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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Touristin verkauft, in Palma wiederum als Reporterin. Trotzdem, mit ihrem exotischen Aussehen mußte sie den Leuten auffallen. Schön, aber wo waren ›die Leute‹? Er sah niemanden.
    Er blickte über eine lehmbraune Mauer, hinter der drei halbverdorrte junge Palmen ums Überleben kämpften. Daneben stand ein gleichfalls ziemlich verhungerter Pfefferbaum, der seine Äste hängen ließ. Dann die Haustür. Sie war angelehnt. Eine Katze saß auf einem Abfallbehälter.
    Der Eingang befand sich auf der Rückseite des Hauses. Von der Vorderfront hatte man sicher eine herrliche Aussicht über die Bucht, hingegen gab es hier nur Küchenbalkons zu betrachten. Sie vermittelten den Eindruck, nie von irgend jemand betreten worden zu sein. Er ging durch die Öffnung in der Mauer, lief über ein paar Zementplatten und wollte gerade die Haustür aufstoßen, als er eine Stimme hörte.
    »Hallo!«
    Er drehte sich langsam um. Da stand sie. Sie trug Shorts, ein Khaki-Hemd und natürlich Sandalen. Ihr Haar war zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, und um den Hals hatte sie ein Tuch geknotet. Sie stand und starrte mit runden Augen, als begegne sie einem Marsmenschen, und der Wind zupfte an ihrem Haar. Die Hände mit den langen Fingern kamen halb hoch und fielen hilflos zurück. Dann begann sie zu rennen. Sie lief ihm entgegen, ihr Mund lachte, und er erlebte ein kleines Wunder: eine Maya Nandi, die die Arme um ihn warf und ihm am Hals hing. »Oh, Rick, Rick … Ist das … also ich weiß gar nicht …«
    »Ist das eine Überraschung, wolltest du doch sagen.«
    Er hatte seine Stimme nicht so unter Kontrolle, wie er sich das wünschte, aber sein Verstand blieb klar genug, um ihm zu sagen, daß es bei Maya klüger war, die Schulter freizugeben, statt sie festzuhalten, und die Arme wieder sinken zu lassen, statt ihren Mund zu küssen. Sie sah ihn an.
    »Wirklich? Der Chef persönlich?«
    »Ließ sich kein anderer auftreiben«, grinste er.
    »Übertreibst du nicht?«
    »Bei dir kann man das gar nicht, Maya. Und das Schlimme ist, du weißt es auch noch.« Er steigerte sich zu einem persönlichen Rekord an Sachlichkeit: »Also, worin bestehen die Probleme?«
    Sie senkte ein wenig die Lider. Die langen Wimpern bildeten Schattenkreise. Das Lächeln war verschwunden. Sie zupfte nervös an ihrem blauen Halstuch und drückte den Daumen gegen den Riemen ihrer Umhängetasche. Dann warf sie einen kurzen, schnellen Blick über die Schulter hinüber auf die Pinien, die einen halbfertigen Neubau im Hintergrund verdeckten.
    »Hör mal, Maya, was ist denn?«
    »Ja, was ist? Genau. Eine gute Frage. Aber wollen wir das hier besprechen?«
    »Natürlich nicht. Gehen wird doch rauf in deine Wohnung.«
    »Noch so eine Sache, Rick. Außerdem, die Fenster gehen alle nach Westen. Und da knallt jetzt die Sonne rein und heizt auf, daß es nicht zum Aushalten ist. Ich hab' einen anderen Vorschlag. Da vorne gibt's einen Badestrand mit einer ganz hübschen Strandkneipe. Und Schatten gibt's dort auch. Da können wir alles in Ruhe durchsprechen. Was hältst du davon?«
    Er nickte und sah sich nochmals das Haus an. Noch so eine Sache? Was meinte sie damit? Nun, sie würde es ihm erzählen …
    Schweigend ging sie neben ihm her. Die leichte, beschwingte Fröhlichkeit, die sie zuvor bei der Begrüßung gezeigt hatte, war verschwunden.
    Irgend etwas stimmte nicht. Und er mußte schnell erfahren, was das war.
    Ein weißes, breites Band zerschnitt den Himmel und zerfloß am Horizont zu einem silbrig-wäßrigen Streifen. Davor die Berge. Dann die alte Stadt auf ihrem Hügel, ihre weißen Häuser mit all den grünen und blauen Fensterläden. Die breite Bucht mit all den Masten, den großen und kleinen, weißen, roten, blauen und braunen Schiffskörpern.
    Schreie und Gelächter wehten von der Schwimminsel, die vor dem Strand verankert lag. Kinder bauten Sandburgen. Irgendein Verrückter schnitt mit einem Wasser-Scooter durch ein paar träge Wellen. Und viele, viele Mütter. Es war wie das Abtauchen in eine andere, ersehnte, erlösende Welt. Es war angenehm, äußerst angenehm.
    Eine dicke, rundgesichtige Frau hatte ihnen einen Plastiktisch und zwei Plastikstühle unter die Befestigungsmauer gestellt, die die schmale Zufahrtsstraße trug. Tamarisken wuchsen aus dem Sand, ihre Zweige spielten mit dem Licht. Sie tranken trockenen Rosado und spießten mit Zahnstochern Oliven auf.
    Rick Martin streckte die Beine aus und ließ seinen Stock in den Sand fallen. Maya hing neben ihm im

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