Im Auftrag des Tigers
Augen, ruhige Augen, einen großen, ruhigen Mund und den großzügigen Ansatz zweier Brüste im Ausschnitt eines Männerhemdes.
»Du?«
»Ja … Bitte tu das blöde Messer weg, da kriegt man ja Angst. Und damit du nicht fragen mußt, was ich in deinem Wagen suche: Ich habe gestern, als wir zur Playa fuhren, mein Handtuch liegen lassen und dachte …«
»Und deshalb brichst du die Tür auf?«
»Aufbrechen? Hab' ich doch nicht. Die war offen.«
»Ach ja?«
Sie log.
Er wußte jetzt, daß sie log. Er wußte genau, daß er alle Türen verschlossen hatte. Aber er konnte nicht verhindern, daß sich seine Augen auf ihre Brüste richteten. Einer der Knöpfe des Hemdes war abgerissen, der obere, der strategische. Sie trug keinen BH. Warum nicht? Die Dinger in die Hand nehmen, sie durchkneten, wie oft hatte er davon geträumt in den letzten Tagen. Einmal, irgendwann. Nein, jetzt …
Sie lügt. Sie hat dich die ganze Zeit ausgetrickst. Und jetzt bist du am Zug.
Er grinste immer weiter, ging um den Wagen herum und setzte sich hinters Steuer. Er ließ den Motor an, griff an ihr vorbei, zog die Beifahrertür zu und fragte sich die ganze Zeit, was, verdammt, er jetzt unternehmen sollte.
»Ich bin großzügig mit dir, Pere, stimmt's?« hatte Chinesen-Harry gesagt. »Wahrscheinlich viel zu großzügig. Ich hab' so was wie 'nen Narren an dir gefressen, aber wenn auffliegt, daß du unsere Schiffe belieferst, bist du dran. Ist das klar?«
Er hatte verstanden. Und nun war es aufgeflogen. Sie wußte Bescheid. Sie war sogar so weit gegangen, seine Karre aufzubrechen. Aber wieso? Wer bezahlte sie? Von wo kam sie? Was führte sie im Schilde?
Er ließ die Kupplung nach und gab Gas.
»Wo fährst du hin?«
Der Expreß rumpelte den Kai entlang. Ihre Stimme war ruhig, sie saß ganz entspannt neben ihm, ein bißchen Licht im Haar und auf der Stirn.
»Da runter.« Er steuerte die Rampe an. An dieser Stelle senkte sich das Gelände von der Straße bis zum Rand des Hafenbeckens. Es war dicht mit Pinien bewachsen. Der Wagen rüttelte.
»Ich muß noch was laden. Und dann warte ich noch auf 'ne andere Type, die mir auch Ware bringt.«
»So?« Sie fragte nicht weiter.
Der Expreß hüpfte über die Pinienwurzeln, die sich wie dicke Adern aus der hartgebackenen Erde schoben. Er brachte ihn hinter einem großen Stapel vor sich hin rostender Tretboote zum Stehen.
Sie sah sich um.
Er schaltete den Motor ab, lehnte sich zurück und griff nach dem Messer in seiner Tasche. Er ließ es stecken. Er brauchte es nicht.
»Hör mal, Süße, jetzt wirst du doch gleich wieder wissen wollen, was ich mit dem ganzen Zeug anfange, nicht wahr? Und wohin ich es bringe. Darum geht's dir doch, oder?«
Sie drehte sich ihm zu. Er roch ihr Parfüm. Die dunklen Augen verschwammen im Schatten, die Haut an ihrem Hals glänzte matt.
Und dann ging alles ganz schnell. Vielleicht war es der Cognac, vielleicht die Wut darüber, daß sie ihn die ganze Zeit verarscht hatte, vielleicht auch einfach Angst – er wußte selbst nicht genau, was er da tat, aber er legte beide Hände um ihren Hals und schloß sie.
Sie stöhnte, warf den Kopf zurück, versuchte nach ihm zu schlagen, doch er ließ nicht los, oh nein, und er hatte starke Hände. Sie versuchte es erneut. Diesmal mit der Faust. Er drückte nur noch härter zu.
»Puta! Dreckshure! Was willst du? Los schon, sag's! Wer schickt dich? Wer? Wer …«
Er fühlte sie schlaff werden. Mit der linken Hand, in einem einzigen Ruck riß er ihr das Hemd auf. Ihr Mund war verzerrt und das machte ihn noch schärfer. Wie auch nicht, zum Teufel? Ihre Brüste mit den dunklen Höfen sprangen ihm förmlich entgegen. Er schob seinen Körper über sie, hielt sie an den Schultern fest, versuchte die Schenkel zwischen ihre Beine zu schieben … »Dir zeig ich's, Miststück!«
Und dann brüllte Pere Pons, brüllte nur noch, brüllte wie ein Stier unter dem Anprall des Schmerzes, der ihn zu zerreißen schien, brüllte und brüllte, und als er endlich den Kopf hob, wimmernd, mit beiden Händen die schmerzenden Hoden umklammernd, war der Sitz neben ihm leer …
Es war Freitag morgen, zehn Uhr dreißig. Rick stand zufällig im Sekretariat, um noch einige dringende Abrechnungen abzuzeichnen, als Rosi Myers, die Chefsekretärin, den Hörer abnahm, die Hand über die Sprechmuschel legte und ihn fragend ansah.
»Was ist denn?«
»Maya. Sie will Jim sprechen. Aber Jim ist in Southampton.«
Er nickte. »Dort wird er auch über das Wochenende
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