Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)
nicht immer der verkehrteste.
„Männer wie Sie dürfen mich Frau Kessler nennen“, entgegnete sie dann kühl und zog ihre Hand sogleich wieder zurück. „Also, Herr Doktor Schwarz …“, fragend sah sie ihn an, „hab ich das gerade richtig verstanden? Sie sind Anwalt?“
„Ganz recht.“ Schwarz nickte. „Ich vertrete meinen Mandanten Herrn Tomasz Abramowitsch.“
„Ihren Mandanten, verstehe …“ Lysann atmete tief durch. „Und inwieweit sind Sie mit der Sachlage betraut?“
„Inwieweit?“ Schwarz begann überheblich zu grinsen. „Man könnte auch sagen, dass ich genaustens weiß, was für ein böses Mädchen Sie sind, Frau Kessler …“
„Interessant …“ Lysann zog vielsagend die Brauen hoch.
„Ich weiß, was Sie gerade denken – warum den Mistkerl nicht hier und gleich umlegen?“, fuhr Schwarz nun grinsend fort. „Aber keine Sorge, als Geschäftspartnerin meines Mandanten unterliegen selbstverständlich auch Ihre Angelegenheiten der vollständigen Schweigepflicht! Wollen wir dann?“ Drängelnd sah er zu Targo, welcher ihm daraufhin unbeeindruckt von der Ersatzradabdeckung seines Jeeps runter eine rehbraune Ledermappe rüber reichte.
„Nur drei kleine Unterschriften, und Sie und Herr Abramowitsch sind im Geschäft!“ Mit flinken Fingern zog Schwarz ein paar zusammengeheftete Blätter hervor und breitete sie fachmännisch auf der Motorhaube von Lysanns CLK aus.
„Entschuldigen Sie bitte meine Eile“, er grinste arrogant, „aber ich hab noch einen Anschlusstermin mit den hiesigen Vertretern für Pornografie und Menschenhandel …“
„Verstehe. Ich will Sie auch gar nicht aufhalten, Herr Anwalt.“ Nachdenklich überflog Lysann den in umständlichstem Amtsdeutsch verfassten Text. „Von Juristen für Juristen, was?“ Sie seufzte. „Und die Ware ist in spätestens 48 Stunden vor Ort?“
„Selbstverständlich!“ Schwarz zeigte ihr die mit kleinen dünnen Bleistiftkreuzen zur Unterschrift vorgekennzeichneten Stellen. „Dafür bürgt Herr Abramowitsch mit seinem guten Namen!“ Sich wie eine ausgehungerte Hyäne über den Daumenknochen schleckend, zückte Schwarz seinen Füllfederhalter.
„Und was liefere ich ihm dafür?“ Lysann sah den Anwalt fragend an.
„Targo sagte mir, er wolle kein Geld!“
„Ja, das ist auch richtig.“ Schwarz nickte ungeduldig. „Vielmehr bittet mein Mandant Sie nämlich um einen kleinen Gefallen: er möchte, dass Sie Michael Horn töten – den Mörder seines Bruders!“
„Michael wer?“ Lysann hielt irritiert inne.
„Horn“, murmelte Targo und seine Augen blitzten dabei böse auf. „Ich kenne ihn und es wird mir sein eine Vergnügen …“
„Na dann …“ Seine Chefin zuckte mit den Schultern. „Dann ist ja alles klar.“ Sie griff sich den Füllfederhalter.
„Wie schön.“ Schwarz sah zufrieden auf die Uhr. „Ich werde Herrn Abramowitsch sogleich anrufen!“
„Ja, bitte tun Sie das, Herr Anwalt …“ Bedächtig schob Lysann Schwarz‘ Edelschreibgerät zurück in dessen innere Jacketttasche. „Zeit ist Geld. Und“, fragte sie dann zynisch, „was hab ich im Kleingedruckten alles übersehen?“
„Im Kleingedruckten? Für wen halten Sie mich?“ Seine Papiere dabei hastig wieder zusammen raffend winkte Schwarz unschuldig ab. „Aber mal im Ernst“, fuhr er dann listig zwinkernd fort, „keine Sorge! Pro Vertragsabschluss gibt’s eh immer eine Waschmaschine mit mindestens 1800 Umdrehungen gratis dazu! Bei geplanten Terroranschlägen mit Chemiewaffen sogar inklusive Trockner!“ Er lächelte professionell. „Na dann, ich muss!“ Und kaum gesagt, da war er auch schon wieder in Richtung der Toiletten verschwunden.
Lysann sah ihm kopfschüttelnd hinterher.
„Komischer Typ.“
„Nicht komischer als Rest hier …“, murmelte Targo bemerkenswert scharfsinnig und hielt seinem Boss ein soeben aus Schwarz‘ Papierstapel heraus zu Boden gefallenes Blatt Papier vor die Nase.
„Ihr Durchschlag.“
„Sehe ich aus, als würde ich eine Art Ordner über meine Unternehmungen führen?“ Lysann seufzte. „Also“, sie sah ihren Kompagnon fragend an, „dieser Horn – wer ist das?“
„Ein Bulle …“ Unter leisem Knacken ballte Targo die Fäuste. „Ein ziemlich lästiger. Unsere Wege haben sich in Vergangenheit schon des öfteren gekreuzt …“
„Schön, das heißt also, Sie wissen auch, wo Sie ihn finden?“
„Finden?“ Der Killer sah nachdenklich in die Ferne. „Das Finden war nie ein Problem
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