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Im Auftrag des Tigers

Im Auftrag des Tigers

Titel: Im Auftrag des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ändern. Viel muß sich ändern. Auch mit dir, dem Job, es muß …
    Tropfen trafen ihn. Er öffnete die Augen. Sie stand vor ihm. Ihre kräftigen Hände preßten verschlungene Haarflechten zusammen. Wasser floß heraus. Wasserperlen auf den langen Schenkeln, Perlen auf dem Bauch, den Schultern, drei Flecken provozierend dünnes, nasses Tuch. Die beiden grünen, der blaue um ihren Hals. Das Tuch hatte sie auch während des Schwimmens nicht abgenommen. Es hatte sich zu einem schmalen Band zusammengefaltet.
    Er hatte einige Mühe, den Blick von den geränderten, harten Erhebungen der Brustwarzen zu lösen.
    Und sagte plötzlich aufgeregt: »Maya! Herrgott, was ist das? Was ist mit deinem Hals?«
    Sie reagierte nicht sofort. Erst als sie begriff, zupfte sie wie ein ertapptes Schulmädchen das Tuch in die Breite.
    Mit einer für seine Verhältnisse geradezu umwerfenden Schnelligkeit stand er auf. »Laß sehen! Sei nicht kindisch.«
    Sie wich einen halben Schritt zurück. Dann blieb sie doch stehen. »Nicht der Rede wert, wirklich, Rick.«
    Er schob mit dem gespreizten rechten Zeigefinger das Tuch gegen den Schultermuskel. Es waren drei Male. Sie waren blau und rot unterlaufen. Das linke zog sich vom Halsmuskel unterhalb des Kehlkopfs bis zur Kurve des Unterkiefers. Der Abdruck einer Hand, ohne Zweifel, der Abdruck einer Hand, die hatte töten wollen. Und die auch die Kraft gehabt hätte, es zu tun.
    »Wer?« Er flüsterte. All das Geschrei und die Kinderstimmen erschienen ihm unerträglich laut. »Wer war das?«
    »Komm, mach kein Theater, Rick.«
    »Theater?« Er legte beide Hände auf ihre Schultern und drückte sie auf den Stuhl. Ihr Gesicht wurde starr, doch sie ließ es geschehen.
    »Theater, Maya?! Herrgott noch mal, was ist eigentlich mit dir los? Da kommt einer, bringt dich halb um, und du hältst es noch nicht mal für nötig, ein einziges Wort darüber zu verlieren. Für wen hältst du dich? Für einen weiblichen Rambo? So was gibt's nur im Film!«
    Sein Bein fing an zu zittern.
    Sie ließ die Arme hängen. Ihre Augen schlossen sich. Ihr Gesicht blieb so maskenhaft wie zuvor.
    »Rede schon …«
    »Ja. Wenn du dich hinsetzt und nicht länger herumschreist.«
    Er setzte sich.
    »Es war Pere Pons.«
    »Dieser Fischer?«
    »Ja, dieser Fischer.«
    »Und?«
    »Der wollte mich nicht umbringen, Rick. Wirklich nicht. Der ist nur einfach durchgedreht. An Idioten, die durchknallen, bin ich langsam gewöhnt. Seit langem übrigens … Kann ja sein, daß ich ihm falsche Hoffnungen gemacht habe. Vielleicht habe ich ihn auch provoziert … Himmel, du brauchst mich wirklich nicht so anzustarren. Als er merkte, daß ich ihn reinlegen wollte, passierte es nun mal. Aber schließlich: Ich bin mit ihm fertiggeworden. Und wahrscheinlich hatte er dazu noch eine Menge Angst.«
    »So, es passierte nun mal? Der Typ hätte dich beinahe zu Tode gewürgt. Aber logisch, so etwas ist doch gar nichts! Du machst mich noch wahnsinnig! Hast du die Polizei benachrichtigt? Hast du wenigstens deinen Verehrer bei der Guardia Civil angerufen?«
    »Ich bin doch nicht verrückt. Das würde die Sache noch mehr verkomplizieren. Außerdem, ich hatte noch immer die Hoffnung … ich meine, ich habe mir gedacht, wenn du dich vernünftig benimmst und mit Pere irgendwie wieder ins reine kommst, sind vielleicht noch ein paar Informationen drin.«
    »Ins reine kommen«, höhnte er. »Was sonst? Der Job geht schließlich vor, was?«
    »Ja«, sagte sie langsam. »Und ich habe ihn allmählich satt.«
    Er gab keine Antwort. Verschwieg, daß er vor ein paar Minuten genau dasselbe gedacht hatte.
    »Und wieso hatte er Angst?«
    »Weiß der Teufel. Ich sagte dir doch, daß es drüben in Cala d'Or einen chinesischen Restaurant-Besitzer gibt. Anscheinend hat der Mann ihn in der Hand. Ich kenne diese Auslands-Chinesen. Wenn es um ihre Interessen geht, schlagen sie zu. Und das gnadenlos.«
    »Aha«, meinte er spöttisch. »Gnadenlos.«
    »Ja, Rick. Als ich dich vorhin oben am Haus nicht in die Wohnung gebeten habe, da lag das nicht nur an der Hitze.«
    Er richtete sich auf. »Ja? Sondern?«
    Sie sah wieder zu ihm. »Ich wollte nicht hinein … Ich habe auch meinen Wagen an einem anderen Ort geparkt.«
    »Und warum?«
    »Das war so … Es gibt dort oben in der Nähe des Hauses eine Baustelle. Am Morgen, als ich kam, nein, gestern schon, sah ich ein paar sonderbare Figuren dort oben. Ich hab' nicht besonders darauf geachtet. Also ging ich hoch in die Wohnung. Die Tür war

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