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Im Augenblick der Angst

Im Augenblick der Angst

Titel: Im Augenblick der Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Sarkey
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gierig gehandelt, vielleicht hatten sie sich in etwas verrannt. Aber sie arbeiteten wieder in dieselbe Richtung, Anna und er, sie bauten sich gegenseitig auf – und sie hatten einen Plan. Das war doch was. Er goss den Kaffee in zwei Becher und ging zurück ins Schlafzimmer.
    Anna lag nackt auf den zerknüllten weißen Laken wie in einer Pfütze Eischnee. Als Tom den Becher auf den Nachttisch stellte, lächelte sie. Er hob sein Handy auf und schaltete es an – neue Nachrichten auf der Mailbox, stand auf dem Display. Nachdem er die Nummer gewählt hatte, erfuhr er von der Computerstimme, dass vier neue Nachrichten auf ihn warteten.
    »Hier spricht Detective Halden. Rufen Sie mich so schnell wie möglich zurück. Wir sind bereit, den Mann hochgehen zu lassen, der Sie bedroht hat.« Der Cop ratterte seine gesammelten Telefonnummern herunter, während Tom einen Schluck aus dem Becher nahm. Der Kaffee war erbärmlich, aber stark, was wahrscheinlich besser war als erbärmlich, aber schwach. Er drückte einen Knopf, um die Nachricht zu speichern und die nächste aufzurufen.
    »Mr. Reed, hier Detective Halden. Bitte rufen Sie mich an. Wir müssen handeln.«
    Die dritte Nachricht. »Hier ist nochmal Christopher Halden. Sie müssen mich so schnell wie möglich zurückrufen, egal ob Tag oder Nacht. Im Ernst, Tom – so schnell wie irgend möglich. Ich versuche es gleich nochmal bei Ihnen zu Hause.«
    Bei der nächsten Nachricht – von heute Morgen – hatte der Anrufer einfach aufgelegt.
    Scheiße. Tom klappte das Handy zu und strich sich übers Kinn. Gestern Abend hatten sie so eifrig geplant, dass er den Detective ganz vergessen hatte. »Halden hat ein paarmal angerufen.«
    »Ruf nicht zurück.« Anna rappelte sich auf, bis sie am Kopfbrett lehnte, und stopfte sich ein Kissen in den Rücken. »Jetzt geht es einfach nicht. Wenn du aus Versehen was über Jack oder die Century Mall durchblicken lässt …«
    »Irgendwann muss ich ihn anrufen.«
    »Ja, wenn alles vorbei ist. Dann kannst du ihm einfach sagen, dass du dich umentschieden hast. Wir haben nochmal drüber nachgedacht, und du willst eben nicht den Köder spielen. Das wird er dir abnehmen. So was passiert wahrscheinlich ständig – die Leute haben einfach Angst davor, Gangster zu identifizieren.«
    Tom dachte nach, bis er schließlich nickte. Er zog seine Hose von der Sessellehne und stieg hinein, hob die Hände über den Kopf und dehnte sich, erst nach links, dann nach rechts. Seine Nieren schmerzten so sehr, dass er zusammenzuckte. »Hast du dein Handy dabei?«
    »Ja.«
    »Gut. Ich ruf dich an, sobald es vorbei ist.«
    »Was soll vorbei sein?«
    »Das Treffen mit dem Dealer.« Tom schnallte den Gürtel um. »Er will sich doch nochmal mit mir unterhalten.«
    »Ich komme mit.«
    »Auf gar keinen Fall.« Tom drehte sich um und blickte sie an. »Denkst du etwa, ich nehme dich zu einem Treffen mit, bei dem –«
    »Tom!« Sie setzte sich auf, schnappte sich ein Kissen und schleuderte es nach ihm.
    Tom duckte sich überrascht zur Seite. »Was?«
    »Du tust es schon wieder. Du versuchst, mich zu beschützen.«
    »Aber diesmal spiele ich doch nicht den Helden. Ich sehe einfach keinen Sinn darin, dass du auch noch in diese Sache reingerätst –«
    »Ich bin längst ›in diese Sache reingeraten‹, du arroganter Arsch! Glaubst du etwa, Jack oder dein bester Freund von einem Drogendealer werden mich höflicher behandeln, nur weil ich Brüste habe?« Sie schüttelte den Kopf. »Da bist du leider der Einzige.«
    Tom stand mit offenem Mund und ausgebreiteten Armen da und wusste nicht, was er sagen sollte. »Ich will einfach nicht, dass dir was passiert.«
    »Ich will, dass keinem von uns was passiert. Und das haben wir eigentlich schon gestern Abend ausdiskutiert.«
    Tom wandte sich ab und blickte aus dem Fenster. Der Horizont war grau, verhangen von tiefen, dickbauchigen Wolken. Die Skyline wirkte abweisend, fast ausgeblichen; das obere Drittel des Aon Center verschwand im Nebel. Der Berufsverkehr würde erst in einer Stunde so richtig einsetzen, aber auf den Straßen wimmelte es schon jetzt von Taxis, und die Gehsteige waren übersät von kleinen Figuren in Röcken und Anzügen. Ein Frühlingsmorgen wie jeder andere. Tom hörte Annas leise, sanfte Stimme in seinem Rücken. »Bonnie und Clyde. Alles oder nichts.«
    »Dann ziehen wir uns lieber mal an«, sagte er. »Wird ein langer Vormittag.«
     

17
     
    In ihrem ersten Jahr in Chicago hatten sie sich in einem

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