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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wenn Sie ihr sagen, Maya sei am Apparat.«
    »Ich verstehe … Leider hat sich Madame gerade in ihr Atelier begeben. Für uns herrscht die Anordnung, daß sie dort nicht gestört werden darf.«
    »Ach ja?«
    Maya sog Luft durch die Nase und machte sich dabei klar, daß den Butler am anderen Ende, nach dem Akzent ein Filipino, der auf absolutely british machte, keine Schuld traf. Sein Stil … George Andrew pur … Julia hatte darauf reagiert, indem sie in das kleine Haus im Park zog. Und dies bereits im zweiten Jahr ihrer Ehe.
    »Hören Sie zu: Was halten Sie davon, wenn Sie sich möglichen Ärger sparen und einfach aufs Knöpfchen drücken. Das Atelier-Haus hat auf der Hausanlage die Nummer drei, wenn ich mich recht entsinne. Also drücken Sie und schenken Sie sich den ganzen Rest, ja?«
    Zu Mayas Überraschung machte es prompt ›klick‹. »Wie steht's denn so, Julia?« fragte Maya und ließ erneut den Blick durch die Glasscheibe in die Passage wandern.
    »Moment mal … Ist doch nicht möglich. Maya?«
    »Richtig, Maya!«
    »So etwas gibt's doch gar nicht!«
    »Anscheinend doch.«
    »Wo steckst du denn?«
    »Hier.«
    »Hier – wo?«
    »Singapur.«
    »Gibt's doch nicht.«
    »Wieso wiederholst du dich ständig, Julia?«
    »Wir müssen uns sehen. Sofort.«
    »Deshalb rufe ich ja an. Ich habe im Moment keine Zeit für lange Telefonate. Ich wollte nur wissen, ob du zuhause bist. Und das bist du. In zwanzig Minuten bin ich bei dir. Okay?«
    »Du fragst, ob das okay ist?!« … Julia schrie es und Maya legte auf, mitten in ihr erregtes, glückliches Lachen hinein.
    Es stimmte: Es war nicht die Zeit für Telefonate. Noch zögerte sie, hoffte, daß sie sich täuschte, daß die beiden Männer, die gerade durch den Innenhof-Eingang den Frühstücksraum betreten hatten und sich nun umblickten, langsam, prüfend umblickten, nichts seien als zwei Männer, die einen Kaffee nötig hatten, vielleicht einen Toast und ein weichgekochtes Ei dazu … Wenn sie das waren, wieso winkten sie dann die Kellnerin heran? Und warum stellten sie sich an die Bar, um mit dem Keeper zu reden? Warum drehten sie die Köpfe?
    Nach Hautfarbe und Gesichtsschnitt zu urteilen, handelte es sich um Inder.
    Der lange Dünne trug einen dieser verbeulten Leinenanzüge, die in Mode gekommen waren, der andere ein blaues Hemd und Jeans. Die Special Tasc Force, wußte Maya, setzte bei ihren Zivilstreifen fast ausschließlich Chinesen ein. Doch es war nur logisch, daß man nach Maya Nandi indische Detektive ausschickte.
    Sie verließ die Kabine.
    Die ersten Schritte an den Schmuck-Vitrinen in der Passage vorbei ging sie sehr gelassen. Ganz ruhig. Doch nach einem Blick über die linke Schulter zurück, begann sie zu rennen.
    Sie kamen.
    Der Abstand zu ihren Verfolgern betrug vielleicht zwanzig oder dreißig Meter. Vor sich hatte sie den Kaufhauseingang. Glas – Messing – Lichtertrauben – Menschen – viele Menschen.
    Sie kannte das Lions nicht. Es war erst in diesem Frühjahr eingeweiht worden. Die Bullen waren im Vorteil.
    Leute kamen ihr entgegen. Köpfe drehten sich. Die Gesichter erstarrten, als sie an ihnen vorüber hetzte. Die Passage machte einen scharfen Bogen nach rechts. Eine Tür. Sie war in die Lederwaren-Abteilung geraten, rannte gegen eine schmächtige, blutjunge Verkäuferin. Das Mädchen in dem türkisfarbenen Kleidchen fiel zu Boden. Das Regal, vor dem sie gestanden hatte, begann zu schwanken, Handtaschen kamen ins Rutschen, fielen … Ein ganzer Katarakt schwarzschimmernder Handtaschen! Herrgott, weiter!
    Kinder-Abteilung. Sie schaufelte mit beiden Armen eine Gruppe schwatzender, bebrillter chinesischer Matronen zur Seite, bahnte sich buchstäblich eine Furt. – Eine Rolltreppe. Doch sie transportierte in die falsche Richtung. Nach oben. Dahin wollte sie nicht.
    Verzweifelt blickte sie sich um.
    Sie war in den Außenbereich der Parfum-Abteilung geraten. Esthee Lauder, Helena Rubinstein … Die pikierten, lackroten Lippen der Verkäuferinnen, die sie anstarrten. Ein Mann, der irgend etwas rief. In einem Spiegel sah sie das blaue Hemd, das der jüngere Polizist trug. Unter dem Gekreisch von Frauenstimmen setzte er gerade über eine Theke. Schießen konnte er hier nicht. Mit Pistolen läßt sich in Kaufhäusern nichts anfangen – aber mit Türen. Vor allem mit Feuertüren. Und da war eine, halb verborgen von einer Plakatwand, die für einen Urlaub in Neuseeland warb. Ja, eine wunderschöne, rote Feuertür hinter glasblauem Meer und

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