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Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Im Auge der Sonne: Roman (German Edition)

Titel: Im Auge der Sonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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antwortete er ihnen. Eine wunderbare Nachricht für seinen Meister war eingetroffen, und Nobu konnte es kaum erwarten, sie ihm mitzuteilen.
    Während er sich mit Davids Garderobe beschäftigte, dachte er bereits ans Essen. Elias und seine Familie behandelten ihren Schreiber derart zuvorkommend, dass er jeden Abend mit an ihrem Tisch saß und folglich auch Nobu gut verköstigt wurde. Welche Speisen wohl heute aufgetragen wurden?, sinnierte er, während er sorgfältig Davids hübsche dunkelblaue Tunika mit den goldenen Fransen und dazu einen schwarzen Umhang aus bester Angorawolle bereitlegte. Gut würde sein Meister darin aussehen. Auch durch sein Äußeres musste ein Prinz zeigen, dass er ein Prinz war.
    Und dass David ein Prinz war, würde er ab sofort allen in Ugarit verdeutlichen. Dessen war sich Nobu mehr als sicher.
    David, der sich auf dem Heimweg befand, war derart freudig erregt, dass er sich zwingen musste, nicht im Laufschritt auf die Villa zuzusteuern.
    Er wollte sofort mit Leah sprechen, ihr erzählen, was ihm der Rab zugeflüstert hatte. Zuvor aber musste er Elias Bericht erstatten. Nach seiner Begegnung mit dem Rab hatte er im Archiv Unterlagen zu Kapitän Yagils geschäftlichen Vereinbarungen gesucht, um die Siegel, mit denen sie unterzeichnet waren, vergleichen zu können. In den Archiven herrschte, wie er befürchtet hatte, jedoch ein derartiges Durcheinander, dass er noch nicht fündig geworden war; er musste deshalb weitersuchen, bis sich die Angelegenheit klären ließ.
    Da er vor dem Treffen mit seinem Dienstherrn ein Bad nehmen und die Kleider wechseln wollte, suchte er seine Kammer auf, wo er von einem bestens gelaunten und wie eine Glucke um ihn herumschwänzelnden Nobu erwartet wurde. Was war bloß in seinen Sklaven gefahren? Zu viel Wein, um die inneren Stimmen in die Schranken zu weisen? »Meister! Ruf Shubat an! Dein Verwandter, der Juwelenhändler, hat sich gemeldet. Er ist aus Goshen zurück und möchte dich so schnell wie möglich sprechen. Meister, ich glaube, du hast deinen Bürgen für die Bruderschaft gefunden!«
    Eine gute Nachricht fürwahr, befand David, während er sich wusch und frische Kleider anzog. »Ich muss sofort mit Elias sprechen«, sagte er zu Nobu. »Ich sehe dich dann beim Abendessen.«
    In der Empfangshalle, auf dem Weg zu seinem Dienstherrn, wäre er um ein Haar mit Leah zusammengeprallt. »David!«, rief sie aus. »Ich habe wunderbare Neuigkeiten!«
    »Ich ebenfalls!« Ohne darauf zu achten, ob jemand sie beobachtete, griff er nach ihrer Hand, zog sie zur Treppe und hinauf aufs Dach, wo sie ungestört waren. Die gleißenden Strahlen eines herbstlich goldenen Sonnenuntergangs glänzten in Leahs Haar auf, und es war, als wolle eine kühle Brise sie ihm schier in die Arme drängen. David umfasste ihre Schultern. Wie gern hätte er Leah geküsst! Er wunderte sich selbst, dass er den Willen aufbrachte, seine Lippen nicht auf die ihren zu drücken. Ihre Augen strahlten, und auch er fühlte sich vor Freude emporgehoben, so als könnte er auf die goldenen Strahlen des Sonnenuntergangs klettern und auf ihnen tanzen. »Nun, was hast du mir denn so Wunderbares zu berichten?«, fragte er und hätte gern »Liebes« oder »Liebste« hinzugefügt, was er jedoch nicht wagte, weil sie noch verheiratet war und er dies bis zum Ablauf von sieben Jahren zu respektieren gedachte.
    Leah berichtete ihm von ihrem Zusammensein mit Tante Rakel heute Vormittag. »Sie hat mir ungemein Wichtiges anvertraut! Aber erst zu dir, David. Was gibt es bei dir Neues? Erzähl doch!« Die wundersame Stimmung hatte auch sie ergriffen, sie genoss das Gefühl der letzten Sonnenstrahlen auf ihrem Körper, sah, wie sich der Himmel hinter David gelb und orange und rot färbte, so als würde sich die Sonne selbst vor diesem Prinzen von Lagasch verneigen.
    »Ich hatte eine Zusammenkunft mit dem Rab, und kurz bevor ich ihn verließ, raunte er mir etwas zu. Leah, der Rab persönlich will sich für meinen Eintritt in die Bruderschaft verbürgen! Und ich weiß, dass ich mich in seinen Augen bewähren werde, denn er sagte, dass ›Blut von außen‹ genau das ist, was die Bruderschaft braucht, um zu Rechtschaffenheit zurückzufinden. Nur Yehuda steht mir im Weg, aber sollte er tatsächlich an der Fallsucht leiden, werde ich es sein, der in das Amt des Rabs berufen wird. Aber genug von meinen Angelegenheiten. Was hat dir deine Tante Wichtiges verraten?«
    Leahs Lächeln erstarb, auf einmal erschien der sich neigende

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