zu bringen und all den Menschen, die im Wald leben, zu beweisen, daß wir in der Lage sind, unsere Rechte zu verteidigen. Ob nun gegen Chinesen oder, oder …«
    »Blöde Langnasen wie ich eine bin?«
    Sie hatte ihn geküßt. »Na gut, du blöde Langnase. Wenigstens bist du auf der richtigen Seite …«
    Am Abend des zweiten Tages öffnete sich am rechten Flußufer eine Bucht. Schneeweiße Kiesel unterbrachen den eintönigen Saum der Mangroven.
    Ricks Herz schlug schneller. Die Janis hatten die Führung. Apa Jogeh und Tida kannten den Fluß am besten. Rick sah auf die Uhr: kurz nach sechs. Der Abend kam, die Nacht – und wieder der verdammte Regen.
    Die letzten drei Stunden waren die Hölle gewesen: eine Art Wildwasserfahrt zwischen flachen Felsen. Die beiden kleineren Einbäume hatten keine Probleme gehabt, sie waren glatt durchgekommen, nicht aber ihr Langboot-Kreuzer! Blasen hatten sich an seinen Händen gebildet. Sie brannten wie Feuer. Er war nie ein schlechter Ruderer gewesen, aber hier, bei dem Versuch, das verdammte Einbaum-Ding einigermaßen auf Kurs zu halten, hatte er die Grenze seiner Leistungsfähigkeit erfahren. Auf seinen Armen glühten die Moskitostiche. All der zermanschte Pflanzenbrei, den er auf Taras Rat hin darauf verrieben hatte, nützte nichts. Schweiß lief ihm salzig in den Mund, bildete eine klebrige, juckende Schicht auf seiner Haut. Maya aber, den Rücken gegen ihren Rucksack gelehnt, tat, als würden all diese Probleme für sie nicht existieren.
    Das Boot der Janis schwenkte nach rechts. Sie steuerten die Bucht an.
    Endlich …
    Maya nahm ihr grünes Seidentuch vom Kopf und glättete es. Auch es war schweißdunkel. »Dort vorne kommt gleich eine Insel. Dann die Nati-Felsen. Die bilden einen Wasserfall … Die Insel ist schon Company-Gebiet.«
    »Warst du schon einmal dort?«
    »Ja. Mit meinem Vater … Und es war einfach fantastisch. Wir konnten dort Tiger beobachten. Auch einen weißen Tiger. Er schwamm im Fluß …«
    Pa-Telo schwenkte auch ihr Boot ein. Rick nahm wieder das Paddel in die Hände. Er würde die Blasen desinfizieren müssen … Es dauerte keine fünf Minuten, dann knirschten unter dem Einbaum Kiesel, die ersten dieser wunderschönen Kiesel im beinahe unfaßbar kristallklaren Wasser … Sie kletterten aus dem Boot, um es an Land zu schieben. Doch Apa Jogeh schüttelte den Kopf und brüllte irgend etwas.
    »Was ist?«
    »Er meint, wir sollen die Boote nicht hier in der Bucht festmachen, sondern unter den Mangroven.«
    »Und warum?«
    »Warum schon, Rick? Damit man sie vom Fluß aus nicht sieht. Ich sagte doch: Das ist schon Company-Gebiet …«
    So blieben sie bis zur Hüfte im Wasser, zogen und schoben die Boote, bis sie unter den graugrünen, weit überhängenden Ästen verschwanden. Erst

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