Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)
weiteres Mal verkeilt, diesmal in der linken Hälfte des Geländers.
Hilflos schnaufend sah Dietrich zu Boden. Ob er sich‘s nun eingestehen wollte oder nicht, mit purer Muskelkraft allein war das Problem hier nicht zu lösen.
Und das hatte er nun davon. Da war er zwar groß, gutaussehend und nahezu unbesiegbar, doch hätte er sich in seiner Freizeit vielleicht auch nur ein bißchen weniger mit russischen Nahrungsmittelergänzungen und dafür bloß ein klein wenig mehr mit
Dr. Mao Hakashis Denksport für Anfänger-Software
, insbesondere mit der
Labyrint 4.0
-Erweiterung, beschäftigt – er hätte sicherlich herausbekommen, dass bei einem Geländerabstand von unter 60 Zentimetern zueinander Geschwindigkeit und Kraft nicht alles waren.
„Na, steckengeblieben, Großer?“, scherzte Miller indes erheitert und knallte ihrem Angreifer nun bei diesen Worten mit einem satten Hieb ein halb verkohltes Stück Gartenzwerg zwischen die Beine.
Mehr als ein flüchtiges Zucken im linken Mundwinkel verursachte das bei Dietrich allerding nicht.
„Willst immer noch spielen, was?“, grinste er müde und dann, ehe sie sich versah, hatte er sie bei den Beinen gepackt, einmal um 180° gedreht und schon flog Miller durch die hinter ihr liegende Glastür.
Scheppernd und klirrend fiel alles in sich zusammen.
„Also doch Handarbeit …“ Und grummelnd die Reste des Holzrahmens aus den Türbändern tretend, setzte Dietrich ihr nach.
„Oh, is mir heut schlecht …“ Geplättet schälte Miller ihr Gesicht aus dem dunkelgrauen Filzteppich. Nicht, dass die verdammte Scheibe – wenn auch aus Omas Zeiten und somit bloß einfach verglast – an sich nicht schon hart genug gewesen wäre, so eine ungebremste Punktlandung hatte auch was für sich.
„Der geht zum Lachen aber tiefer, als in den Keller …“ Benommen stützte sie sich auf.
Im nächsten Moment war Dietrich jedoch bereits hinter ihr, packte sie bei den Haaren und riss sie unsanft daran nach oben.
„Bringen wir’s endlich zu Ende, Muschi!“, brüllte er dabei böse und presste Miller sein Knie ins Kreuz. Sein warmer Schweiß tropfte ihr perlend in den ausgeleierten Nackenausschnitt.
Sie versuchte, sich noch loszureißen, doch er war einfach zu stark. Dann spürte sie auch schon, wie er seinen Unterarm von links nach rechts vor ihren Kehlkopf schiebend, zum Genickhebel ansetzte.
Röchelnd quiekte sie auf. Das war es dann also, das Ende – ganz ohne weißes Licht, wie sie es sich immer vorgestellt hatte. Hastig suchte sie mit ihrer Rechten den Boden ab.
„Keine Angst, Muschi …“, flüsterte Dietrich, sein Gesicht jetzt neben das ihre bringend und machte sich bereit, ihr mit einem kurzen aber kräftigen Seitwärts-Ruck den finalen Rest zu geben.
„Es tut nur einmal weh …“ Genüsslich schleckte er ihr mit der Zunge über die Wange. „Noch ein letztes Wort, Muschi?“
„Ei-eins noch …“, röchelte Miller, mit der Rechten dabei weiterhin tastend den Boden abgrasend. Da endlich – gefunden! So gut das noch ging, holte sie tief Luft:
„Was meinst du, wie lange das wohl braucht, um rauszueitern?“ Dann stieß sie zu.
„Ahhh!“ Lauthals schrie Dietrich auf. Der Hebel um Millers Hals löste sich.
„Und, Scheißkerl? Nennst du mich jetzt immer noch Muschi?“, brüllte diese biestig zurück und drehte die DVD-Hüllen große Glasscherbe in Dietrichs Oberschenkel dabei noch mal genüsslich um 45° nach links.
„Verfluchte kleine Schlampe!“ Schreiend vor Schmerzen brach er seiner Kontrahentin mit einem satten Aufwärtshaken das Nasenbein.
Für einen kurzen Moment sah Miller erneut Sternchen, und Dietrich riss sich die Scherbe aus dem Fleisch.
Doch für Schwächeleien war jetzt keine Zeit – weder für sie noch für ihn. Lautes Knacken, und Millers Näschen zeigte wieder nach vorne. Denn es war noch nicht vorbei. Kaum losgelassen, hatte Dietrich seine Gegnerin bereits erneut gepackt und verdrehte ihr den Arm auf den Rücken.
Miller ihrerseits konterte jedoch mit einem gezielten Kehlkopfschlag, und in der nächsten Sekunde ließ er auch schon wieder von ihr ab.
Dankbar zog ihm die Agentin einmal Stirnabwärts die Fingernägel durchs Gesicht.
Erneute Schreie, und wieder eine Kopfnuss für Miller. Als nächsten traf es dann wieder Dietrich – zwei Schläge mit der flachen Hand auf die Ohren, so dass er das Gefühl hatte, die Glocken vom Petersdom in Rom würden persönlich nur in seinem Kopf läuten.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wäre diese
Weitere Kostenlose Bücher