Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
längst kalt und durchgekaut, trotzdem trat er ihn in den Zement.
    »Lipkowitz!«
    Keine Antwort. Nur das Klappern der Wasseraufbereitungsmaschine, die sich am Ende der Material-Halle befand. Ein verdammter Saftladen! Falls er nicht herausbrachte, in welcher Kiste sich die Kolbenringe finden ließen, konnten die Idioten ihr Schleppboot vergessen.
    Endlich entdeckte er Lipkowitz. Er saß auf einem Hocker, hatte die Hände zwischen den Knien und glotzte vor sich hin.
    »Lipkowitz!«
    Er antwortete nicht sofort, er starrte weiter auf den Boden. Was war los mit ihm? Van Koonen wußte es, als er die Flasche sah, die neben seinem rechten Fuß stand.
    »Mensch, ich hab' nach dir rumgebrüllt, Hank! Warum antwortest du nicht? Bist du besoffen oder was? … Morgens um zehn?«
    Lipkowitz sah hoch. Er hatte ein faltiges, kleines, sommersprossiges Dreiecksgesicht, die Farbe der Augen war so blaß wie Wasser. Seine schweißdunklen, rötlichen Haare bildeten kleine Röllchen. Er sah ziemlich mitgenommen aus.
    »Ich brauch' die Kolbenringe für das Schleppboot. Und was macht ihr? Ihr donnert alles in Kisten zusammen, nichts als Kisten. Könntest du mir mal sagen, was das alles soll?«
    »Gute Frage. Vor allem von dir.«
    »Was heißt denn das schon wieder?«
    Lipkowitz zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch Van Koonen ins Gesicht. »Was das soll? Eines kann ich dir gleich sagen: Vergiß den Scheiß-Schlepper.«
    »… und saufe. Wie du.«
    »Richtig.«
    »Ich soll also die Arbeit vergessen?«
    »Alles … In erster Linie deinen Job, Van Koonen. Den gibt's nämlich nicht mehr.«
    Van Koonen angelte sich einen verrosteten Eisensessel heran, der unter dem Archiv stand. Er hatte das Gefühl, als seien seine Beine plötzlich mit Luft gefüllt. »Also doch«, flüsterte er.
    »Ja.«
    »Ich dachte, diese Neuen, diese East-Coast-Company übernimmt uns!«
    »Denken ist etwas Schönes«, sagte Lipkowitz. »Etwas sehr Schönes sogar … Der Nachteil daran: Es braucht nicht zu stimmen, was du denkst. Die bringen ihre eigenen Leute.«
    Van Koonen überlegte, was das für ihn bedeutete. Er brauchte lange dazu und starrte während der ganzen Zeit auf die graue Ersatzteilkiste, in der Lipkowitz seine wichtigste Büroausstattung aufbewahrte: Whisky und Porno-Kassetten.
    »Mein lieber Mann …«, flüsterte er schließlich.
    »Ja.«
    »Gib mir auch eine …« Er zündete so ungeschickt sein Matchbox-Zündholz an, daß er sich die Finger verbrannte. Er warf es zu Boden. »Woher hast du's? Von diesem Hubschrauber-Fritzen, der gestern abend gekommen ist? Diesem District Officer?«
    »Ulay?« Lipkowitz schüttelte den Kopf. »Aber wenn du schon davon anfängst, der Fall Ulay ist typisch für den ganzen Schlitzaugen-Verein. Zuerst war dieser Mistkerl von D.O. auf unserer Liste. Und jetzt, jetzt kommt er hier an und beschlagnahmt für East-Coast die Stämme, beschlagnahmt die Ersatzteile, beschlagnahmt den ganzen Gammelladen, einschließlich dem alten Stuhl, auf dem du sitzt, und spielt den großen Polizisten-Macker für diesen Affen von Wang Fu.«
    »Und uns schmeißen sie raus …«
    »Du hast es erfaßt, Baby. Uns schmeißen sie raus. Was bleibt, sind ein paar Senois und ein paar Chinesen. Wir waren zu blöde, Van Koonen. Es ist unsere Schuld. Die legen dich immer aufs Kreuz, ob Taiwanesen oder East Coast. Alles dieselben Halsabschneider von Schlitzaugen!«
    »Mensch, und ich wollte mir nächsten Monat in KL 'ne Wohnung kaufen. Daß mir das passieren muß …«
    »Kann dir überall passieren, Van Koonen. Auch in Holland. Selbst in den USA …«
    Lipkowitz stand auf und schlurfte hinüber zum Fenster. Die Flasche nahm er mit. Dort stand er lange. Dann stellte er den Whisky plötzlich auf den Fensterbord und beugte sich nach vorne.
    »Komm mal her, Van Koonen …«
    Van Koonen trat neben ihn. Lipkowitz hob den Arm und deutete zur Küchenbaracke. »Dort drüben, der in der Turnhose mit den blau-gelben Streifen – hast du den schon mal gesehen?«
    »Weiß nicht. Hab' die Brille nicht dabei. Wieso?«
    »Na, siehst du nicht? Geht am hellichten Tag in die Küche, schnappt sich 'nen Benzinkanister und füllt Flaschen ab.«
    »Na und? Für sein Moped«, sagte Van Koonen. »Ist doch sowieso alles egal.«
    »Richtig. Du lernst dazu, Van Koonen.«
    Van Koonen nickte. »Und jetzt brauche ich auch einen Whisky!«
    Sie setzten sich. Lipkowitz füllte ihm ein halbes Wasserglas voll. Van Koonen nahm den ersten Schluck, dann den zweiten, wollte gerade zum

Weitere Kostenlose Bücher