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Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Titel: Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Matthias Griebler
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Geländer, „am Ende der roten Markise“, und ihr Hohlkreuz weiter auf Spannung haltend rutschte, sie nun mit dem Po über den Handlauf, „ist das die Terrasse der Zieletage?“
    Pleindes, für den Bruchteil einer Sekunde dadurch abgelenkt, die Vor- und Nachteile seines möglichen nächsten Jobs als Fahrkartenkontrolleur in der S-Bahn abzuwägen, schnellte unachtsam herum.
    „Wie meinen, Agent?“
    Ein kurzer, gellender Schrei ertönte. Doch dabei blieb es nicht.
    „Ich bin nackt!“, kreischte im selben Moment auch Pleindes.
    Ebenso kreischte Thiedemann. Nur schrie der halt eben nicht, dass er nackt war. Vielmehr waren es, kaum hatte er die Situation in den ersten Zügen grob realisiert, wüste Hasstiraden die er losließ. In etwa Sachen wie:
    „Pleindes! Was haben Sie da nur getan? Ich bring Sie um! Sie sind sowas von tot!“ Dann, ein bis zwei halbe Atemzüge später und mit dem Ziel, sich lieber wieder auf’s Wesentliche zu konzentrieren, brüllte er auch schon ins Funkgerät: „Zugriff! Zugriff! Zugriff!“
    Und Miller? Nun, die war ja bereits auf dem Weg nach unten – mit Pleindes Mäntelchen übrigens, und demzufolge auch nicht über die Treppe.
    Das zwar gerade mal mit nur 1,9 kg dokumentierte Leichtgewicht der ballistischen Schutzweste war wohl doch etwas zuviel gewesen – erst recht, wenn man mitten in seinem akrobatischen Drahtseilakt eine Ohrfeige verpasst bekam. Aber ungewollt hin oder her, passiert war passiert. Und gemäß den Leitsätzen glückloser Fallschirmjäger blieb einem in so einem Fall nur noch eines zu tun – Regel 43: Falle mit Würde. Der Aufschlag tat für gewöhnlich weh genug.
    In der nächsten Sekunde war es dann auch schon passiert.
    „Oh Mann …“ Miller atmete tief durch. Die Markise – vorsichtig streckte sie nach beiden Seiten hin tastend die Arme aus – sie hatte gehalten.
    „Das nenne ich mal Glück im Unglück …“ Japsend rollte sie sich auf den Bauch. Nicht nur, dass sie seit dem Vorbeiflug an Suite 774 undihrem dabei erhaschten Blick auf den 64 Zoll TFT-Großbildmonitor nun wusste, dass sie vier Richtige in der Mittwochsziehung hatte – nein, es hatte sogar den Anschein, als würde sie die Chance bekommen, die horende Summe von 251,30 Euro irgendwann auch noch mal ausgeben zu können.
    Sie sah nach rechts. Die Feuerleiter war nur ein paar Meter entfernt. Mit bedachten und nicht allzu hektischen Bewegungen sollte das Erreichen selbiger eigentlich ein Kinderspiel sein.
    Sollte und eigentlich – definitiv zwei Worte des Hoffens zuviel.
    Im nächsten Moment vernahm die Agentin unter sich dann auch schon ein Geräusch, als wie wenn ein nasses T-Shirt reissen würde.
    „Oh shit …“ Miller biss die Zähne zusammen. Und schon sauste sie, sich verzweifelt in den breiteren Teil der Stoffbahn krallend, weiter abwärts. Was auch gut war, denn hätte sie sich unbewusst für den schmaleren Part entschieden, so hätte es sie wohl zielgenau in den Friteusen-Abluftschacht der Großküche im Erdgeschoss katapultiert.
    So jedoch konnte man fast schon von einer Art Abkürzung sprechen.
    Seit ihrem Sturz und Thiedemanns Befehl zum Zugriff nämlich waren nun gerade mal 9,8 Sekunden vergangen und nur schlappe 4,6 Sekunden später, also summa summarum exakt 13,4 Sekunden nach Pleindes juniors Ohrfeige, dem daraus resultierten Markisenaufprall drei Stockwerke tiefer und der dort, vermutlich aufgrund Materialermüdung gewonnenen raschen Weiterreise – inklusive Durchbrechens zweier hölzerner Windschotts, einer schmerzhaft-glitschigen Rutschpartie über den, mit reichhaltig Schalentieren, Südfrüchten und Hamburger Schlammbowle angerichteten, Mittagsbrunch der Familie van Holten und des lautstarken Abgangs über deren südliches Balkongeländer – schlug sie bereits auf der Zielterrasse ein und war somit ganze 6,6 Sekunden schneller als das SEK.
    „Au, verflixt!“ Sich schmerzlich ihren an der letzten Holzbarriere verstauchten Mittelfinger haltend, kam Miller nach oben. Ein Pool! Sie musste in ihrer jüngeren Vergangenheit wirklich mal ein Glücksschwein gebumst haben. Ächzend klammerte sie sich an die vor ihr angebrachten Handläufe und riss sich stöhnend die mit Flüssigkeit vollgesogene Schutzweste von den Schultern.
    „Oh Mann …“ Selbige dann erschöpft hinter sich werfend, machte sie sich daran, ihre Nasenlöcher durchzuprusten.
    Doch noch im gleichen Moment hielt sie inne. Für Handläufe waren die Dinger ganz schön fusselig. Und sehr stabil wirkten die

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