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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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hierhergekommen sein, und wir hätten ihn dann schnurstracks vergiftet? Aus welchem Grund, wenn ich fragen darf?«
    »Das hoffen wir von Ihnen zu erfahren.«
    Sie starrte ihn nur kalt an.
    Eira erhob sich und ging in die Diele. Er wurde auf Johans Hausangestellte Nancy aufmerksam, die wie ein Schatten in der Küche hantierte. Eira trat ein. Sie antwortete mit kaum hörbarer Stimme, als er grüßte.
    Eira versuchte so höflich wie möglich zu lächeln. »Nancy, wir setzen uns am besten gleich hier in der Küche zusammen.«
    »Ich wollte gerade gehen.« Sie ging hastig zur Tür und umfasste die Klinke.
    »Es dauert nur einen Moment.« Eira geleitete sie zum Küchentisch und schloss die Tür.
    Nancy blieb mitten in der Küche stehen, während Eira umherschlenderte und Regale und Arbeitsflächen betrachtete. »Kochen Sie, Nancy?« Sie nickte stumm. »Und Sie backen auch Brot?«
    Ihre Augen wurden größer. »Warum fragen Sie danach?«
    Er stand vor dem Gewürzbord, einem Sammelsurium aus Töpfchen und Gläsern. »Pflücken Sie selbst Wacholderbeeren?« Sie antwortete nicht. »Ich hatte eine Tante, die behauptete, dass das Haar schön wird, wenn man es mit einem Auszug aus Wacholderbeeren spült.«
    Nancy wurde nicht mitteilsamer.
    »Meine Tante hat viel größere Mengen gesammelt, als Sie sie hier haben«, sagte er und nahm das Glas herunter. »Wozu verwenden Sie denn Wacholderbeeren, Nancy?«
    »Das können Sie sich doch wohl denken, Eira.« Es klang fast gekränkt. »Für Rentiergeschnetzeltes.«
    »Und auch noch für was anderes?« Er öffnete den Kühlschrank.
    »Pastete. Dort steht noch eine halbe.«
    »Ach ja?« Eira klang plötzlich wie der Moderator einer Kochshow im Fernsehen. »Wie bereiten Sie so was zu?«
    »Das ist sehr einfach.« Jetzt war Nancy in ihrem Element und entspannte sichtlich die Schultern. »Man nimmt gehacktes Schneehuhnfleisch. Auch Leber muss rein, obwohl Johan den Anblick von Leber nicht erträgt. Ich schmuggle sie trotzdem rein. Würzen sollte man das Ganze mit etwas Lorbeer. Und mit Wacholderbeeren, ja. Und außerdem noch mit ganzem, grünem Pfeffer.«
    »Was kommt obendrauf?« Er hatte die Schüssel in der Hand und inspizierte die Pastete mit klinischem Interesse.
    »Aspik mit ganzen Preiselbeeren und Pfefferkörnern.«
    »Haben Sie Essen für Karl gemacht, als er hier gewohnt hat? Jetzt vor kurzem, meine ich?«
    Sie schwieg perplex.
    »Schneehuhnpastete und selbst gebackenes Vollkornbrot?«
    »Warum fragen Sie all das, Eira?« Sie war wieder auf der Hut.
    »Haben Sie auch Kaffee für ihn gekocht?«
    »Ich koche Essen und Kaffee für die, die hier wohnen. Dafür bin ich da.«
    »Kommen oft Leute hierher?«
    Nancy schüttelte den Kopf. »Fast niemand. Abgesehen von den üblichen: Zeitungsbote, Müllabfuhr, ab und zu die Post, außerdem hatten wir den Schornsteinfeger und die Brandschutzkontrolle hier, Spendensammler …« Sie hatte sich jetzt warmgeredet.
    »Gut, gut, ich verstehe.« Eira beugte sich näher heran. »Haben Sie Karl getroffen, als er zurückgekommen ist?«
    Nancy bekam hektische rote Flecken auf den Wangen. »Tun Sie nicht so, Eira. Sie wissen gut, was Rita und Johan gesagt haben. Dass er nicht hier gewesen ist.« Sie griff nach ihrer Handtasche und umklammerte sie fest mit den Händen. »Ich begreife nicht, warum Sie mir all diese Fragen stellen, auf die Sie die Antwort schon wissen. Kann ich jetzt gehen?«
    Eira antwortete nicht. Er öffnete die Tür und rief nach Rita und Johan.
    »Dürften wir Karls altes Kinderzimmer sehen?«
    Rita sah Eira missmutig an. »Sie fragen, als ob man die Möglichkeit hätte, Nein zu sagen.« Sie winkte zu Johan hinüber. »Das ist dein Haus. Geh du mit ihnen nach oben.«
    Eira drehte sich zu Nancy um und fragte, ob sie in Karls Zimmer gewesen sei.
    »Ja, bei jedem Putzdurchgang.« Nancy biss sich auf die Lippen. »Früher«, fügte sie schnell hinzu.
    Widerstrebend ging sie auf Eiras Aufforderung hin mit nach oben. Karls Zimmer lag direkt an der Treppe und war blitzblank und aufgeräumt.
    »Ist hier etwas verändert worden?«
    Johan zuckte mit den Schultern. »Fragen Sie Nancy. Sie putzt im ganzen Haus. Wenn etwas herumliegt, räumt sie es auf.«
    »Verändert?« Sie sah ihn erschrocken an. »Ich habe keine Ahnung. Ich … ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Hat zum Beispiel jemand etwas aus dem Zimmer entfernt?«
    Sie blickte verwirrt. »Entfernt …? Ich weiß nicht … was sollte das sein?«
    Eira betrachtete die nervöse Frau.

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