Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Titel: Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Per Matthias Griebler
Vom Netzwerk:
flach durch.
    Ein Nervengift also – natürlich. Und der Kerl hatte Recht. Sie registrierte, wie sich der Klang der Stimmen für sie langsam wieder normalisierte und auch ihr Geruchssinn zurückkehrte. PVC, es roch nach frischem Gummi und Sprit.
    „Du schaust so irritiert?“
    „Na ja …“, ein dumpfes Scheppern ertönte, „war die Anweisung nicht eigentlich, dass wir sie töten sollten?“
    Endlich, Miller hätte am liebsten vor Freude laut aufgeschrien, sie hatte die Kontrolle über ihre Gesichtsmuskulatur zurück. Vorsichtig blinzelnd begann sie sich umzuschauen. Wie schon vermutet, handelte es sich allem Anschein nach bei ihrem Verlies um den blankgeputzten Laderaum eines Kleintransporters. Spiegelblank, um genau zu sein. Denn obwohl man sie mit dem Rücken zum Geschehen und mit dem Gesicht nahe der linken Außenwand abgelegt hatte, so war es ihr in dieser Ajax-Bude doch ein Leichtes, sich auch einen Überblick in ihrem Rücken zu verschaffen. Und vor allem – voller Tatendrang streckte sie ihre Zehen – bot sich ihr nun endlich die Gelegenheit, den Stimmen ihrer Entführer ein Gesicht zu geben.
    „Dietrich, jetzt mal ernsthaft …“ Dieser Seewald, eine gepflegte 1,86 m Erscheinung Anfang 30, vom Typ
Dr. Frank – der Arzt, dem die Frauen vertrauen
, mit schütterem schwarzen Haar und den schlanken Körper in einen SEK-Einsatzkombi gehüllt, klang mit einem Mal ziemlich amüsiert.
    „Töten ja, aber doch nicht damit!“ Spitzfingrig schlüpfte er in ein paar weiße Einweghandschuhe. „Das Töten, mein Freund“, er sah seinen jungen Begleiter – welcher, aus irgendeinem unerfindlichen Grund bloß noch die Hosen und Stiefel seiner Einsatzkombination trug und so, oberkörperfrei, die üppigen, jedoch klar definierten und absolut fettfreien Muskelberge eingeölt und die Spitzhacke wie eine Geliebte sanft streichelnd vor sich haltend, nun auch direkt dem Casting eines schlüpfrigen Emmanuelle-Films hätte entsprungen sein können – tadelnd an, „das Töten ist eine Kunst!“ Gezielt griff Seewald in die aufgeklappte Medikamententasche neben sich und nahm eine kleine Ampulle heraus, „Weißt du denn überhaupt, wie viel Dreck deine Methode da macht?“ Vorsichtig brach er der Ampulle an der dafür vorgesehenen Stelle den Glaskopf ab und griff sich die bereits vor seinen Füßen zurechtgelegte Spritze. „Also, ich mach das nicht weg am Ende – die Sauerei …“
    „A-aber …“, sein Kompagnon schien sichtbar enttäuscht, „ich dachte, von wegen Unfall und so …“
    Unfall, schon klar. Miller spürte wie ihr die Galle hochkam. Sie wollten sie töten – auf Anweisung. Und nicht nur das, das Beratschlagen über das wie, schien ihnen auch noch Spaß zu bereiten!
    „Unfall hin, Unfall her“, ergriff jetzt wieder dieser Seewald das Wort und führte dabei bedächtig die Spritzennadel in die Ampulle ein, „denkst du etwa, irgendjemand würde glauben, dass Agent Miller aus Versehen in ein Erdaushubgerät gefallen ist? Eben“, beantwortete er sich die Frage dann sogleich selbst und zog den Ampulleninhalt hoch in die Spritzenkammer. „Und schon gar nicht mehrfach …“
    „Nein, natürlich …“ Einsichtig sah sein Kompagnon zu Boden.
    „Ein plötzlicher Herzinfarkt ist da weitaus effektiver …“ Gewieft grinsend drückte Seewald die Luft aus der Kammer. „Du wirst schon sehen …“ Mit ruhiger Hand näherte er sich Millers Hals. „Nur ein klitzekleiner Pieks und haaaaaaaarrrch …“ Röchelnd und mit flatternden Pupillen sank Seewald zu Boden. Die Spritze, schier senkrecht – die nicht weniger als 8,5 Zentimeter lange Nadel dabei bis zum Anschlag versenkt – steckte sie in seinem Hals.
    „Und wie gefällt dir der kleine Pieks hier, Arschloch?“, fauchte Miller und jagte mit diesen Worten nun auch den letzten Rest des toxischen Giftes aus dem Zylinder raus.
    Doch die Freude über diesen kleinen Sieg währte nicht lange.
    In der nächsten Sekunde schon fühlte sie sich, als hätte jemand ein Deluxe-Sortiment Chinaböller, und damit meine ich nicht die legalen ab 18, direkt in ihrem Kopf gezündet – Dietrichs Spitzhacke! Ähnlich dem Klang eines umstürzenden Hochregals voller Kochtöpfe war sie, nurwenige Millimeter links von ihr, laut scheppernd und mit der Wucht eines Presslufthammers, in die blitzende Kabinenwand eingeschlagen.
    „Aaaargh – verdammt!“ Sich schützend die Hände auf ihre Gehörgänge pressend, warf sich Miller zur Seite.
    „Dann eben doch auf meine Weise!“,

Weitere Kostenlose Bücher