Im Auge des Falken (Regelence-Serie) (German Edition)
wegwerfende Handbewegung. »Natürlich nicht. Ihr seid zu jung, um zu wissen, was Ihr wollt. Als Euer Ehemann wird es mir obliegen, Euch meine Interessen und Euren Platz in der Gesellschaft zu lehren.«
Wie bitte? Wie kam dieser arrogante... Aiden biss die Zähne zusammen und seine Finger ballten sich zu Fäusten. Er fragte sich kurz, wie viel Ärger er wohl bekommen würde, wenn er dem arroganten Sack einen Kinnhaken verpasste, entschied dann aber, dass der Kerl seiner Aufmerksamkeit nicht wert war, geschweige denn seines Ärgers.
»Und genau das, Lord Braxton, ist der Grund, warum wir nicht zusammenpassen. Ich weiß, was ich will, und ich werde mich nicht zu etwas anderem machen lassen. Guten Abend, Milord.« Aiden drehte sich um und wollte eilig verschwinden, aber eine Hand an seinem Ärmel hielt ihn zurück.
»Vergebt mir, Milord, ich wollte Euch nicht beleidigen. Ich halte sehr viel von Eurer Meinung und würde mir wirklich wünschen, dass Ihr meine Bitte noch einmal überdenkt. Ich denke, wir würden sehr gut miteinander harmonieren. Es ist erfrischend, dass Ihr offensichtlich ein Rückgrat besitzt.«
Aiden wollte sich weiter verstimmt geben, aber Braxton schien es ehrlich zu meinen. »Ich akzeptiere Eure Entschuldigung.«
»Gut. Vielleicht würdet Ihr mir heute Abend einen Tanz gewähren?«
Nicht in diesem Leben. »Es tut mir sehr leid, Milord. Ich scheine meine Tanzkarte verlegt zu haben und bin deshalb nicht sicher, welche Tänze schon vergeben sind.«
Braxtons Lächeln verblasste ein wenig, aber er riss sich rasch zusammen. »Dann an einem anderen Abend vielleicht? Ich würde mich freuen, wenn wir einander etwas besser kennenlernen würden.«
»Ich bitte um Entschuldigung, Milord, aber ich denke nicht, dass das zu etwas führen würde. Mein Wunsch ist es, Künstler zu werden, nicht Ehemann.«
»Ihr seid ein attraktiver Mann und solltet Eure Hände nicht mit solchen niederen Tätigkeiten beschmutzen. Aber als mein Ehemann könntet Ihr Euch nach Herzenslust an der Kunst versuchen. Bitte, denkt darüber nach.« Der Mann beugte sich über Aidens Hand und drückte ihm einen Kuss auf den Handrücken, drehte sich dann um und ging davon.
Einige Augenblicke stand Aiden völlig entgeistert da, unfähig, sich zu rühren. Was in aller Welt war das denn gewesen?
Jemand rempelte ihn an der Schulter an. Rupert Cavendish, Aidens Freund und ebenfalls ein Künstler. »Er sieht wirklich gut aus. Ich hatte schon immer ein Faible für helles Haar.«
Aiden sah seinen blonden Freund stirnrunzelnd an. »Erst letzte Woche hast du Lord Wesleys dunklem Äußeren nachgeschmachtet.«
»Na schön, man kann nicht behaupten, dass ich wählerisch wäre.«
Nein, das war Rupert wahrlich nicht, nicht wenn es um Männer ging. Er mochte alles und jeden. Der Mann war ein hoffnungsloser Romantiker.
»Bist du deine Karte schon losgeworden? Bannons hat scheinbar etwas zu trinken gebraucht. Seine befindet sich auf dem Grund der Bowle-Schüssel.« Rupert lachte leise.
»Habe ich mitbekommen. Ich musste verschwinden, sonst wäre ich vor Lachen geplatzt«, grinste Aiden. »Das gewinnt definitiv im Punkt Originalität. Paytons ist ihm aus der Hand gesprungen und hat Bekanntschaft mit der Unterseite seines Schuhs gemacht.«
»Und wo hat deine ihr Ende gefunden?«
»Pflanzendünger.« Aiden wies auf die Grünpflanze hinter ihnen. »Das arme Ding sieht hungrig aus, findest du nicht?«
Ruperts Mundwinkel zuckten. Er sammelte sich, indem er sich im Ballsaal umschaute. Einen Moment später winkte er und lächelte. »Ist das nicht der Earl, der als Gast in der Residenz weilt?«
Aiden folgte Ruperts Blick und sah Deverell, der vom anderen Ende des Raums aus direkt zu ihnen herüberstarrte.
Kapitel 5
Auf seiner Seite des Ballsaals, halb verdeckt von einer großen Topfpflanze, zwang Nate sich dazu, seinen Blick von Aiden abzuwenden. So sehr er es auch leugnen wollte, es hatte ihm nicht gefallen, dass der grauhaarige Gentleman Aidens Hand geküsst hatte. Und diesem Gefühl wollte er auch nicht weiter auf den Grund gehen.
Es war so seltsam, einen Mann zu sehen, der einem anderen die Hand küsste. Nate hielt sich an seinem Tumbler mit Scotch fest und wartete auf den ersten Walzer.
Das laute Hintergrundrauschen der Gespräche und die ersten Takte einer Quadrille dröhnten in seinen Ohren. Er hatte es endlich geschafft, dem nicht enden wollenden Strom an Menschen zu entkommen, die alle etwas von ihm zu wollen schienen. Es war
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