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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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einem tödlichen Spiel, und dass sie es nur Seiner Majestät Pharao Hatschepsut verdankte, noch am Leben zu sein. Da sie aber vor zwei Tagen die letzte Tafel übersetzt hatte, wusste sie, dass ihr Schicksal nicht länger in Hatschepsuts Hand lag, sondern in der ihres mächtigen Neffen.
    Dennoch blieb sie ruhig, als Pakih ihr sagte, sie solle enthauptet werden. »Wahrscheinlich ist es nur symbolisch«, meinte sie.
    Pakih jedoch schüttelte den Kopf. »Zu befürchten steht, Herrin, dass diesmal weder Reiherfeder noch rote Tinte zum Einsatz kommen.«
    Jetzt erschrak Leah, versuchte aber, ihre Angst zu verbergen. »Das werden wir ja sehen«, sagte sie und griff nach ihrem Schleier. »Die Götter sind mit uns.«
    Wachen, die vor dem Harem warteten, führten Leah zum blauen Pavillon. Pakih musste draußen warten.
    In dem Zelt, in dem sie vor zwanzig Tagen vor Königin Hatschepsut getreten war, drängte sich eine Menschenmenge; der Qualm von unzähligen Weihrauchfässern und Fackeln stach einem in die Augen. Die beiden Wachen, die Leah an den Armen festhielten, zerrten sie vor den Thron und zwangen sie, vor diesem grotesken kleinen Mann, der die Welt beherrschen wollte, niederzuknien. Ein Zittern überlief sie, als er sich erhob und die Stufen hinunterstieg. Je näher er auf Leah zukam, umso deutlicher nahm sie den schwach süßlichen Geruch wahr, den er verströmte. Er erinnerte sie an den Tod.
    Thutmosis hob die Hand, die Handfläche nach außen gekehrt, vor sein Gesicht und sprach
eine Beschwörungsformel, die Leah bereits vertraut war:
»Au-à rekh kua-ten. Rekh kua
ren-ten.«
– »Ich kenne dich – ich kenne deinen Namen.« Während Kanaaniter die Macht der Götter anriefen, glaubten Ägypter, dass allein das gesprochene Wort Macht ausübte.
»Ankh-à en maat«
hieß »Ich lebe in der Wahrheit« und
Au khu-nuà«
»Ich werde beschützt«.
    Sie ahnte, dass Thutmosis die Beschwörungsformel »Ich kenne dich« für den Fall gewählt hatte, dass ihre Gabe, andere Dämonen zu betören, von einem Dämon in ihrem Inneren herrührte. Als der hinter dem König postierte Dolmetscher mit dem Stab alles ins Kanaanäische übersetzte, verstand Leah, dass Thutmosis mit seiner Erklärung, er wisse um diesen Dämon, dessen Macht über ihn zunichtegemacht hatte. »Dämonenbetörerin aus Kanaan«, sagte der Pharao jetzt, »wisse, dass deine Macht hier nicht wirkt. Die Götter Ägyptens sind stärker als die Kanaans. Meine Strahlkraft ist die stärkste überhaupt. Ich bin vor Unglück und der Macht des Bösen geschützt. Warum weigert sich dein König, meine Schreiben an ihn zur Kenntnis zu nehmen?«
    »Das weiß ich nicht, Herrlichkeit«, erwiderte sie, den Blick zu Boden gerichtet. »Vielleicht ist er krank. Ohne mich wird König Shalaaman ein Opfer des Dämons, der die Luftröhre einengt.«
    »Dein König hat Meine Herrlichkeit beleidigt. Selbst auf dem Sterbebett hat er dem Sohn des Amon-Re zu antworten. Das hat er jedoch nicht getan. Deshalb werde ich meine Macht und den Ernst meiner Absicht demonstrieren. Ich werde ihm deinen Kopf als Geschenk zukommen lassen, und dann werden wir ja sehen, wie gut er mit dem einengenden Dämon zurechtkommt.« Er sah sich um. »Wo ist dieser kanaanäische Schriftgelehrte? Prinz David von Lagasch?«
    »Hier bin ich, Herrlichkeit!«, rief eine vertraute Stimme durch den Qualm. Leahs Herz machte einen Sprung. David! »Ich musste mich reinigen, ehe ich in deine strahlende Gegenwart treten darf.«
    Den Blick noch immer zu Boden gerichtet, spürte Leah, wie David näher kam, nahm bereits den Duft seiner Seife und seines Haaröls wahr. Als sie aus dem Augenwinkel seine Füße und seine Sandalen erspähte, musste sie sich zwingen, knien zu bleiben.
    Mit Hilfe des Dolmetschers sagte er zu Thutmosis: »Herrlichkeit, bevor ich aufzeichne, was du dem König von Ugarit mitteilen möchtest, bitte ich ums Wort. Ich habe alles niedergeschrieben, was ich während des großartigen Marsches Deiner Herrlichkeit gesehen, gehört und erlebt habe. Ich habe dein Loblied gesungen, Worte gefunden, die die militärischen Anführer Ugarits das Fürchten lehren werden. Ich habe von der grenzenlosen Macht des Pharaos gesprochen, von seinem Mut und seiner Tapferkeit und wie die elenden Habiru sofort den Kampf verloren gaben, als sie von deiner Strahlkraft, die die der Sonne übertrifft, geblendet wurden. Ich bin nur ein bescheidener Schriftgelehrter, Majestät, auch wenn es der Wahrheit entspricht, dass ich ein Prinz bin, als

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