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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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beiden Vierjährigen, die ihr ganzes Leben noch vor sich hatten. Sie durften keinesfalls in die Sklaverei geraten!
    »
Shalaam
und die Segnungen der Götter, werte Herrin!«
    Avigail blieb am Tor stehen und sah dem Fremden entgegen, der strahlend wie die Mittagssonne auf sie zukam. Da er merklich an Gewicht verloren hatte und seine Haut gebräunt war, erkannte sie ihn zunächst nicht. Aber dieser Gang, dieser schildkrötenartig vorgestreckte Kopf – das war unverkennbar …
    »Nobu!«, rief sie und hielt gleichzeitig auf der belebten Straße Ausschau nach einem weiteren vertrauten Gesicht.
    »Leider sind David und Leah nicht bei mir«, sagte er, als er sie erreichte. »Aber sei versichert, dass deine Enkelin im Palast von Megiddo sicher ist und gut versorgt wird.« Während er sprach, warf auch er einen Blick hinter Avigail, wo er sie erspähte: Esther stand in einer Weinlaube auf, von wo aus sie, neben sich die beiden Knaben, scheu das Wiedersehen beobachtete.
    »Komm rein«, sagte Avigail. Auch wenn es sie enttäuschte, dass Leah nicht mitgekommen war, freute sie sich über Nobus Rückkehr. Er war jetzt ein Verbündeter und Freund.
    Sie führte ihn in die Küche, wo Hannah und Saloma Lauch und Zwiebeln für das Mittagessen dünsteten. Sie begrüßten Nobu überschwänglich, und auch die beiden kleinen Knaben überwanden nun rasch ihre Zurückhaltung und bestürmten den Besucher mit tausend Fragen. Nobu wäre es zwar lieber gewesen, wenn die Frauen die beiden kleinen Rangen zurechtgewiesen hätten, aber er wusste ja, dass Baruch und Aaron der einzige Lichtblick in ihrem Leben waren.
    Er hatte etwas zu essen mitgebracht. Obwohl er sah, wie begierig Avigail auf den Käse, das Brot und den gesalzenen Fisch starrte, sagte sie: »Die Jüngsten zuerst. Ich esse, was übrig bleibt.«
    Sie teilte von dem, was Nobu mitgebracht hatte, eine Portion an Aaron und eine an Baruch aus, ermahnte sie noch, nicht zu schlingen. Dann war die Reihe an Esther, die Nobu leise für sein großzügiges Geschenk dankte. Für Saloma und Hannah blieb nicht mehr viel übrig, dennoch gab jede noch etwas davon an Avigail ab, so dass sie alle nicht viel, aber zumindest etwas zu essen hatten.
    »Den Göttern sei Dank«, sagte Avigail, als sie den Geschmack des würzigen Brots und des Olivenöls auf der Zunge zergehen ließ. »Und jetzt sag uns, was es an Neuigkeiten gibt, Nobu. Wir haben uns große Sorgen gemacht.«
    Nobu, der sich sicher war, dass die Großmutter das freudige Pochen seines Herzens hören konnte – Esther war noch nicht als Sklavin verkauft worden! –, berichtete, wie er durch die Gunst der Götter auf seinem Weg aus dem südlichen Kanaan auf eine Karawane gestoßen war, die dringend einen guten Barbier benötigte. »Auf diese Weise habe ich für meine sichere Rückkehr nach Ugarit bezahlt, und auch für die Reise nach Lagasch werde ich in dieser Form bezahlen. Ich habe nämlich vor, euch alle in meine schöne Stadt im Osten zu bringen; dort habe ich Freunde, die uns Unterkunft und ein sicheres Versteck zur Verfügung stellen werden. Packt also rasch eure Sachen zusammen. Ich sehe mich inzwischen nach einer Karawane um, die in diese Richtung zieht. Sobald wir dort sind, werde ich David benachrichtigen, damit er Bescheid weiß und nachkommt. Und Leah ebenfalls, sofern der Pharao sich großmütig zeigt.« Um Avigail oder Leahs Schwester nicht zu beunruhigen, erwähnte er nicht, dass weitere Prinzen als Geiseln in Megiddo festgehalten wurden, die zwar ein privilegiertes Leben führten, aber dennoch Gefangene Ägyptens waren und dazu bestimmt, nie wieder in ihre Heimat oder zu ihren Familien zurückzukehren.
    Avigail nahm einen Bissen würzigen Käses und kaute darauf herum, so wie sie auch auf Nobus Angebot herumkaute. »Durchaus verlockend«, sagte sie schließlich. »Aber dann wären wir geflohene Sklaven. Kriminelle. Wir wären für den Rest unseres Lebens auf der Flucht, hätten kein Zuhause. Die Götter haben mir nicht diese beiden Knaben zum Geschenk gemacht, damit ich es aus Angst vor der Sklaverei wegwerfe. Außerdem möchte ich den Namen meines Sohnes nicht auf diese Weise entehren, zumal ich hoffe und bete, dass Elias eines Tages zurückkommt. Vergiss nicht, Nobu: Elias hat sich seiner Verantwortung nicht durch Flucht entzogen. Er hat sich hocherhobenen Hauptes in sein Schicksal gefügt, und niemand in Ugarit kann ihn als unehrenhaft bezeichnen.«
    Sie aß eine Olive, derweil die anderen schweigend abwarteten, und sagte

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