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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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dann: »Um das Wohl dieser beiden Knaben aber mache ich mir durchaus Sorgen. Deshalb danke ich dir für dein Angebot und meine, wir sollten folgendermaßen verfahren: Da ich aufgefordert wurde, mit meiner Familie vor Gericht zu erscheinen, damit sie meinen Auftritt vor den Richtern bezeugt, bitte ich dich, Nobu, mitzukommen und die Entscheidung des Gerichts abzuwarten. Wenn es zugunsten von Zira ausfällt, verlass auf der Stelle mit Esther und den beiden Knaben Ugarit.«
    »Aber ich möchte euch alle mitnehmen, verehrte Herrin.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Asherah sei gelobt, dass sie dich zu uns geführt hat, guter Nobu. Aber mit Esther und den beiden Jungen kommst du schneller voran. Hannah und Saloma und ich würden dich nur aufhalten. Und wir würden Verdacht erregen, denn Zira dürfte alle Hebel in Bewegung setzen, auf dass man in allen östlich von hier gelegenen Städten nach einem Mann in Begleitung von vier Frauen und zwei kleinen Jungen Ausschau halten würde. Bring Esther und die Knaben nach Lagasch und versuche, David und Leah entsprechend zu benachrichtigen. Ich hoffe zwar, dass es nicht dazu kommt, aber sollte dem so sein, beschütze meine Enkelin und meine beiden Schätze Aaron und Baruch, denn sie sind die Zukunft meiner Blutlinie. Und ich werde dafür beten, lieber Nobu, dass durch das Mitgefühl der Götter meine Familie eines Tages wieder in unserem eigenen Zuhause vereint sein wird.«

16
    »Wie kann dieser kanaanäische Hund es wagen, mich zu ignorieren!«
    Höflinge und Priester, Magier und Schriftgelehrte sowie Offiziere verharrten in Schweigen, während ihr König tobte, weil aus Ugarit noch immer keine Antwort eingetroffen war.
    Thutmosis, der zwar klein von Gestalt, aber umso jähzorniger war, schritt in dem blauen Pavillon derart erregt hin und her, dass sein Zorn die Anwesenden erzittern ließ. Mancher befürchtete schon, durch seinen Wutausbruch würden Leinwand und Zeltpfosten, Möbel und Teppiche und selbst die Kleider, die sie trugen, Feuer fangen. Wo er doch der Pharao war, der Sohn des Amon-Re, ein direkter Nachkomme der Sonne.
    Er wandte sich an den Obersten Arzt Reshef. »Welche der Geiseln ist für Shalaaman die wichtigste?«
    Reshef wägte seine Worte ab. Mit dem kanaanäischen Mädchen war er noch nicht fertig. Sie hatte zwar schließlich doch die achtzehn in Geheimschrift gehaltenen Tafeln übersetzt, aber es gab noch so viel, worüber sie sich hartnäckig ausschwieg – Heilmethoden und Zaubersprüche und uralte Weisheiten, die sie in den Städten am Euphrat gesammelt hatte. »Die beiden jungen Prinzen, Heiligkeit. Zwillingssöhne einer Prinzessin, die Shalaaman geheiratet hat, um eine Allianz mit einem anderen König zu schmieden. Sie bedeuten Shalaaman mehr als die Kanaaniterin, die er als Dämonenbetörerin ansieht.«
    Thutmosis kratzte sich zerstreut am Arm und überlegte. Da er sich nicht in seinem Thronsaal aufhielt, sich weder mit Regierungsangelegenheiten beschäftigte noch ausländische Würdenträger empfing, trug Ägyptens König lediglich einen weißen Faltenrock, der von einem goldenen Gürtel gehalten wurde. Sein Oberkörper war bis auf einen breiten, mit Edelsteinen besetzten Goldkragen nackt, und statt einer Krone schmückte ein goldener Reif mit der geheiligten Kobra seine Stirn. Sein schlichtes Äußeres konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Rock und Stirnreif zu dem mächtigsten Mann auf Erden gehörten. Das Leben jedweder Kreatur lag in seinen Händen. Mit einem Wort konnte er sämtliche Männer in seinem Zelt töten. Mit einer Geste Megiddo dem Erdboden gleichmachen.
    »Dann schicke ich ihm den Kopf der Dämonenbetörerin«, sagte er zu guter Letzt.
    Reshef erschrak. Das hatte er nicht beabsichtigt. Er hatte gedacht, Thutmosis würde sich für einen der beiden Zwillinge entscheiden, um ein Exempel zu statuieren. Aber doch nicht das Mädchen!
    Er wollte sie der Frau seines Herzens zum Geschenk machen.
    Es war nicht so, dass Reshef Königin Hatschepsut nur anbetete und verehrte und bewunderte – er empfand Liebe für sie. Eine Liebe, die über alles Körperliche hinausging. Niemals hätte er auch nur gewagt, sich vorzustellen, sie beide wären zärtlich Liebende. Gotteslästerung wäre das gewesen. Sie war seine Göttin, und es schmerzte ihn, wenn sie ihr Grab und ihren Totentempel aufsuchte, das Haus der Million Jahre, um den Fortschritt der Bauarbeiten zu überwachen, weil ihm dies ihre Sterblichkeit vor Augen hielt, ihn gemahnte, dass

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