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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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ansahen, dämmerte es Eira. Gunhild Wikan musste bei den Vernehmungen 1969 gelogen haben, als sie behauptete, dass sie in der Brandnacht krank in ihrem Bett gelegen hatte.
    Eira holte tief Luft. »Frau Wikan, es fällt mir schwer, Ihnen zu glauben. Nichts von dem, was Sie sagen, stimmt mit den alten polizeilichen Befragungen überein. Und Ihre Ausführungen widersprechen zusätzlich dem, was Sverre heute sagt.«
    Eira beobachtete sie genau. Ihre Miene versteinerte. Dann fuhr Eira unbeirrt fort: »Sverre hat Ihnen das nicht erzählt, Gunhild. Sie waren in jener Nacht selbst in dem Gebäude.«
    Sie lächelte matt und zog den Schal enger um den Hals. »Das ist wohl Ihr Job, Eira: Theorien in die Welt zu setzen, für die Sie keinerlei Beweise haben.«

Kapitel 61
    Aus Gunhild Wikan war kein weiteres Wort herauszubringen. Sie war plötzlich wie verwandelt. Die Stimmungsänderung war schneller über sie hereingebrochen, als graue Wolken hier im Norden einen strahlend blauen Himmel trüben konnten. Auf einmal wirkte Gunhild kurz angebunden und abweisend. »Diese Spekulationen darüber, wer was gesagt hat oder wer sich wo befand, sind vollkommen sinnlos, Eira«, unterbrach sie ihn, als er versuchte, ihr weitere Antworten zu entlocken. »Die Geschichte ist alt, sie ist abgeschlossen. Tatsache ist: Fjelds Bürohaus hat lichterloh gebrannt. Das Feuer ist irgendwo im Gerümpel ausgebrochen. Jeder wusste, dass die baufälligen Schuppen wie Zunder brennen würden. Lassen Sie’s gut sein. Leider hat der Brand zum Tod zweier Personen geführt. Mehr weiß ich nicht.«
    Eira ließ sich nicht beeindrucken. Er wurde nur noch skeptischer. Vorher hatte sie eigenartigerweise das Wort »Sühne« verwendet, und diese Spur musste er weiter verfolgen. Gunhild musste in dem Gebäude gewesen sein, hatte möglicherweise sogar alles gesehen. Außerdem war sie in höchstem Maße verdächtig, so aufgewühlt, wie sie damals über die behauptete Untreue ihres Mannes gewesen sein musste. All dies hatte sie bei den Vernehmungen verschwiegen.
    Eira war kurz davor, Gunhild auf der Stelle zu erneuten Befragungen mitzunehmen. Das wäre zweifellos berechtigt gewesen, wie sehr sie sich auch gesträubt haben würde. Aber das Dumme war, dass er sich fast nur auf Vermutungen stützen konnte. Er brauchte jetzt dringend Beweise. Auch um eine weitere harte Runde mit Sverre würde er nicht herumkommen.
    Eira begleitete Gunhild noch ein Stück. Bis zu ihrer Pensionwar es nicht weit und sie ging gern zu Fuß, wie sie sagte. Sie liefen am Kai entlang. Der Wind blies wieder stärker. Gunhild schlug den Kragen hoch.
    »Sie brauchen nicht mit mir zu kommen, Eira. Es sind nur zehn Minuten, dann bin ich da. Sie haben sicher Familie und wollen nach Hause.«
    Er blieb stehen. Bevor er sich auf den Heimweg machen würde, hatte er noch einiges zu erledigen. »Ihnen ist klar, dass mittlerweile weitere Vernehmungen notwendig geworden sind? Es gibt mehrere neue, ungeklärte Fragen. Wir holen Sie morgen früh um neun Uhr ab. Ruhen Sie sich vorher gut aus.«
    Sie schenkte ihm ein winziges Nicken. Eira verfolgte ihre Gestalt mit den Augen.
    Rita Fjeld ging mürrisch vor ihm her in die Küche. Sie roch nach Alkohol. Gewöhnlich war sie sorgfältig frisiert und stark geschminkt. Heute hingegen sah sie sogar etwas schlampig aus. Dass ein Fremder in Karls Namen beerdigt worden war, hatte sie offenbar völlig aus der Bahn geworfen. Sie setzte sich an den Küchentisch, deutete auf den Stuhl gegenüber, schob Eira eine Tasse Kaffee hin und schlug die Beine übereinander. »Bringen Sie es hinter sich. Was ist es diesmal?«
    Er fragte sich, was sie wohl erwartete. Es schien, als rechne sie jedes Mal, wenn er auftauchte, mit einer größeren Enthüllung oder Anschuldigung. Vielleicht gab es ja Anlass dazu?
    Eira holte tief Luft. »Stimmt es, dass Sie und Oscar Wikan eine heimliche Liebesbeziehung hatten?«
    Natürlich würde sie es abstreiten. Aber eine so unverfälschte Kombination aus Schock und Entrüstung hatte Eira nicht vorhergesehen.
    »Von allen gemeinen, niveaulosen Behauptungen …«, begann sie.
    »Und dass diese verlorene Liebe der eigentliche Grund dafür ist, dass Sie nie geheiratet haben?«
    Kaffee spritzte über ihre Hand und sie hielt nur noch den Henkel zwischen den Fingern. Rita hatte ihre Tasse energisch gegen die Tischplatte geschlagen. » Das ist nun wirklich der Gipfel, Eira!« Sie wirkte ehrlich empört. »Darf ich mal raten, so ins Blaue hinein? Eine Behauptung von

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