Im Auge des Orkans
gemacht werden konnte. Appleby kannte sich
mit dem Boden aus und hatte eine gärtnerische Begabung. Daß er Frau und Tochter
im Schutz des jüngsten seiner vier Söhne zurückgelassen hatte, war nicht von
Belang. (Nach seinem Eintreffen im Sacramento-Delta schrieb er: »Wir werden
bald wieder vereint sein in diesem schönen und fruchtbaren Land.«)
Er machte seinen Anspruch auf die Insel
rechtsgültig und begann mit Hilfe seiner Söhne Jed, Caleb und Adam die
Obstgärten anzulegen, die der Grundstock zu seinem späteren Vermögen wurden.
Ein Haus wurde errichtet (»roh zusammengezimmert«, schrieb er seiner Frau,
»aber fest, es wird uns vor den Winterregen schützen«). 1867 schickte er nach
seiner Frau Eleanor, Tochter Louise und Sohn Matthew. Doch die Reise in den
Westen war anstrengend, und Eleanors durch den Krieg angegriffene Gesundheit
den Strapazen nicht gewachsen. Nur William Applebys Kinder kamen in Kalifornien
an. Neben den sorgfältig gestopften Kleidern und der Familienbibel lagen
Williams Briefe in Eleanors Koffer. Sie hatte sie alle aufgehoben.
Von dem Verlust seiner Frau schwer
getroffen, suchte Appleby Trost bei seiner Arbeit auf dem Land. Er verbrachte
die meiste Zeit in den Obstgärten, zusammen mit seinen Söhnen. (Eine Kusine in
Macon schrieb, offensichtlich als Antwort auf einen Brief von Appleby: »Ich
weiß, wie schlimm es für Dich ist und daß Dir die Arbeit mit der Erde Trost
gibt. Aber vernachlässige Louise nicht. Sie hat ihre Mutter sehr geliebt und
sie gepflegt, bis sie starb. Sie braucht einen Vater.«)
Aber auf der Insel gab es Probleme, die
Appleby von seiner sechzehn Jahre alten Tochter Louise ablenkten. Alf Zeisler,
der Einsiedler, wurde immer frecher. Er riß junge Setzlinge aus, brannte
Schuppen nieder, riß Wäsche von der Wäscheleine in den Dreck. Appleby
befürchtete, daß der Einsiedler ihm eines Tages das Dach über dem Kopf
anzündete. (»Der Kerl, der Deinen Besitz bedroht«, schrieb die Kusine, »warum
erschießt Du ihn nicht?«) Doch Appleby war ein friedliebender Mann und bereit,
dem Einsiedler seine Hütte und sein Stück Land zu lassen. Seine Angst ließ ihn
jedoch immer weniger tolerant sein.
Während dieser Schreckenskampagne trug
Louise die ganze Last des Haushalts. (»Du läßt sie zu schwer arbeiten«, stellte
eine Tante in Savannah fest. »Sie hat mir geschrieben, und ihr Brief ist voll
Verzweiflung und dem Gefühl des Verlassenseins. Wenn Du Dir keine neue Frau
nehmen willst, sorge doch, bitte, dafür, daß einer Deiner Söhne heiratet. Es
ist nicht gut, wenn ein junges Mädchen solche Bürde tragen muß und von
Angehörigen ihres Geschlechts isoliert ist.«) Und Appleby machte sich
tatsächlich Sorgen wegen seiner Tochter. Obwohl sie das viele Kochen, Waschen
und Putzen mitnahm, stellte er eine gewisse Wildheit bei ihr fest. Sie streifte
oft noch spät abends über die Insel und schien einen Zorn in sich zu tragen,
der direkt unter der Oberfläche ihres sanften Äußeren zu brodeln schien. (»Wenn
Du ihr Temperament so fürchtest, daß Du es mit dem Losbrechen der Wassermassen
in der Flutzeit vergleichst«, schrieb die Tante in Savannah, »dann schick sie
her, ehe etwas Schlimmes passiert.«)
William Appleby fand eine bessere
Lösung. Ein entfernter Verwandter hatte sich mit seiner Familie in San
Francisco niedergelassen, allem Anschein nach vermögende Leute. Er würde Louise
zu ihm schicken, bis er seine Schwierigkeiten mit dem Einsiedler gelöst hatte.
Doch zu seinem Erstaunen wollte Louise
die Insel nicht verlassen. Nach wochenlangem Streit verlor der Vater die Geduld
und befahl der Tochter zu packen. Louise bekam einen Wutanfall, und der Vater
sperrte sie in ihr Zimmer, aus dem sie spät nachts entwischte. Drei Tage blieb
sie verschwunden. Nachdem sie zurückgekehrt war — schmutzig, verwahrlost und
trotzig — , verkündete sie, sie sei beim Einsiedler gewesen. Und sie war schon
früher häufig bei ihm gewesen. Und sie trug sein Kind. (»Louise hat mir die
Neuigkeit auch mitgeteilt«, schrieb die Tante später an Appleby, »und mein Herz
weint mit Dir. Wie schrecklich, wenn man die einzige Tochter sein Lebenlang
nicht wiedersehen wird. Und wie viel schlimmer noch für das ungeborene Kind.
Was wirst Du in dieser Beziehung unternehmen?«)
Doch an jenem Abend war das Wohl des
ungeborenen Kindes das letzte, an das William Appleby dachte. Matthew wurde
zurückgelassen, um seine Schwester zu bewachen, die anderen Söhne zogen mit dem
Vater los, um den
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