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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorun Thoerring
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Hand der Frau sie stoppte.
    »Ich habe gehört, dass Per tot ist. Mein Beileid.«
    Magnis Mund blieb halb offen stehen. »Wer zum …«
    »Erkennen Sie mich nicht wieder? Ich bin Gunhild Wikan, Sverres Mutter.«
    Magnis verblüffter Gesichtsausdruck war echt, aber hielt nicht lange an. Sie übersah die ausgestreckte Hand und schob die Tür ganz auf, sodass das Licht aus dem Flur auf das Gesicht der Frau fiel. »Ja, hol mich doch der Teufel … Sie sind es!« Magnis Augen wurden schmal. »Das ist ja ein starkes Stück. Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie früher viele Worte für mich übrig hatten, wenn ich Sie bei Fjeld getroffen habe. Da sind Sie schnell über den Putzeimer gestiegen und haben zugesehen, dass Sie zu den hohen Herren in den Büros kamen. Obwohl Ihr Mann nicht so viel höher auf der Leiter war als ich …«
    »Ach, lassen Sie das doch jetzt«, unterbrach Gunhild sie fast scharf. »Das ist ja so lange her.«
    Magni stand breitbeinig in der Tür und machte keine Miene, Gunhild hereinzulassen. »Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie mir damals die Tür eingerannt hätten, als Per und Ihr Sverre miteinander befreundet waren. Was hat das jetzt zu bedeuten? Sind Sie den ganzen Weg von Spanien hierhergereist, um zu kondolieren?«
    » Es war wichtig, gerade jetzt zurückzukommen.« Gunhild zögerte.»Wollen Sie mich nicht hereinlassen? Es gibt doch keinen Grund, nicht miteinander zu sprechen.«
    Magni schnaubte. »Ich sehe aber auch keinen Grund, es zu tun.«
    »Nur eine halbe Stunde.« Gunhild legte ihr leicht die Hand auf den Arm und die Berührung ließ Magni einen Schritt zurücktreten. Das verstand Gunhild als Einladung und ging in den Flur.
    »Danke. Draußen wird es langsam kalt.«
    Magni verkniff sich einen Kommentar über witterungsgerechte Kleidung und stapfte vor ihr her ins Wohnzimmer. »Setzen Sie sich.«
    »Vielen Dank. Aber machen Sie sich nicht die Mühe, Kaffee aufzusetzen oder …«
    Magni gab einen trompetenartigen Laut von sich. »Das hatte ich auch nicht vor. Was wollen Sie eigentlich?«
    Gunhild schien ihr Kommen plötzlich zu bereuen. Aber dann sagte sie, leise und eindringlich: »Ich habe in all den Jahren so viel an Per gedacht. Ich … ich weiß ja, dass es nicht so gut ging mit ihm.« Sie suchte nach Worten. »Was, glauben Sie, war der Grund dafür? War es der Brand damals? Hat er versucht, Sverre aus dem brennenden Gebäude herauszuholen, ohne dass es ihm gelang?« In dem Blick, den sie Magni zuwarf, war echte Verzweiflung. »Hat er Ihnen jemals gesagt, wie es ihm danach ging?«
    Während Gunhild redete, hatte Magni wie gebannt dagesessen. Dann bewegte sie sich und sagte langsam: »Vielleicht sollten Sie mir lieber erklären, warum Sie das jetzt auf einmal interessiert? Damals war Ihnen Per doch völlig egal.« Magnis Hände lagen ruhig auf ihren Knien, aber die Fingerknöchel waren weiß und ihre Brust hob und senkte sich schneller als gewöhnlich.
    »Das weiß ich«, sagte Gunhild mit leiser Stimme. »Ich mache mir seitdem Vorwürfe. Und deshalb bin ich heute hier. Warum war ich nicht freundlicher, mitfühlender? Per stand vor dem Hausund wartete, als Sverre aus dem Krankenhaus kam. Warum habe ich ihn nach Hause geschickt?« Sie blinzelte mehrmals und sah weg. »Ich war ganz einfach zu sehr mit mir selbst beschäftigt.«
    Vollkommen ratlos öffnete und schloss Magni den Mund mehrere Male, während sie sich mit den großen Händen über die Schenkel strich. »Ich mach doch etwas Kaffee«, murmelte sie und stand auf.
    »Darf ich mal Ihre Toilette benutzen?« Gunhild hielt einen Handschuh gegen ihren Augenwinkel gepresst.
    »Oben im ersten Stock. Die Tür mit dem roten Herz.«
    Gunhild stieg langsam die schmale Treppe hoch. Setzte die Stiefeletten so vorsichtig auf den Stufen ab, als träte sie in eine Blumenwiese. Im ersten Stock war es eng, es gab drei Türen und ein kleines Fenster an der Querwand. Gunhild erinnerte sich vage an Sverres Beschreibung des Hauses aus der Zeit, als er noch ein Junge gewesen war. Daher wusste sie, dass eine der Türen zu Magnis Schlafzimmer gehörte, die andere zu einer Kammer. Gunhild ging an der Tür mit dem Herz vorbei.
    Am Fenster begann eine weitere Treppe, die auf den Dachboden führte. Dort oben hatte Per sein Zimmer gehabt. Die Treppe war noch schmaler als die erste und hatte kein Geländer, aber Gunhild war nach wie vor gut zu Fuß. Ebenso lautlos wie zuvor ging sie hinauf und sah sich auf dem Dachboden mit Schrägdach um. Links war die

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