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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bleiben. Geben Sie her, Rosi.«
    »Hallo?« vernahm er. »Was ist denn jetzt mit Jim?« Ihre Stimme schien sehr weit weg und klang reichlich ungeduldig.
    »Und was ist mit dir?« Wie immer, wenn er mit Maya am Telefon sprach, spürte er eine geradezu schmerzliche Anspannung.
    »Du?«
    »Ja, ich.«
    »Oh, Rick! Na gut. Weißt du, ich hab' da einige Probleme, die ich gerne mit Jim Bright besprochen hätte.«
    Sie klang fast enttäuscht, registrierte er verärgert. »Kannst du auch mit mir, nicht wahr? Was sind das für Probleme?«
    Sie zögerte. »Läßt sich von hier aus schwer beschreiben.«
    »Wo bist du denn?«
    »In einer Kneipe. Da wo ich wohne, gibt's kein Telefon.«
    Da wo ich wohne? Eine kleine Hafenstadt an der Südostküste Mallorcas! Puerto Colom, wenn er sich recht erinnerte.
    »Die Sache wird reichlich kompliziert, Rick. Ich habe mit den Regierungsstellen in Palma, der Conselleria de Pesca gesprochen. Die haben mich dann an die Küstenwache und den Seedienst der Guardia Civil verwiesen. Die Jungs dort versuchen mit Helikoptern die Fisch-Piraterie zu kontrollieren. Eines haben sie herausgefunden: Es gibt hier eine Art logistischen Stützpunkt für die Taiwanesen.«
    »Wo hier?«
    »Hier in Puerto Colom. Über diese Kontaktstelle besteht die einzige Möglichkeit, irgendwie an Bord der Schiffe zu kommen. Aber allein schaff ich das nicht. Deshalb hätte ich gerne, daß Jim hierher kommt.«
    »Das wirst du schön sein lassen. Ist doch viel zu gefährlich.«
    »Was soll schon passieren?«
    Was soll schon passieren … Er konnte sich keinen typischeren Nandi-Kommentar vorstellen.
    »Ich werde mir das überlegen, Maya. Ruf in drei Stunden noch mal an, ja?« Es hatte einen Grund, daß er diesmal so knapp mit ihr war. Er hatte gerade eine Entscheidung gefällt.
    Er legte auf und sah die Sekretärin an: »Rosi, besorgen Sie mir ein Ticket nach Palma.«
    »Und für wann?«
    »Möglichst heute. Und je schneller, desto besser.«
    Es ging wirklich schnell. Als Maya zum zweitenmal anrief, saß Rick Martin bereits in einer der Charter-Boeings, die für den Thompson-Feriendienst täglich Hunderte von sonnenhungrigen Briten auf die Ferieninsel schaufelten. Und während sie gerade über Frankreich hinwegflogen, hoffte er, daß Rosi es geschafft hatte, Maya im Unklaren darüber zu lassen, wer ihr zu Hilfe kam. Er wollte sie überraschen.
    Am Flughafen Palma mietete sich Rick Martin einen Seat Cordoba und fuhr Richtung Südosten.
    Er war bereits das dritte Mal auf Mallorca, besaß jedoch nur noch blasse Erinnerungen. Soviel konnte er feststellen: Es hatte sich seit seinem letzten Besuch eine Menge geändert. Es herrschte wenig Verkehr. Er sah verschlafene Landstädtchen, einzelne Fincas, braune Erde und zu seiner rechten Seite das tiefblaue Meer.
    Nach vierzig Minuten tauchte das Schild auf: ›Puerto Colom‹. Der Pfeil deutete nach rechts.
    Der Ort lag am Ende einer langen, weitgeschwungenen S-Kurve und schien das Meer zu umarmen. Ein Leuchtturm, weiße Boote, weiße Häuser, violette Bougainvillea-Hecken und grüne Pinien – ein traumhafter Anblick, kein Zweifel.
    Er hatte dennoch keinen Blick dafür, jagte den Cordoba den Hang hinab, stoppte an einem Rondell und zog noch einmal die Info-Karte zu Rate, die ihm Rosi vorbereitet hatte: ›Casa Son Vent‹ stand da. ›Calle la Punto, 24‹.
    Ein alter Mann hockte auf einem Steinsockel, auf dem ein großer, verrosteter Anker montiert war. Er hatte den rechten seiner zerrissenen Segeltuchschuhe ausgezogen und betrachtete melancholisch das Loch an der Kappe. »Calle la Punto 24?« Er hob nur den Arm und deutete auf die Straße, die nach links in eine Tamarisken-Allee abzweigte.
    Rick durchquerte den alten Teil der Straße. Er zog sich über einen Hügel, der aus lauter weißgekalkten Fischerhäusern bestand. Als er wieder fragte, hatte er einen vierzehnjährigen Jungen vor sich, der ihm rasche, präzise Antworten in einem gestochen klaren kastilianisch gab. Nach der Playa hoch zum Felsen, am Leuchtturm vorbei. Neben einem Pinienwald …
    Das dreistöckige Gebäude, an dessen Gartenmauer ›Casa Son Vent‹ stand, war vor wohl nicht allzu langer Zeit bonbonrosa gestrichen worden. Doch die Winterstürme und das Salz, das sie mit sich trugen, hatten nicht nur Balkon und Fensterläden mitgenommen, sondern auch große, schmutziggraue Flecken in die Farbe gefressen.
    Er stieg aus.
    Bisher war er seiner Sache verdammt sicher gewesen. Vermutlich hatte Maya sich hier in Porto Colom als

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