Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)
abstruse Form des modernen Gladiatorenkampfes noch über mehrere Stunden so weitergegangen – bis eben einer der beiden Athleten das Handtuch geworfen oder mal aufsKlo gemusst hätte. Nur fand der Kampf schließlich auf ganz andere Weise ein abruptes Ende, denn mit einem Mal war da diese Stimme:
„Hey, ihr zwei …“, sagte sie ruhig und mit leicht slawischem Akzent im Tambre, „entweder ihr kauft endlich was, oder ihr macht euch raus.“
„Was? Kaufen?“ Miller, gerade mit Dietrich in einer Art masochistischer Liebesklammer verhakt, sah auf. Hastig schaute sie sich um. Ein Laden, ein Geschäft. Jetzt realisierte sie erstmal, wo sie hier waren – deshalb auch die Glastür. Und dieser Typ, völlig emotionslos starrte er sie aus seinen tiefen Augenhöhlen heraus müde an. Wobei irgendwie, Miller strengte ihr Gedächtnis an, irgendwie kam er ihr auch bekannt vor!
„Hey!“, rief er jetzt etwas lauter. „Spreche ich vielleicht undeutlich?“ Es ertönte ein zweimaliges Klacken – das untrügliche Geräusch einer einläufigen Remington Schrotflinte, Modell 870 6 , die fertiggeladen wurde.
Und während Miller den Ernst der Lage sogleich erkannte, entschied sich Dietrich seinerseits, auf diese Situation mit hochgestrecktem Mittelfinger zu antworten.
Im nächsten Moment klatschten etwa 1,1 Kilogramm seines Gehirns gegen die hinter ihm liegende Wand. Die restlichen, grob geschätzt 275 Gramm 7 , verteilten sich hingegen über Miller.
„Oh Gott!“ Die Agentin begann zu hyperventilieren. Dietrichs lebloser Körper rutschte ihr aus den Armen. Entsetzt starrte sie den Kerl hinter der Theke an. „Was, was haben Sie getan?“, schrie sie fassungslos.
„Falsche Antwort“, murmelte dieser jedoch nur gelassen und lud dann, mit einem kräftigen Ruck im Stil von Terminator II, erneut durch.
„Und du?“ Die Waffe nun auf ihren Kopf gerichtet, sah er Miller fragend an.
„Äh, und, und äh …“ In ihrer Nervösität gelang es Miller gar nicht, die richtigen Worte zu finden. „Und äh, wa-was verkaufen Sie hier?“, schaffte sie es dann endlich stotternd und rutschte unruhig ein Stückchen nach hinten.
„Was ich verkaufe?“ Der Anflug eines schelmischen Grinsens zeichnete sich plötzlich im Mundwinkel des Fremden ab. „Wohl das Schild überder Tür nicht gelesen was?“ Den Finger wieder vom Abzug nehmend, legte er sich seine Waffe entspannt über die Schulter. „Ich sag’s dir, Kleine …“, und sein Gesicht wurde wieder ernst, „Tattoos und Brandings – und Tattoofarbe ist aus …“
Dreizehntes Kapitel
Neue Allianzen
Autohof Berlin-Vogelsberg, etwa 25 Kilometer östlich der Hauptstadt.
Langsam steuerte Lysann ihr Fahrzeug auf die vor ihr liegende Parkbucht zu. Targo war bereits vor Ort. Gelangweilt mit den Fingern in seiner Nase puhlend, lehnte er am Heck seines Jeeps und beobachtete dabei, anscheined beiläufig, die frommen, aber doch recht hoffnungslosen Einparkversuche eines jungen Mädels Anfang zwanzig auf der gegenüberliegenden Straßenseite.
Lysann stellte den Motor ab und schnallte sich los. War Targo etwa allein gekommen? Suchend sah sie sich um. Es schien fast so. Oh nein, sie stockte. Da war er wieder – gerade trat er aus dem Toiletteneingang rechts der Tankstelle. Mit seinem ausziehenden Blick war er ihr bereits bei ihrer ersten Runde ums Gebäude aufgefallen. Echt aufdringlich.
Lysann seufzte. Anzug und Haarschnitt nach zu schließen vermutlich einer dieser golfgestärkten Manager-Typen, die sich den Rasthof als neue Spielwiese auserkoren hatten.
Und natürlich kam er nun genau in ihre Richtung – wie schön.
Genervt mit den Augen rollend stieg sie aus.
„Hey, Targo!“ Mit den Fingern schnippend, zeigte sie hinter sich. „Ich will, dass er da Abstand hält, okay!“
„Er, wer?“ Müde sah der Killer auf. „Das wäre aber nix so gut …“, antwortete er dann grinsend. „Der Herr Anwalt ist doch Ihr erwarteter Geschäftspartner!“
„Mein Ge …“ Lysann stockte.
„Frau Kessler?“ Der von ihr soeben noch in Gedanken als Tank-Ischenaufreißer Abgefertigte streckte ihr nun freudig die mit irgendeiner nach Mandelöl duftenden Substanz eingecremte Hand entgegen. „Doktor Maximilian Schwarz“, schmalzte er aufdringlich und dabei sanft mit dem Daumen über ihren Handrücken streichelnd, „aber solch wundervoll zarte Wesen wie Sie dürfen mich Blacky nennen!“
„Blacky, ja?“ Lysann seufzte leise. Was hatte sie eben noch gedacht? Ja, der erste Eindruck war auch
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