Im Auge des Falken (Regelence-Serie) (German Edition)
Arbeitszimmer sah eher aus wie eine Kommandozentrale. Es gab keinen richtigen Schreibtisch, nur Sessel und einen riesigen Bildschirm an einer der Wände. Nate hatte das Gefühl, einen militärischen Operationsraum zu betreten. Alles hier war auf dem neuesten Stand der Technik und schien so gar nicht zum Rest der Residenz zu passen.
Aiden stand bereits vor dem Bildschirm und gab Anweisungen. Nach ein paar Sekunden wandte er sich um. Als er Nate erblickte, grinste er.
»Willst du alle Skizzen sehen, die vor dem Verschwinden der Waffen entstanden sind?«
Sich immer noch umsehend, trat Nate hinter Aiden. »Nein. Fang bei denen an, die du an diesem Tag gemacht hast, und wir gehen wenn nötig von dort aus zurück.« Er schlang die Arme um Aidens Körpermitte und zog seinen Mann an sich, während er auf das Display blickte.
Das Bild änderte sich, während sie Stück für Stück durch die Zeichnungen der Docks gingen. Sie sahen alle fantastisch aus. Erneut verspürte Nate Ehrfurcht angesichts von Aidens Talent. Er küsste Aidens Ohr und flüsterte: »Die sind gut.«
Aiden griff nach oben und streichelte abwesend über Nates Bart. »Danke.«
»Was macht ihr denn da?«, ertönte Raleighs Stimme.
Beide drehten die Köpfe und sahen Raleigh im Türrahmen stehen, der die Hände in die Hüften stützte und sie finster anstarrte. In einer Hand hielt er immer noch den Skizzenblock, den Nate ihm gegeben hatte.
Steven erschien hinter Raleigh, doch seine Aufmerksamkeit war auf den Bildschirm gerichtet. Er deutete darauf.
»Da. Halt.« Er eilte nach vorne und stellte sich neben Aiden und Nate. »Seht euch das an.«
Auf dem Monitor war eine Skizze zu sehen, die zeigte, wie die Waffenkisten gerade in einen Raumfrachter verladen wurden.
***
Aiden schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen Nates Schulter. Die Fahrt in einem Gleiter machte ihn eigentlich schon seit Jahren nicht mehr schläfrig. Andererseits hatte er noch nie die ganze Nacht damit verbracht, von seinem Ehemann geliebt zu werden.
»Wie war deine Kindheit?«
Nate strich über Aidens Wange. »Wahrscheinlich größtenteils genauso wie deine.«
Nates Stimme wirkte beruhigend, entspannend. Es war schön, auch am Tag Zeit miteinander verbringen zu können, auch wenn sie gerade so etwas wie einen Auftrag hatten.
»Wirklich?«
»Ja, wirklich. Ich bin auf Englor aufgewachsen. Der Planet ist Regelence sehr ähnlich.«
Englor? Das war auch ein Regency -Planet, erinnerte er sich aus dem Schulunterricht. Hieß das etwa...
»Bist du wirklich ein Earl?«
»Der Earl of Deverell.« Nate drehte sich auf seinem Sitz zur Seite, sodass er sich mit dem Rücken gegen die Seitenwand lehnen und Aiden zwischen seine Beine ziehen konnte. »Und der Erbe des Duke of Hawthorne.« Er schlang seine Arme um Aidens Taille und schmiegte sein Gesicht gegen seinen Nacken.
Oh, das fühlte sich gut an... Aiden schloss die Augen und entspannte sich. Er liebte Nates Bart. Liebte es, Nate einfach nur nahe zu sein.
Aiden riss die Augen auf und wandte den Kopf ein wenig zur Seite. »Du bist der Erbe eines Herzogtums?« Das bedeutete, dass Nate bewusst gewesen war, was die Gesellschaft über ihre drei gemeinsamen Walzer denken würde. Aber warum hatte er das dann getan?
»Nicht mehr. Ich wurde enterbt.«
»Warum?«
»Warum?« Nate rückte Aiden in eine bequemere Position. »Ich habe den Sohn des besten Freundes meines Vaters in einem Duell getötet.« Seine Stimme klang gleichmütig, aber Aiden ließ sich davon nicht täuschen. Hinter dieser Geschichte steckte weit mehr.
Nates Griff um Aiden verstärkte sich und er küsste seine Wange. »Daniels Verlobte hat mich beschuldigt, sie kompromittiert zu haben. Ich versuchte, ihm das Duell auszureden. Als er sich nicht beirren ließ, beschloss ich, über seine Schulter zu zielen, aber er gab den ersten Schuss ab und traf mich am Arm, als ich gerade den Abzug betätigte.«
»Aber du hast sie nicht kompromittiert.« Für so etwas war Nate viel zu ehrenhaft.
»Nein. Ich habe sie dabei erwischt, wie sie auf einem Ball von einem Rendezvous im Garten zurückkehrte. Ich hörte, wie sie sich von ihrem Liebhaber verabschiedete, als ich gerade um eine Hecke bog. Sie konnte mich nicht einfach so gehen lassen, in dem Bewusstsein, dass ich sie belauscht hatte. Sie ist schnurstracks zu Daniel gerannt und hat behauptet, ich hätte sie angegriffen.«
Was für eine Hexe! Aiden berührte Nates Wange, die an seiner lag, und strich durch die Haare. »Warum
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